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Würzburg
Von Abschiebung bedroht: Würzburgs Oberbürgermeister und Stadträte setzen sich für Osaivbie "Kelvin" Ekogiawe ein
Die Ausländerbehörde will den 20-jährigen Nigerianer abschieben. Jetzt wendet sich Würzburgs OB Christian Schuchardt im Fall Kelvin an den Petitionsausschuss in München.
Osaivbie Ekogiawe (links) mit Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt, der an den  Petitionsausschuss des bayerischen Landtags appellierte. 
Foto: Christian Weiß | Osaivbie Ekogiawe (links) mit Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt, der an den  Petitionsausschuss des bayerischen Landtags appellierte. 
Jürgen Sterzbach
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:05 Uhr

Osaivbie "Kelvin" Ekogiawe bekommt Unterstützung von Seiten der Würzburger Politik. Dem 20-jährigen Pflegeschüler, der seit mehr als vier Jahren in Würzburg lebt und hier gut integriert ist, droht weiter die Abschiebung nach Nigeria. Denn der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH) hat ein Urteil des Würzburger Verwaltungsgerichts, das diese verhinderte, gekippt. Die Münchner Richter entschieden zugunsten der Ausländerbehörde, die gegen das Urteil von Oktober Beschwerde eingelegt hatte.

Am Dienstag gingen in Würzburg mehr als 100 Unterstützerinnen und Unterstützer auf die Straße und zogen in einer Demonstration vom Hauptbahnhof zur Regierung von Unterfranken am Peterplatz. 

Oberbürgermeister Christian Schuchardt sagt Kelvin seine Unterstützung zu

Vor der wieder möglichen Abschiebung bewahrt den 20-Jährigen derzeit eine im Landtag eingebrachte Petition, ihm das Bleiberecht durch eine politische Lösung zu ermöglichen.

Am Freitag traf sich Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt mit Osaivbie Ekogiawe um ihm seine Unterstützung zuzusagen: "Herr Ekogiawe repräsentiert das, was im gesellschaftlichen Diskurs immer wieder gefordert wird. Er integriert sich, bringt sich in die Gesellschaft ein und hat hier eine neue Heimat gefunden", so Schuchardt in einer Pressemitteilung der Stadt. 

Schon 2019 habe er mit Sozialreferentin Hülya Düber, unterstützt von der damaligen Landtagspräsidentin Barbara Stamm, im Petitionsausschuss des Landtags angeregt, besonders gut integrierten, aber abgelehnten Asylbewerbern das Bleiben zu ermöglichen. Dies sei, so Schuchardt, auch "in die Vollzugshinweise des Innenministeriums aufgenommen" worden.

Appell an den Petitionsausschuss für die Härtefallkommission

Ekogiawes Antrag auf Asyl war im Jahr 2020 abgelehnt worden, nach Paragraf 60a des Aufenthaltsgesetzes war er aber weiterhin geduldet. Eine Duldung wird erteilt, wenn einem Ausreisepflichtigen die Ausreise "aus tatsächlichen oder rechtlichen Gründen" unmöglich ist.

Nach Paragraf 25a des Aufenthaltsgesetzes konnte der Nigerianer, der in Würzburg seinen Schulabschluss gemacht hat, als "junger volljähriger Ausländer, der (...) seit mindestens zwölf Monaten im Besitz einer Duldung ist," im Juni 2022 einen Antrag auf Aufenthaltserlaubnis stellen. Diese besondere Bleiberecht-Regelung für junge Menschen gibt es seit 2011. "Warum Ekogiawe jetzt trotzdem abgeschoben werden soll, obwohl diese Punkte alle erfüllt scheinen, erschließt sich mir nicht", so Schuchardt. 

Sein Appell an den Petitionsausschuss laute deshalb, "sich zügig mit diesem Fall zu befassen, damit er dann an die Härtefallkommission überwiesen werden kann". In der Pressemitteilung wiederholt der OB, was er schon im Oktober zum Fall Kelvin gesagt hatte: "Er ist ein Würzburger geworden."

Fraktionsvorsitzende des Würzburger Stadtrats schreiben an Innenminister

Auch Barbara Meyer, Fraktionsvorsitzende der Linken im Würzburger Stadtrat, hat sich jetzt an den bayerischen Innenminister Joachim Herrmann gewandt (CSU) – in einem Brief, den Sandra Vorlová und Manfred Dürr (beide Grüne), Alexander Kolbow (SPD), Willi Dürrnagel (ÖDP), Christiane Kerner (parteilos), Josef Hofmann (FW) und Wolfgang Baumann (ZfW) mit unterzeichneten.

"Wir sehen es in unserer Verantwortung, an alle involvierten Entscheidungsträger zu appellieren, zum Wohl von Herrn Ekogiawe zu handeln und ihm langfristig ein Bleiberecht bei uns zu ermöglichen", heißt es in diesem Schreiben.

Landtag: Petition nicht vor Mitte April auf der Tagesordnung

Der Bayerische Landtag teilt auf Nachfrage mit, dass die Petition auch in der Sitzung am 8. März "nicht auf die Tagesordnung genommen" werde. Der Grund: Eine Stellungnahme der Staatsregierung dazu sei bisher noch nicht eingegangen. Der Ausschuss für Eingaben und Beschwerden tagt dann erst wieder am 19. April. Nach Auskunft des Landtags "der frühestmögliche Termin, an dem die Eingabe behandelt werden kann".

 
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  • jhuller@gmx.de
    Da wiehert der Amtsschimmel wieder gewaltig! Schweren Straftäter im Land bleiben dürfen, werden fleißige und gut integrierte Menschen abgeschoben.

    Wollte nicht mal Kollege Stoiber in Brüssel für Bürokratieabbau sorgen? Hat ja super geklappt.

    Das gleiche glorreiche Ergebnis wie bei allen bayerischen CSU Politikern, die man
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Egal wie man zum Fall steht. Offenbar kommt es da jetzt auf aktive Fürsprecher an.

    Ich möchte nicht wissen wie viele Asylwerber ähnlich integriert sind aber eben keine Fürsprecher in dem Maß haben. Sei es weil deren Fußballverein nicht so aktiv in der Sache ist, sei es weil die dt. Freundin nicht das Wissen hat wie man so etwas öffentlich macht, sei es weil die Lokalzeitung mangels Hinweisen nicht berichtet.
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  • lanalando
    Was passiert wenn gemachte Regelungen und Gesetze aus noch so guten Gründen außer Kraft gesetzt werden,wäre in Deutschland das den längsten Frieden in ihrer Geschichte hat nicht das was es ist und wir alle profitieren. Gesetze die Rechte und Pflichten beinhalten.
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  • daniel.englbauer@churchsol.de
    Ganz im Gegenteil: wenn die Gesetze nicht gut sind oder nicht ausreichen, dann gehört Rabatz gemacht bis die Politik nachbessert. In Kelvins Fall wird ja nur mit Asyl und Duldung rumgemacht, weil der Gesetzgeber bislang ein vernünftiges Einwanderungsrecht schuldig geblieben ist.
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  • HTH2
    Legal oder illegal, letzendlich ist es Sch…egal. Jahrelange Gerichtsprozesse und zuletzt das höchstrichterliche Gerichtsurteil, dass er illegal hier ist ohne Recht auf Asyl. Man braucht nur genügend medienwirksame Unterstützung, dann spielen Recht und Gesetz keine Rolle. Politiker, die wiedergewählt werden wollen, gehen den Weg des geringsten Widerstands. Ich habe einen Bekannten, syrischer Flüchtling. Er versucht seit Jahren seine Familie nach Deutschland zu holen. Ich an seiner Stelle, würde meine Verwandschaft ins Flugzeug setzen und vollendete Tatsachen schaffen.
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  • klafie
    ich finde es schon langsam ungeheuerlich, dass Menschen, die sich in Deutschland eingelebt und integriert haben und zum Wohle des Landes arbeiten, wieder abgeschoben werden sollen, wie dieser junge Mann. Andere, die Straftaten verüben, werden vom Vater Staat durchgefüttert und auf Kosten ins Gefängnis gesteckt. Irgend etwas läuft da gehörig falsch in unserem Land!
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  • Mainkommentar
    Mann sollte den Nichtskönnern von der Ausländerbehörde der Regierung von Unterfranken den deutschen Pass und die Staatsangehörigkeit entziehen und sie umgehend nach Nigeria abschieben!!! Unglaublich was in Deutschland bei den unfähigen Behördies so abgeht. Gut Integrierte sollen abgeschoben werden, und die die ständig was anstellen wie Raub, Mord, Messerstechereien, Drogendealer die dürfen bleiben. Einfach nur ein Dummes Behördenverhalten so etwas.
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