Die Richter am Landgericht Würzburg müssen bald parallel zum Mordprozess gegen einen Jugendlichen aus Lohr (Lkr. Main-Spessart) über ein zweites Tötungsdelikt vom September 2023 urteilen: Am 3. Juni beginnt der Prozess um die teils tödlichen Messerstiche vor einem Club nahe Stift Haug in Würzburg: Ein 22-Jähriger wird beschuldigt, einen 28-jährigen Clubbesucher tödlich verletzt zu haben.
Tödliche Auseinandersetzung vor Würzburger Club in den frühen Morgenstunden
Türsteher des Clubs hatten nach dem Tod des 28-Jährigen am 17. September gesagt, sie hätten den Beschuldigten gegen 2.30 Uhr am Eingang abgewiesen. Warum er drei Stunden später immer noch oder wieder vor der Tür stand, ist unklar. Gegen 5 Uhr früh kam es dann den Ermittlungen zufolge auf der Straße zu einer Auseinandersetzung zwischen dem 22-Jährigen und anderen. Er soll sich Zeugen zufolge aggressiv gegen weibliche Gäste des Clubs verhalten haben.
Menschen, die den Frauen zu Hilfe gekommen waren, soll der Angeklagte laut Zeugenaussagen dann angegriffen und attackiert haben. Denkbar ist jedoch auch, dass sich der Verdächtige drei Gegnern gegenüber in einer Art Notwehrsituation sah und deshalb zum Messer griff. Dies hatten Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach und Verteidiger Norman Jacob junior nach der Vernehmung des 22-Jährigen beim Haftrichter gegenüber dieser Redaktion als möglich bezeichnet.
Angeklagt ist nicht Mord, sondern Totschlag
Die Ermittler werfen dem in Würzburg aufgewachsenen 22-Jährigen Totschlag, versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung vor. Es bestehe "der Verdacht, dass es am Morgen des 17. September 2023 zunächst zu einem Streit zwischen dem angeklagten 22-Jährigen und einer Gruppe anderer Diskothekenbesucher gekommen war", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Tobias Kostuch, neutral zur Anklage.
Dabei soll der Angeklagte ein Messer gezogen und den 28-Jährigen tödlich verletzt haben. Zwei weitere junge Männer, die laut Staatsanwaltschaft "versucht haben sollen, ihn zurückzuhalten", soll er ebenfalls mit Messerstichen erheblich verletzt und ihren Tod in Kauf genommen haben.
Verteidiger: Gehandelt in Notwehrsituation einer gegen drei
Laut Kostuch soll der Beschuldigte erklärt haben, dass er "seinerseits angegriffen worden wäre". Die Verteidiger Peter Möckesch, Norman Jacob junior und Güney Behrwind kritisieren indes, dass Zeugenaussagen, die eine Notwehrlage schildern, in der Anklage ausgeblendet würden. Sie sprechen von "massiver öffentlicher Vorverurteilung".
Der Fall hatte in Würzburg beträchtliches Aufsehen erregt. Wochenlang trauerten Jugendliche danach am Tatort. Der Kreisverkehr vor der Kirche Stift Haug wurde zu einem Treffpunkt, an dem junge Menschen vor einem Meer aus Kerzen des Opfers gedachten.