Das pralle Leben direkt vor der Tür, alles in Reichweite. Aber auch: immer höhere Mieten, Lärm, Feinstaub, kaum Natur. Das Leben in der Stadt hat viele Vorteile - aber auch immer mehr Nachteile. Lebt es sich also besser auf dem Land? Die Redaktion hat vier Menschen aus dem Landkreis Würzburg gefragt, ob und wenn ja, warum sie so gerne ländlich wohnen.
Klaus Endres aus Gelchsheim: "Ich könnte niemals in einer Stadt leben, auf keinen Fall! Wozu auch?"
"Ich könnte niemals in einer Stadt leben, auf keinen Fall! Wozu auch? Wir haben hier alles, was wir brauchen. Ich bin gerne auf dem Land zu Hause, ich bin selbst Landwirt, ich gehöre hier hin. Und ich will hier auch bleiben, so lange es geht. Vielleicht braucht man im Alter mal eine bessere Infrastruktur, aber ich hoffe, für immer auf dem Dorf leben zu können. Denn es ist hier wunderbar: Der Zusammenhalt in so einem kleinen Ort ist groß, vor allem im Ortskern kennt jeder jeden und man hilft sich gegenseitig. Es geht familiärer zu. Die meisten Leute sind in einem Verein, manche auch in mehreren. Dadurch lernt man sich sofort kennen. Und auch Zugezogene kommen mit der Zeit in so einem Dorf an, irgendwann ist jeder voll dabei. Das finde ich schön - und dass man der Natur so nah ist, wie man es in der Stadt nie sein könnte."
Sven Gibfried aus Röttingen: "Es wird hier einfach ein bisschen weniger Heckmeck um alles gemacht"
"Ich hab schon immer auf dem Dorf gewohnt - und eigentlich war ich dort auch immer zufrieden, so im Großen und Ganzen. Ich kann aber schon verstehen, dass es gerade jüngere Leute in die Stadt zieht: Das Angebot ist viel größer, die Leute vielleicht auch manchmal etwas offener neuen Sachen gegenüber. Das sind Dinge, die ich auch heute noch ab und zu hier in der ländlicheren Gegend vermisse, es geht eben oft noch sehr traditionell zu. Aber so weit weg ist Würzburg als nächste größere Stadt auch nicht, man kommt ja hin, wenn man Lust drauf hat. Meine Frau wollte immer mal in einer größeren Stadt leben, bislang hat es sich nicht ergeben. Aber wer weiß? Ausprobieren würde ich es auf jeden Fall mal. Aber auf lange Frist schätze ich schon die Ruhe und den Platz, den man außerhalb der Stadt hat. Es wird hier einfach ein bisschen weniger Heckmeck um alles gemacht - und das finde ich gut."
Tanja Geißler aus Fuchsstadt: "So sieht für mich eine spannende Kindheit aus."
"Ich bin im Landkreis Würzburg geboren - und ich würde nirgends anders hinwollen. Aufgewachsen bin ich in Veitshöchheim, da hatte man ja eine gewisse Nähe zur Stadt. Und trotzdem brauche ich das Städtische heute gar nicht. Ich genieße es gerade als Mutter sehr, dass wir bei uns auf dem Land die Kinder einfach rauslassen können, sie draußen streunen können, einfach frei sind. So sieht für mich eine spannende Kindheit aus. Wie soll das in der Stadt gehen? Wenn man aus dem Haus geht, hat man sofort die Autos vor der Tür - da hätte ich keine ruhige Minute. Außerdem gefällt mir, dass sich bei uns auf dem Dorf alle untereinander kennen und die Hilfsbereitschaft sehr groß ist."
Erich Beck aus Winterhausen: "Hier auf dem Land habe ich viel mehr Freiheit."
"Ob Stadt oder Dorf, so richtig hat sich die Frage bei mir nie gestellt. Ich hab das Haus hier geerbt - also wohne ich drin, das ist die einfachste Lösung. Aber ich kann mit ihr gut leben. Ich hab viele Jahre in Würzburg gearbeitet, war also ständig in der Stadt. Mir ist da zu viel Trubel, zu viel Verkehr. Zufriedener bin ich hier draußen, ich brauch' die Ruhe. Es heißt manchmal, in der Stadt wäre man freier - ich empfinde es gerade nicht so. Hier auf dem Land habe ich viel mehr Freiheit. Gerade während Corona habe ich es genossen, nicht in einer kleinen Wohnung eingesperrt zu sein, sondern hier das Leben weitestgehend ungestört weiterleben zu können. Da haben mir die Menschen in ihren engen Stadtwohnungen echt leid getan. Allerdings stört mich eine Sache an meinem Landleben: Obwohl ich nah am Winterhäuser Bahnhof lebe, ist die Anbindung nach Würzburg wirklich madig. Theoretisch wäre die Anbindung gut - praktisch gibt es gefühlt mehr Störungen als pünktliche Züge."