Patrick ist für Frieden – sagt er zumindest. Am Rosenmontag hat er in Würzburg mit der Querdenker-Gruppe "Eltern stehen auf" gegen Corona-Maßnahmen demonstriert. "Wir gehen für die Kinder und den Frieden auf die Straße", schreibt er dazu auf Telegram. Und er gibt sich als Fan des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der gerade die Ukraine mit einem verheerenden Krieg überzieht: "Wenn Putin nach Berlin durchmarschiert – Linksgrün wird eingesperrt", frohlockt Patrick auf Telegram.
Seit Kriegsbeginn rumort es in Querdenker-Chatgruppen des Online-Nachrichtendienstes. Der undefinierte Ruf nach "Frieden, Freiheit, keine Diktatur" vermischt sich dort mit russischer Kriegspropaganda. Was für geradeausdenkende Menschen wie ein Widerspruch klingt, fügt sich offenbar nahtlos in das Weltbild unterfränkischer Querdenker ein: "Wir sind Experten des Friedens", sagte etwa Georg Dierkes, regelmäßiger Redner bei Würzburger Querdenker-Protesten, kürzlich auf einer Demo am Markt. "Und deswegen dürfen wir uns auch zu diesem Krieg in der Ukraine äußern."
Würzburger Querdenker: Ukraine trägt "Mitverantwortung" für Leid
Wie bei Corona gebe es zum Ukraine-Krieg nur "einseitige" Berichterstattung, und dagegen protestiere man im Kontext der Pandemie schließlich seit vielen Monaten. Zwar sei der Angriffskrieg "schweres Unrecht", sagt Dierkes. Jedoch liege nun "hohe Verantwortung" auf "beiden Seiten". Die Ukraine müsse sich fragen, "ob es nicht besser wäre, auf kriegerische Gegenmaßnahmen zu verzichten". Andernfalls trage sie eine "Mitverantwortung für viel Leid, das über die Menschen kommt".
Ähnlich sieht das der Querdenker Martin W. (Name geändert) aus Ochsenfurt (Lkr. Würzburg). Er sucht das Gespräch mit der Redaktion, denn er sei mit der lokalen Berichterstattung über den Ukraine-Krieg nicht einverstanden. In der Ukraine herrsche ein "neonazistisches Regime", sagt W. am Telefon. Putin versuche die Ukraine davon zu befreien und gehe gegen einen vermeintlichen Völkermord in der Ostukraine vor.
Auf die Frage, woher er das wisse und auf welche Quellen er sich beziehe, sagt W.: "Die gibt es auf Facebook." Durch Medien wie den russischen Propaganda-Sender RT "wisse" er auch, dass Putins Erzählung vom "Völkermord" stimme. "Einem Faktencheck hält das nicht stand", schreibt hingegen Ulrich Krökel, Warschau-Korrespondent der Augsburger Allgemeine, in einer ausführlichen Analyse mit Verweis auf die internationale Kriegsbeobachtermission OSZE, Amnesty International und die Vereinten Nationen. Für W. aus Ochsenfurt ist das lediglich "transatlantische Propaganda". Zwar sei ihm bewusst, dass auch Russland Propaganda betreibe - aber eben "glaubwürdiger".
So kommt die Putin-Propaganda auf Telegram bis nach Main-Spessart
Die Destabilisierung der westlichen Demokratien durch Desinformation ist laut dem Europäischen Auswärtigen Dienst (EAD) eine der Strategien Russlands im Umgang mit dem Westen. Der EAD mit Sitz in Brüssel ist verantwortlich für die Außen- und Sicherheitspolitik der EU.
Im Jahr 2015 startete er auf Wunsch der europäischen Regierungen das Projekt "EUvsDisinfo" (EU gegen Desinformation), um "kremlfreundliche Desinformation besser vorherzusagen" und "ihr entgegenzuwirken". Im vergangenen Jahr veröffentlichte das Projekt einen Bericht über die Auswirkungen der russischen Desinformationskampagne. Deutschland ist demnach deren Hauptziel: "Kein anderer EU-Mitgliedsstaat wird heftiger angegriffen als Deutschland", heißt es in dem Bericht.
