Ihre Beamtenkarriere aufzugeben, war für Franziska Fröhlich ein Einschnitt: "Mit dem Ende als Beamtin wurde Geld plötzlich wichtig." Schon während ihres Studiums wurde die heute 45-Jährige, die in Reichenberg wohnt, verbeamtet. 21 Jahre lang arbeitete sie bei der Stadt Würzburg. Über Jahre schon reifte in ihr der Gedanke, dass das Beamtentum ein "goldener Käfig" sei. Anfang 2023 wagte sie dann den Bruch. Warum hat sie sich gegen die Sicherheit einer Beamtin entschieden? Und wie geht es ihr heute damit?
Heute sagt Fröhlich, dass für sie schon nach ihrem Abitur die Beamtenkarriere festgestanden habe. Mit 22 Jahren beendete sie 2001 ein duales Studium der Archivwissenschaft. Schon während dem Studium wurde sie bei der Stadt Würzburg verbeamtet. 16 Jahre arbeitete sie dann im Würzburger Stadtarchiv.
"Ich bin ganz früh in die Beamtenschiene gerutscht", sagt sie im Rückblick, "und die Entscheidung hat mich auch sehr lange getragen." Veränderungen im privaten Bereich – ihre zwei Kinder wurden geboren, sie ließ sich scheiden – hätten innerhalb des Beamtenverhältnisses immer sehr gut geklappt.
Trotz guter Absicherung bei der Stadt Würzburg wuchsen über die Jahre die Zweifel
2009 bis 2011 habe sie dann noch neben der Arbeit den Fern-Master "Management von Kultur und Non-Profit-Organisationen" in Kaiserslautern studiert. 2017 wechselte sie innerhalb der Stadt ins Kulturamt. Dort sei sie zuständig gewesen für die erinnerungskulturellen Projekte der Stadt sowie die politische Bildung. Als jüngste Beispiele nennt sie die Anfänge der Planungen zum 500-jährigen Jubiläum der Bauernkriege im kommenden Jahr oder den noch nicht umgesetzten Denkort für Opfer aller Gewalt.
Über die Jahre sei allerdings auch der Zweifel in ihr gewachsen. "Ich habe das Beamtentum immer als goldenen Käfig gesehen." Man sei zwar sehr gut abgesichert, etwa was die Krankenversicherung, Beihilfe für Kinder oder Pension anginge. "Aber auf der anderen Seite ist man null frei, weil man den Arbeitgeber oder Arbeitsort nicht wechseln kann."
Grund dafür sei, dass sie zwar verbeamtet war, aber eben nicht beim Bund oder Land, sondern direkt bei der Kommune. Ein Wechsel in eine andere Stadt sei da nicht vorgesehen. "Die Arbeit hat mir Spaß gemacht, aber der Wunsch der Veränderung war lange da."
Ausstiegs-Entschluss nach Schritt auf der Karriereleiter
Den endgültigen Wendepunkt habe sie erreicht, als sie als stellvertretende Leitung zurück zum Stadtarchiv gewechselt ist. "Dieser Schritt die Karriereleiter hoch war mein erster Schritt raus", sagt Fröhlich rückblickend. "Für mich war ganz schnell klar, dass das inhaltlich nicht mehr passt, dass mir die Vielfalt der Kulturarbeit fehlte."
Sie wollte 2023 ein Sabbatical, also Ruhejahr, einlegen. "Das ging innerhalb der Stadt aber nicht." Darum habe sie letztlich gekündigt. Die ersten Monate im Jahr 2023 habe sie erstmal sehr wenig gemacht, sagt sie. "Ich wusste gar nicht, wie müde und fertig ich durch die ganze Arbeit war." Erst durch die Pause sei ihr bewusst geworden, wie sehr sie die Pause brauchte. "Es war das erste Mal, dass ich nach meinem Rhythmus leben konnte."
Wiedereinstieg ins Berufsleben nach dem Ausstieg aus der Beamtenkarriere
Ab April dann habe sie langsam wieder angefangen zu arbeiten. Zwei Wochen in einer Gastwirtschaft in Italien etwa, dann einen Tag pro Woche wieder hier in einem Minijob. Zusätzlich habe sie sich weitergebildet und arbeite heute selbständig nebenher in der systemischen Beratung und Persönlichkeitsentwicklung.
Seit Januar dieses Jahres arbeitet sie 21 Stunden im Monat beim Würzburger Bergwaldprojekt. Dort organisiert sie freiwillige Arbeitseinsätze von Ehrenamtlichen in der Natur. Eine Woche würden dabei Freiwillige in Mooren oder Wäldern arbeiten, Setzlinge pflanzen oder sich um Fledermäuse kümmern.
Rente bei der Ex-Beamtin ein Problem: weniger Rente als Pension
Der Übergang sei auch organisatorisch nicht leicht geworden. Etwa die Rentenplanung sei ein Problem geworden. "Als Beamtin habe ich ganz viele Rentenpunkte verloren", sagt Fröhlich. Sie erklärt das damit, dass die Rentenhöhe vom Bruttoverdienst abhänge. Weil der aber bei Beamten niedriger sei, weil Sozialabgaben etwa fehlten, falle auch die Rente geringer aus. "Meine Rente wird also geringer sein, als die Pension, die ich bekommen hätte, wäre ich Beamtin geblieben." Dies sei ihr aber bei ihrer Entscheidung für den Ausstieg aber bewusst gewesen.
"Das Beamtendasein fehlt mir in keinster Weise", sagt die 45-Jährige heute. "Meine Möglichkeiten sind jetzt größer, es fühlt sich freier an." Großen Anteil daran hätten flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit zu Homeoffice, die sie früher nicht gehabt habe. In ihrer Lebensplanung gebe es jetzt mehr Risiko, aber auch mehr Möglichkeiten. "Ich kann jetzt nach meinem eigenen Rhythmus leben."