
Nach den Sommerferien sollen auch Kinder mit Schnupfen weiter in ihre Kita gehen dürfen, wenn sie sonst keine Krankheitssymptome zeigen. Dies erklärte Bayerns Sozialministerin Karolina Trautner am Dienstag nach einer Kabinettssitzung in München. Um Erziehern und Eltern eine bessere Unterscheidung zwischen harmlosen Erkältungen und einer möglichen Corona-Infektion zu ermöglichen, werde deshalb derzeit mit Hilfe von Kinderärzten "ein leicht verständlicher Leitfaden für die Kita-Praxis" erstellt.
Ministerin verteidigt die bislang strengen Gesundheitsregeln
Die letzte Entscheidung, ob ein Kind noch in die Einrichtungen kommen darf, soll bei Erziehern und Eltern liegen, so Trautner. Die beratenden Experten seien aber zuversichtlich, eine Checkliste zur Verfügung stellen zu können, die es ermögliche, in den rund 9800 bayerischen Kitas "die richtigen Entscheidungen treffen zu können".

Seit 1. Juli herrscht in Bayerns Kitas ein eingeschränkter Regelbetrieb, bei dem die Kinder nur in festen Kleingruppen betreut werden – und der vorschreibt, dass Kinder auch mit nur leichten Krankheitssymptomen zu Hause bleiben müssen.
"Diese Einschränkungen dienen der besonderen Situation in den Kitas", erklärte Trautner. Denn dort sei eine dauerhafte Einhaltung der Abstandsregeln unmöglich. Deshalb habe man bislang auf dem strengen Ausschluss erkrankter Kinder bestanden: "Wir wollten Kita-Schließungen vermeiden", so die Ministerin. Die Maßnahme helfe deshalb "den Erziehern, aber auch den Kindern und Familien", so Trautner.
Stabil niedrige Corona-Infektionen vorausgesetzt, soll aber ab 1. September wieder ein weitgehend normaler Regelbetrieb in den Kitas aufgenommen werden. Dafür sollen die Einrichtungen noch in dieser Woche ein überarbeitetes Hygiene- und Schutzkonzept bekommen. Dieses soll dann entsprechend den räumlichen und personellen Ausstattungen der Einrichtungen vor Ort individuell angepasst werden.
Zusammen mit dem Gesundheits-Leitfaden soll damit wieder ein möglichst uneingeschränkter Betrieb möglich werden. "Eine hundertprozentige Sicherheit kann niemand garantieren", räumte Trautner ein. Dennoch brauche es bei der Einschätzung von leichteren Erkrankungen der Kinder "ein gutes Augenmaß, sonst wären manche Kitas im Herbst bald weitgehend leer", mahnte die Ministerin.
Sollte sich die Zahl der Corona-Infektionen in Bayern im Herbst wieder erhöhen, soll für die Kitas ein Stufen-Plan greifen: Auf erhöhte lokale oder regionale Infektionszahlen soll es in den Kitas zunächst ebenfalls nur räumlich begrenzte Einschränkungen in einzelnen Einrichtungen geben. Dabei soll zumindest ein Teil-Betrieb mit reduzierten Gruppengrößen möglich bleiben. Denkbar seien dabei auch Schicht-Modelle, um möglichst viele Kinder zumindest zeitweise betreuen zu können. Die Entscheidung liege beim zuständigen Gesundheitsamt.
Stufenplan für Kita-Schließungen im Fall steigender Corona-Infektionen
Bei einer zweiten großen Corona-Welle müsste jedoch in einer weiteren Stufe zu einer Notbetreuung zurückgekehrt werden, warnte Trautner. Betreut werden könnten dann erneut nur noch Kinder von Eltern, die in kritischer Infrastruktur wie etwa Krankenhäusern arbeiten, Kinder von Alleinerziehenden sowie Kinder mit besonderem Betreuungsbedarf.
Auch die gegenseitige Betreuung von Kindern in festen Familien-Gruppen soll in diesem Fall jedoch weiter möglich bleiben. Einen vergleichbaren Stufenplan für die Rückkehr der Schulen in den Regelbetrieb hatte kürzlich auch Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) vorgestellt.