Russland verbreitet aktiv Falschinformationen
Vor dem Ukraine-Krieg habe Russland zuhauf "kremlfreundliche Desinformation" über die Corona-Pandemie verbreitet, führt das "EUvsDisinfo"-Projekt auf seiner Webseite aus. So habe es bereits im Jahr 2020 russische Falschbehauptungen über vermeintliche US-Biowaffenlabore in der Ukraine gegeben, die angeblich mit der Pandemie zusammenhingen. Diese Erzählungen würden nun mit Fokus auf den Ukraine-Krieg weitergesponnen und über den Propaganda-Sender RT und kremlnahe Telegram-Kanäle gestreut, von wo sie bis nach Unterfranken gelangen.
Die Telegram-Chatgruppe "Franken stehen auf" ist mit rund 500 Mitgliedern die größte Querdenker-Gruppe im Landkreis Main-Spessart. Monatelang wurden dort Corona-Demos beworben, unbelegte Horrorgeschichten über angebliche Impfschäden geteilt und Hetzen gegen eine vermeintliche "Corona-Diktatur" verbreitet. Seit Kriegsbeginn spielt die Pandemie dort kaum noch eine Rolle. Stattdessen wurde der Kanal mit zahllosen kremlfreundlichen Nachrichten geflutet, Widerspruch gab es keinen.
Begrifflichkeiten und Vergleiche wie bei Corona-Demos
"Wir haben Informationen, dass die USA zwei Labore für biologische Kriegsführung in Kiew und Odessa gebaut haben", war dort etwa tagelang im Chat zu lesen. Von "Russophobie" war die Rede, die Situation der in Russland lebenden Deutschen wurde mit der NS-Verfolgung der Juden in Deutschland verglichen. Begrifflichkeiten und Holocaust-Relativierung wie diese kennt man von den Corona-Demos. Den Ausführungen des Europäischen Auswärtigen Dienstes zufolge, werden ähnliche Erzählungen vom Kreml gestreut und befeuert.
"Jeder kann da seine Meinung posten", sagt der im Raum Karlstadt lebende Gruppenadministrator auf Aufrage zu seiner Gruppe. Er selbst sei zwar kein Putin-Fan und lehne den Krieg ab. "Was genau dahinter steckt", das könne jedoch niemand wissen. Er könne sich aber gut vorstellen, dass seine Gruppe von "Trittbrettfahrern" gezielt für die Verbreitung von Propaganda genutzt würde. Er werde nun alle Beiträge zum Ukraine-Krieg löschen, kündigte der Administrator kurz nach dem Gespräch mit der Redaktion auf Telegram an. Schließlich sei der Kanal "wegen den Corona-Maßnahmen" entstanden.
Polizeipräsident: Corona ist Vehikel für antidemokratische Erzählungen
"Wir haben die große Befürchtung, dass die Corona-Pandemie nur ein Vehikel für antidemokratisches Gedankengut ist", sagt hingegen Unterfrankens Polizeipräsident Detlev Tolle zur Vermischung von Corona-Verschwörungsmythen und sonstiger Desinformation. "Das eigentliche Thema spielt für derartige Proteste keine Rolle."
Zwar gehe er davon aus, dass sich das gesellschaftliche Klima wieder beruhige, sobald die Pandemie abflache, sagt Tolle. Ein harter Kern von Verschwörungsgläubigen werde jedoch möglicherweise bleiben: "Ich glaube nicht, dass es wieder so wird, wie es vorher war."
manchmal überkommt es mich so tintenschwarz, dass ich mich fast freuen würde, wenn Putin tatsächlich nach Berlin durchmarschiert, denn das würde bedeuten, die ersten die er einkassiert dürften diejenigen sein die gegen die Anordnungen seiner Regierung demonstrieren und deren Verlautbarungen öffentlich als Gehirnwäsche bezeichnen...
