zurück
Würzburg
Gesundheitsamt zu Kita-Schnupfen: Muss keine Krankheit sein
Darf das Kind bei leichten Krankheitssymptomen in die Kita? Im Interview erklärt Kinderärztin Dr. Eva Köberlein vom Gesundheitsamt Würzburg, welche Maßnahmen richtig sind. 
Dr. Eva Köberlein ist Kinderärztin am Gesundheitsamt für Stadt und Landkreis Würzburg.
Foto: Archiv/Theresa Müller | Dr. Eva Köberlein ist Kinderärztin am Gesundheitsamt für Stadt und Landkreis Würzburg.
Katja Glatzer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:48 Uhr

Dr. Eva Köberlein ist Kinderärztin am Gesundheitsamt für Stadt und Landkreis Würzburg. Im Interview erklärt die Medizinaloberrätin, warum nach momentaner epidemiologischer Lage an den Kitas scharfe Regeln gelten und ob es einen Plan gibt, wie mit der Dauerschnupfennase im Herbst und Winter umgegangen werden soll.

Frage: Durch Corona haben sich die Regeln in den Kitas verschärft, und es wird genauer denn je beobachtet, ob ein Kind Krankheitssymptome aufweist? Halten Sie dies für sinnvoll?

Dr. Eva Köberlein: Aktuell befinden wir uns in den Kindergärten in der Phase des eingeschränkten Regelbetriebs. Das heißt alle Kinder sind zurück in der Betreuung, aber es gelten bestimmte Regeln, die im Hygiene-Rahmenplan Corona für Kitas des bayrischen Sozialministeriums dargestellt sind. Aus infektiologischer Sicht sind diese Regeln sehr sinnvoll. Sie dienen dem Schutz des einzelnen Kindes und seiner Familie und der gesamten Einrichtung mit allen Mitarbeitern. Übrigens: Auch in der Nicht-Corona-Zeit sollten Kinder die Symptome einer akuten, übertragbaren Krankheit aufweisen die Betreuungseinrichtungen nicht betreten.

Ab wann gilt ein Kind als krank bzw. wann sollen Eltern ihre Kinder aus der Kita zuhause lassen?

Köberlein: Ein Kind gilt als krank, wenn es Symptome wie Fieber, Husten, Schnupfen, Durchfall oder Erbrechen hat. Meist treten mehrere dieser Symptome zusammen über mehrere Stunden bzw. Tage auf.

"Beim Kinder- oder Hausarzt abzuklären sind kranke Kinder mit mehreren Symptomen, die über mehrere Stunden oder Tage anhalten."
Dr. Eva Köberlein vom Gesundheitsamt Würzburg
Es sind der Redaktion Fälle bekannt, in denen Kinder wegen einer leichten Schnupfennase aus der Kita abgeholt werden mussten. Ist das berechtigt?

Köberlein: Das Gesundheitsamt Würzburg und die Fachaufsichten für die Kindertagesbetreuung der Stadt und des Landkreises beraten die Einrichtungsleitungen dahingehend, dass ein einzelnes kurzfristig auftretendes Symptom wie einmaliges Niesen, Husten oder nur kurz auftretender Schnupfen nicht als Krankheit zu werten sind. Beim Kinder- oder Hausarzt abzuklären sind kranke Kinder mit mehreren Symptomen, die über mehrere Stunden oder Tage anhalten. Hier tragen die Eltern und Erzieherinnen eine große Verantwortung. Es ist viel Augenmaß gefragt, um die Verhältnismäßigkeit zu wahren.

Sollten Atteste von Ärzten in der Regel von den Kita-Leitungen akzeptiert werden?

Köberlein: Atteste von Kinder- oder Hausärzten, die das Kind untersucht haben oder schon über Jahre betreuen und denen die Krankheitsgeschichte des Kindes bekannt ist, sollten aus Sicht des Gesundheitsamtes akzeptiert werden.

Wie soll das im Herbst/Winter geregelt werden, wenn viele Kinder eine "Dauerschnupfennase" haben, aber eben nicht im eigentlichen Sinne krank sind?

Köberlein: Diese Problematik ist bekannt und den Verantwortlichen bewusst. Das Gesundheitsamt Würzburg steht im Austausch mit den niedergelassenen Kinderärzten, den Kinderkliniken sowie über die Regierung von Unterfranken mit den verantwortlichen Ministerien in München. Das Vorgehen der Abklärung von Verdachtsfällen muss möglicherweise im Herbst/Winter angepasst werden. 

Als Beispiel: Wenn ein Kind nur Fließschnupfen hat und einen negativen Corona-Test nachweist, darf es dann wieder in die Kita? 

Köberlein: Ein Kind darf dann in die Kita, wenn es frei von Krankheitssymptomen ist. Ein negativer Corona-Test schließt mit großer Wahrscheinlichkeit eine Infektion mit SARS-Cov-2 aus. Kinder können aber aus vielen anderen Gründen krank sein oder eine andere Virusinfektion haben. Worum es sich handelt, kann nur der Kinder- oder Hausarzt entscheiden. Wegen einer "Schnupfennase" bei einem Kleinkind, das einen negativen Corona-Test hat, sollte dieses Kind nicht vom Kita-Besuch ausgeschlossen werden.

Eva Köberlein

Die Kinderärztin ist seit 2016 am Gesundheitsamt für Würzburg Stadt und Landkreis beschäftigt und als Medizinaloberrätin insbesondere für den Bereich der Schulgesundheit (u.a. Impfberatung) zuständig. In der Corona-Pandemie steht sie in besonders engem Austausch mit Kitas und Schulen zum Thema Virus. Die 45-Jährige hat in Würzburg Humanmedizin studiert und dann ihre Facharztausbildung für Kinder-Klinik und Praxis absolviert.       
kgh
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Katja Glatzer
Coronavirus
Diarrhö
Erbrechen
Hausärzte
Husten
Infektionskrankheiten
Kinderkliniken
Kinderärzte
Regierung von Unterfranken
Schnupfen
Säuglinge und Kleinkinder
Ärzte
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • juergenmagic@t-online.de
    Die Ärztin hat Recht, man sollte auch mal die Kirche im Dorf lassen. Niesen muss z. B. auch keine Erkältung sein sondern kann auch dadurch ausgelöst werden, wenn einem was in die Nase steigt und dann die Riechnerven gereizt werden. Geh nicht nur mir so. Aber heute glotzen die Leute höchstens blöd, wenn man dadurch niesen muss. Oder eben die Allergiker, die nicht zu beneiden sind, wenn die Nase läuft, die Augen tränen und Niesanfälle an der Tagesordnung sind. Man muss nicht immer gleich das Schlimmste hinter einem Tropfen Nasensekret vermuten. Finde es auch gut, dass die Lehrer 60+ nach den Ferien in die Schulen müssen und es keine Ausnahmen mehr gibt. Gibt es sonst auch in keiner Branche.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Einwohner
    Gesundheitsamt zu Kita-Schnupfen: Muss keine Krankheit sein.
    Muss nicht, kann aber und es könnte auch Corona sein. Das Geschreie genau der gleichen Leute wenn sich ihre Kinder im Kita anstecken möchte ich nicht hören.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • FNB
    Eben! Aber man kann die Verantwortung für die Entscheidung "krank oder nicht" nicht auf den Erzieherinnen abladen. Da führt ein Weg zum Arzt nicht vorbei. Solange offiziell die Pandemie grassiert braucht es diese Absicherung, ob es den Eltern bzw. Arbeitgebern nun gefällt oder nicht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten