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Heidingsfeld
Positives Votum im Landtag: Kelvin aus Würzburg hat nun gute Chancen auf Bleiberecht – und kann ruhiger schlafen
Um den Abschiebe-Fall von Osaivbie Ekogiawe aus Würzburg kümmert sich nun die Härtefallkommission. Der 21-Jährige reagierte auf die hoffnungsvolle Nachricht mit Tränen.
Haben wieder Hoffnung auf ein dauerhaftes Bleiberecht: Osaivbie 'Kelvin' Ekogiawe mit seiner Freundin Elisa Goldberg nach dem positiven Votum im Petitionsausschuss des Landtags.
Foto: Henry Stern | Haben wieder Hoffnung auf ein dauerhaftes Bleiberecht: Osaivbie "Kelvin" Ekogiawe mit seiner Freundin Elisa Goldberg nach dem positiven Votum im Petitionsausschuss des Landtags.
Henry Stern
 und  Michael Czygan
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:19 Uhr

Nach dem Erfolg im bayerischen Landtag gab es erst einmal ein paar Freudentränen bei Osaivbie "Kelvin" Ekogiawe und seinen Unterstützern um Freundin Elisa Goldberg, die mit ihm nach München gekommen waren. Kurz zuvor hatten im Petitionsausschuss Vertreter aller Fraktionen außer der AfD in seinem Fall für eine Einschaltung der bayerischen Härtefallkommission gestimmt. Damit sind die Chancen des Mannes, der seit mehr als vier Jahren in der Region lebt, auf ein dauerhaftes Bleiberecht massiv gestiegen.

Er habe die vergangenen Nächte nicht gut geschlafen, sagte der 21-Jährige direkt nach der Sitzung noch sichtlich bewegt: "Jetzt kann ich wieder schlafen, weil ich meine Freiheit habe." Er sei "glücklich und sprachlos", fügte er an. "Und ich danke allen, die mich unterstützt haben." Nach schweren Monaten der Ungewissheit "ist das der beste Tag für mich".

Im vergangenen Herbst hatte die Würzburger Ausländerbehörde die Duldung für Ekogiawe widerrufen, weil er für einen Antrag auf Aufenthaltserlaubnis einen nigerianischen Reisepass vorgelegt hatte. Nachdem der Bayerische Verwaltungsgerichthof (VGH) dieses Vorgehen rechtlich bestätigt hatte, war der 21-Jährige, der aktuell eine Ausbildung im Pflegebereich macht und beim SV Heidingsfeld Fußball spielt, akut von Abschiebung bedroht.

Hartes Vorgehen der Behörden löste in der Region eine Welle der Unterstützung für Kelvin aus

Doch dieses harte Vorgehen der Behörden löste in der Region eine regelrechte Welle der Unterstützung aus: Nicht nur die Mitspieler beim SV Heidingsfeld setzten sich immer wieder für den Verbleib ihres Mannschafts-Kameraden ein. Auch Kirchenvertreter und Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) machten sich für einen dauerhaften Verbleib des jungen Mannes in Würzburg stark.

Gelingen konnte dies letztlich nur noch über die nun erfolgreiche Petition an den Landtag. Dieser kann die Härtefallkommission anrufen, wenn etwa aufgrund einer besonders guten Integration sowie der eigenen Sicherung des Lebensunterhalts eine rechtlich geforderte Abschiebung eine besondere Härte darstellen würde.

Bis zu einer Entscheidung der Härtefallkommission können mehrere Monate vergehen

Die Kommission, die sich aus Vertretern der Kirchen, Sozialverbände, Kommunen und des Innenministeriums zusammensetzt, kann dann nach eingehender Prüfung des Einzelfalls dem dafür zuständigen Innenminister Joachim Herrmann (CSU) die Erteilung eines "humanitären Aufenthaltstitels" empfehlen. Dieses Verfahren kann allerdings mehrere Monate dauern.

Innenminister Herrmann verspricht: Werde Votum der Härtefallkommission folgen

"Es war so abgesprochen, dass wir diesen Fall mit der Härtefallkommission lösen wollen", erklärte Herrmann nach dem Votum im Landtag auf Nachfrage dieser Redaktion. Der Innenminister machte zudem deutlich, dass er der Empfehlung der Kommission am Ende folgen werde: "Dann ist der Fall auch nach dem Gesetz gelöst", sagte er.