Quellen: https://www.welt.de/politik/ausland/article237412761/Victoria-Nuland-USA-warnen-vor-russischer-Eroberung-von-Forschungseinrichtungen-in-der-Ukraine.html?icid=search.product.onsitesearch
Video der Senatsanhörung von Victoria Nuland eingestellt von Glenn Greenwald:
https://m.youtube.com/watch?v=Y39veTO7kF4
„sollten“ statt „sollte“; „Propaganda“ statt „Proganda“.
Victoria Nuland war Referatsleiterin im us-amerikanischen Außenministerium für Europa/Eurasien bis 2017. Sie hat in dieser Funktion an die Protestierenden auf dem Maidan Kekse verteilt. Und sie ist für ihren Ausspruch „F*ck the EU“ (Sche*ß auf die EU) berühmt geworden. Der Kontext: Die USA haben ihren Kandidaten Jazenjuk als Ministerpräsident der Ukraine durchgesetzt und den Wunschkandidaten der EU, insbesondere Deutschlands ignoriert. Wladimir Klitschko wurde dann bekanntlich nur Bürgermeister von Kiew anstatt Ministerpräsident der Ukraine. Heute ist Victoria Nuland die Nummer vier im Außenministerium der USA.
Vitali nicht Wladimir Klitschko wurde Bürgermeister.
Das Minsker Abkommen wurde von den ostukrainischen "Volksrepubliken" und wie-russische-Soldaten-ohne-Hoheitsabzeichen-aussehende grünen Männchen gebrochen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Minsk_II
Es tut mir leid, das so sagen zu müssen – aber wer hier dem Kriegstreiber Putin das Wort redet, wer den Krieg in der Ukraine als Verschwörung ansieht, wer den Ukrainern eine Mitschuld an diesem Krieg gibt, wer den Ukrainern das Recht absprechen will, sich zu verteidigen, für den besteht charakterlich keine Chance mehr auf Heilung.
Sind wir wirklich schon so „demokratiegesättigt“, dass unsere freiheitliche Gesellschaftsordnung für viele keine Bedeutung mehr hat?
In der Ukraine gehen die Menschen gerade durch die Hölle (auch dafür scheint einigen hier die Vorstellungskraft zu fehlen) um ihre Freiheit zu retten - und hier gibt es Menschen, die ihnen in unerträglicher Arroganz erzählen, sie wären daran selbst schuld oder das wäre es nicht wert?
Schlecht könnte einem werden ...
überwiegende Mehrzahl der Menschen denkt und bewegt!!
Mit dummen Menschen zu streiten ist wie mit einer Taube Schach zu spielen.
Egal, wie gut Du Schach spielst, die Taube wird alle Figuren umwerfen, auf das Brett kacken und herumstolzieren, als hätte er das Spiel gewonnen.
Nein! Ihr lebt in einer echten Demokratie. Das ist der einzige Grund, warum ihr eure komplett irren Behauptungen weitgehend ungehindert äußern DÜRFT. Der Ukraine eine Mitschuld zu unterstellen, weil die Menschen ihre Souveränität verteidigen, ist der absolute Knaller. Offensichtlich habt ihr vergessen, warum ihr hier auf die Straße gehen DÜRFT. Eure Freiheit hat einen Preis. Die Ukrainer zahlen ihnen gerade. Wenn ihr nicht bereit seid, diesen Preis im Zweifel auch zu zahlen, dann verkriecht euch bitte wieder in eure Löcher und hört auf, unsere Souveränität für euren niederen Zwecke zu missbrauchen!
Sorry, liebe Main-Post, für den rauen Ton. Aber es gibt keine einseitige Berichterstattung im Westen. Man kann auf alle Informationen zugreifen. Aber klar, so ein paar Querdahergelaufene wissen es mal wieder besser. Da platzt mir der Sack!
Unfassbar und extrem wütend machen mich solche Aussagen. Ich darf leider nicht schreiben was ich über die denke.