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Würzburg
Große Corona-Studie in Würzburg soll Kita-Schließungen verhindern
Mehr als 800 Kinder aus Würzburger Kitas sollen ab Herbst regelmäßig auf das Coronavirus getestet werden. Ein deutschlandweit einmaliges Projekt, sagen Stadt und Uniklinik.
Im Herbst startet in Würzburg eine groß angelegte Corona-Studie an Kitas. OB Christian Schuchardt und Sozialreferentin Hülya Düber (Zweiter und Dritte von links) sowie die Professoren Christoph Härtel, Oliver Kurzai und Johannes Liese (von links) stellten das Konzept jetzt vor.
Foto: Thomas Obermeier | Im Herbst startet in Würzburg eine groß angelegte Corona-Studie an Kitas. OB Christian Schuchardt und Sozialreferentin Hülya Düber (Zweiter und Dritte von links) sowie die Professoren Christoph Härtel, Oliver Kurzai ...
Angelika Kleinhenz
 |  aktualisiert: 10.02.2024 12:29 Uhr

Das Vorhaben ist deutschlandweit einmalig, sagen die Initiatoren. Im Herbst soll in Würzburg eine groß angelegte Studie an neun Kindertageseinrichtungen beginnen, kurz "Wü-KiTa-CoV" genannt. Organisiert und durchgeführt von der Stadt, der Universität und dem Uniklinikum, können mehr als 800 Kinder im Vorschulalter daran teilnehmen. Ein Teil von ihnen soll über drei Monate regelmäßig auf eine Infektion mit dem Coronavirus getestet werden. 

"Das sind mehr als 20 Prozent aller in der Stadt betreuten Kinder, die noch nicht schulpflichtig sind", sagt Professor Oliver Kurzai. Der Mikrobiologe von der Universität leitet gemeinsam mit  Professor Johannes Liese von der Uni-Kinderklinik die Studie. "Wir rechnen damit, dass wir etwa 10.000 Tests in zwölf Wochen machen werden", so Kurzai am Mittwoch bei der Vorstellung des Projekts. Ziel sei, bei jedem Test den Eltern das Ergebnis noch am selben Tag mitzuteilen. Die Organisatoren rechnen mit einem "erheblichen logistischen Aufwand". Was jetzt angesichts weniger Corona-Fälle gut funktioniere, werde vielleicht ab Herbst schwieriger. 

Wofür der Aufwand? Ein Ziel der Studie sei es, auch während der Pandemie einen sicheren und kontinuierlichen Betrieb der Kinderbetreuungseinrichtungen zu ermöglichen und die Ausbreitung von Coronavirus-Infektionen frühzeitig zu erkennen und zu unterbinden. "Kinder werden in der öffentlichen Diskussion oft als infektiöse Virusträger verstanden, nicht aber als Individuen mit gleichen Rechten", sagt Professor Christoph Härtel, Direktor der Uni-Kinderklinik. Viele Kinder hätten während des Lockdowns gezwungenermaßen auf den Kontakt zu Gleichaltrigen sowie zu Erziehern als engen Bezugspersonen verzichten müssen. 

Eine solche psychologische Belastung für Kinder wie für ihre Eltern, die bei geschlossenen Kitas Familie und Berufsalltag unter einen Hut bringen müssen, soll es laut Hülya Düber, Leiterin des Sozialreferats der Stadt Würzburg, nicht mehr geben. Man werde auch im Herbst noch von einem "normalen Regelbetrieb wie vor der Pandemie" weit entfernt sein, sagt Düber. Etwa, weil Projekte wie musikalische Früherziehung nicht stattfinden oder weil die einzelnen Gruppen getrennt bleiben und nicht gemeinsam spielen oder zusammen Gottesdienste feiern können. Trotzdem wolle man - "wenn die Situation so stabil bleibt" - unbedingt verhindern, dass Einrichtungen erneut komplett schließen müssen.

"Jeder, der ein Kind in der Kita hat, hat möglicherweise Großeltern oder Personen, die zur Risikogruppe gehören, in der Familie."
Professor Johannes Liese, Leiter der pädiatrischen Infektiologie der Universitäts-Kinderklinik

Dazu gehöre Sicherheit, so Kinderarzt Professor Johannes Liese. "Jeder, der ein Kind in der Kita hat, hat möglicherweise Großeltern oder Personen, die zur Risikogruppe gehören, in der Familie." Würden Infektionen aber rechtzeitig entdeckt, müsse man nicht gleich eine ganze Einrichtung schließen.

Ziel der Würzburger Studie soll es also auch sein, herauszufinden, mit welcher Methode Coronavirus-Infektionen in Kitas möglichst früh, einfach und am wenigsten belastend für Kinder und Eltern entdeckt werden können. Dafür werden bei den Teilnehmern Rachen - oder Nasenabstriche genommen und Speichelproben untersucht - bei einem Teil der Kinder bis zu zwei Mal pro Woche. Eine Studiengruppe soll ein Mal wöchentlich getestet werden. Eine dritte Gruppe nur, wenn es Symptome in der Familie gibt.

Der Unterschied zu anderen Corona-Erhebungen bei Kindern, etwa der "Covid-Kids-Bavaria"-Studie, an der die Würzburger Unikinderklinik ebenfalls beteiligt ist, seien die schiere Masse, die Intensität und die Regelmäßigkeit der Testungen über mehrere Monate hinweg, sagt Liese. Während bei der bayernweiten Erhebung zu bestimmten Zeiten stichprobenartig zufällig ausgewählte Kinder und Erwachsene auf das Virus getestet werden, sei die Würzburger Studie eher eine kontinuierliche Überwachung.

"Es ist mehr als eine Studie", sagt Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt. "Dieses Monitoring-Konzept in der Kinderbetreuung der Stadt Würzburg ist deutschlandweit einmalig", sagt Oliver Kurzai. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat eine Finanzierung von über einer Million Euro zugesagt. An dem Projekt beteiligt sind außerdem die Virologie, die Kinder- und Jugendpsychiatrie und die Allgemeinmedizin der Würzburger Uniklinik. Es fehle nur noch eines, sagt  Christoph Härtel: "Wir müssen die Familien überzeugen, mitzumachen!"

Am Tag, an dem die Studie vorgestellt wurde, bestätigte das Würzburger Gesundheitsamt einen Corona-Fall in der Kita an der Löwenbrücke. Eine mögliche Infektionsquelle konnte bisher nicht ermittelt werden. Die Testergebnisse von fünf weiteren Kindern, die als Verdachtsfälle eingestuft wurden, stehen derzeit noch aus. 

 
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  • k.a.braun@web.de
    Hier sehe ich eine Menge Augenwischerei. Ja, die meisten Kinder haben in der Tat Risikopersonen im Umfeld (schon allein die Großeltern gehören altersgemäß zu dieser Gruppe). Durch die Testungen wird aber das Risiko in keiner Weise vermindert, denn es geht ja einzig darum, die Infektionsketten möglichst schnell zurückverfolgen zu können, um die Einrichtungen möglichst offen zu halten.
    Die Infektionsquelle in der Kita an der Löwenbrücke konnte noch nicht ermittelt werden. Dies könnte auf symptomfreie Überträger hindeuten. Die werden übrigens durch die normalen Abstrich-Tests, die oft falsch negativ ausfallen, auch nicht immer gefunden.
    Insgesamt bleibt das Ganze ein Spiel mit dem Risiko.
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