"Die größte Hürde ist jetzt definitiv genommen", hofft deshalb Nanette Nadolski, die die Petition für Ekogiawe eingereicht hatte. Denn es spreche sehr viel für eine positive Empfehlung der Kommission – von den vielen Unterstützer-Schreiben über das Engagement im Sportverein bis hin zu einer Job-Zusage beim Bürgerspital in Würzburg. Der lange Weg sei aber noch nicht ganz zu Ende, warnte Ekogiawes Freundin Elisa Goldberg: "Ich hoffe sehr, dass es jetzt auch bis zum Schluss gut geht."

Beim SV Heidingsfeld freut man sich auch über das Landtags-Lob für die Integrationsarbeit

Auch beim SV Heidingsfeld ist man sehr froh über das positive Landtagsvotum: Sie freue sich sehr für Kelvin, sagte die Vereinsvorsitzende Annette Göhler noch im Landtag: "Es ist ein schöner Erfolg, wenn man sieht, dass das Engagement nicht umsonst war." Das sich der Ausschuss zudem ausdrücklich für die Integrationsleistung des Vereins bedankt hatte, "ist ein großes Lob, dass wir sehr gerne annehmen", sagte Göhler.

"Mir fällt ein großer Stein vom Herzen", sagte der unterfränkische SPD-Landtagsabgeordnete Volkmar Halbleib. Es bestehe nun eine gute Chance für einen gesicherten Aufenthaltsstatus für Osaivbie Ekogiawe. So sieht dies auch der Würzburger Grünen-Landtagsabgeordnete Patrick Friedl. Beide hatten sich auch im Landtag sehr für den 21-Jährigen eingesetzt.

Halbleib und Friedl: Gute Integration muss sich für Zuwanderer auch in Bayern lohnen

Über den Einzelfall hinaus sei die Entscheidung aber auch ein positives Signal an alle Asylbewerber, dass auch in Bayern gelungene Integration und persönliches Engagement belohnt werden, findet Halbleib: "Es ist jedoch sehr schade, dass wir immer wieder für diese Selbstverständlichkeit mit voller Kraft kämpfen müssen."

Der Grüne Friedl forderte zudem "andere rechtliche Grundlagen, damit zu uns geflüchtete Menschen sich hier schnell und gut integrieren, arbeiten und gesichert leben können, ohne dauernd von Abschiebung bedroht zu sein".

 
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  • Da kommt einer (es ist scheißegal woher), integriert sich und möchte arbeiten. Dieser Mensch soll abgeschoben werden. Zig andere, die nur kommen, um ins Sozialsystem einzuwandern und unsere Gesetze und Gesellschaft mit Füßen zu treten, wird man dagegen nicht wieder los. Man muss sich diese Schildbürgerei mal auf der Zunge zergehen lassen….Ich frage mich manchmal, ob unser Staat schon kapituliert hat oder es einfach wirklich nicht checkt.
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  • haba2908
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • hansjoachim.ott@gmail.com
    Wenn er bleiben darf wird hoffentlich auch die Ausbildung beendet und als Pflegehelfer gearbeitet.
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  • Lebenhan1965
    Warum @ Nilpferd48

    zweifeln Sie daran?

    Lesen Sie zuviel Propaganda der Apokalypse für Deutschland?
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  • arthenk@web.de
    @Lebenhan. Was hat der Kommentar von nilpferd48 mit der AFD zu tun? Aber erst mal vorsorglich wieder die rechte Keule ausgraben.
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  • Lebenhan1965
    @ wastl45

    Ist es nicht das klassische Narrativ der Apokalypse, dass alle nur in die soziale Hängematte einwandern wollen?

    Von denen hat doch noch keiner kapiert, dass unsere Wirtschaft wirklich dringend Zuwanderung braucht um die vorhandenen Arbeitsplätze wieder besetzen zu können.
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  • marent1@hotmail.de
    Ich bin sehr sehr froh für Kelvin. Aber traurig über dieses Land, dass einfach nicht kapiert, dass wir dringend engagierte Menschen brauchen und zwar von "aussen" ,weil wir hier nicht genug Nachwuchs haben. Noch dazu in Bereichen wie der Pflege kann ich Zögern und Zaudern gar nicht nachvollziehen......!!!!
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  • ToDietz@web.de
    Bei der Lobby kein Wunder.
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  • gfj.duczek@t-online.de
    legal hier ? Ja oder Nein ?
    Wenn nicht, bitte gem. Gesetz handeln.
    Gesetze sind dazu da um angewendet zu werden.
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  • Hans15
    Dublette.
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  • Hans15
    @blauerpaul

    Ihr Kommentar zeigt eindeutig aus welcher Ecke Sie kommen. Ich jedenfalls freue mich für Kevin. Haben Sie sich eigentlich schon einmal Gedanken darüber gemacht, „was Sie dafür getan haben, dass Sie hier in diesem freiheitlichen Land leben können“. Warum sollen das gut integrierte Menschen wie Kevin nicht auch dürfen?
    Vielleicht sollten Sie Ihren „Namen“ von Blauerpaul in ……Paul ändern.
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  • simonhard
    Jawoll, andere Meinung....ab in die rechte braune Ecke. Das ist ja momentan Usus.
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  • Hans15
    @simonhard
    „ Jawoll, andere Meinung....ab in die rechte braune Ecke. Das ist ja momentan Usus.“

    Typisches AFD-Narrativ.

    Nicht jede andere Meinung wird automatisch in die rechte Ecke gerückt. Nur wenn aus der Aussage klar erkennbar ist woher sie kommt, dann gestattet es die Meinungsfreiheit es auch klar zu sagen.
    Und mit der Meinungsfreiheit hat die rechte Ecke so ihre eigene Auffassung.

    PS: alle Parteien mit Ausnahme der AFD haben sich für die Härtefallkommission entschieden.
    Haben Sie das auch zur Kenntnis genommen.
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  • daniel.englbauer@churchsol.de
    Die Gesetze wurden und werden angewendet; die Möglichkeit zu petitieren ist gesetzlich verankert, genauso die Arbeit der Härtefall-Kommission.
    Die rechtlichen Regelungen sind also nicht das Problem. Wo Ihres liegt? Die Frage beantwortet sich von selbst...
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  • KarinStratmann66@web.de
    Asylbewerber, die hier arbeiten und integriert sind, sollen Bleiberecht erhalten, ohne viel Gedöhns. Schont die Kassen und macht ganz einfach glücklicher.
    Alles Gute für deine Zukunft
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  • Einwohner
    Nein. Die geltenden Gesetze müssen angewendet werden. Wenn diese nicht passen, müssen sie nicht ausgehebelt sondern angepasst werden.
    Warum haben wir bis heute kein Einwanderungsgesetz?
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Seit mindestens 2015 hat die alte Regierung diskutiert und nichts zustande gebracht. Vor allem weil CSU bis heute keine Notwendigkeit sieht.
    https://www.dw.com/de/cdu-m%C3%B6glicher-kurswechsel-beim-einwanderungsgesetz/
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  • herbert.zorn@web.de
    Schön das es für Kelvin weiter geht und er positiv in die Zukunft schauen kann
    und auch seinen Betrag zur Gesellschaft leisten kann.
    Glückwunsch und alles Gute für ihn. Möge er in Würzburg glücklich sein!!

    Interessieren würde mich aber noch folgendes:
    Auf den Fotos trägt der junge Mann viele Kreuze (Ohren, um den Hals 2 Ketten mit Kreuze).
    Träg er diese Kreuze als Schmuck oder aus Glauben und Überzeugung.
    Wenn letzteres stimmt, dann könnte er ja auch im Würzburger Dom 2-3 Kerzchen zum Dank anzünden, aber diskret.
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  • stefan.behringer@web.de
    Dass der Mann mit dieser Lobby, abgeschoben wird, war ohnehin nicht zu erwarten.
    Wenn nicht mal Straftäter ohne Asylanspruch abgeschoben werden, dann werden Leute, die einfach nur keinen Anspruch auf Asyl haben, ganz bestimmt nicht abgeschoben.
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  • Lebenhan1965
    @ Ironic

    Gerade weil die Abschiebepraxis in Bayern völlig irrational war, musste auch dieser junge Mann das Schlimmste befürchten, da er ja greifbar war, im Gegensatz zu vielen Straftätern.
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