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Würzburg
Pastoralreferent im Bistum Würzburg freut sich: "Deutsche Bischöfe sind in Rom nicht eingeknickt"
Das Aus für den deutschen Synodalen Weg war nahe. Was Pastoralreferent Marcus Schuck, der verheiratete Priester Edgar Büttner und Bischof Franz Jung dazu sagen.
Die Deutschen Bischöfe waren in Rom für ihren regelmäßigen Pflichtbesuch im Vatikan.
Foto: Johannes Neudecker,dpa | Die Deutschen Bischöfe waren in Rom für ihren regelmäßigen Pflichtbesuch im Vatikan.
Christine Jeske
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:22 Uhr

Die deutschen Bischöfe, über 60 an der Zahl, weilten kürzlich im Rom. Ein entspannter Urlaub in der ewigen Stadt war es nicht, vielmehr der turnusmäßige Pflichtbesuch ("Ad limina") bei Papst Franziskus und der Spitze des Vatikans. Er steht alle fünf bis sieben Jahre an. Vor allem der letzte Tag des fünftägigen Aufenthalts sorgt noch immer für Wallung.

Es ging am vergangenen Freitag beim Gespräch mit Leitern vatikanischer Behörden um den Synodalen Weg. Deutlich wurde: Es knirscht. Das zeigen auch die Beiträge von zwei Kurienkardinälen bei diesem Treffen, die der Vatikan am Donnerstag veröffentlichte, sechs Tage nach dem Besuch in Rom.

Kirche habe keinerlei Vollmacht Frauen die Priesterweihe zu spenden

Luis Ladaria, Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre, formuliert fünf Bedenken, etwa zur Rolle der Frauen in der Kirche und insbesondere die Frage des Zugangs von Frauen zur Priesterweihe. Diesbezüglich müsse man "die Wahrheit akzeptieren", dass die Kirche keinerlei Vollmacht habe, Frauen die Priesterweihe zu spenden. Auch missfielen Ladaria die Texte zur Sexuallehre der Kirche.

Marc Quellet vom Dikasterium für die Bischöfe erinnert in seinem Beitrag daran, dass "mehrere maßgebliche Kritiker der aktuellen Ausrichtung des Synodalen Wegs in Deutschland offen von einem latenten Schisma" sprechen, also einer Kirchenspaltung. Zudem vermutet er, "dass die äußert gravierende Angelegenheit der Missbrauchsfälle ausgenutzt wurde, um andere Ideen durchzusetzen, die nicht unmittelbar damit zusammenhängen".

"Die Bischöfe sind nicht eingeknickt. Das ist gut."
Markus Schuck zum Rom-Besuch der Bischöfe

Beinahe wäre es bei diesem Treffen noch zum Eklat gekommen, als ein Moratorium des deutschen Reformprozesses im Raum stand – eine Auszeit für unbestimmte Zeit. Dazu kam es nicht. Die Bischöfe "sind nicht in Rom eingeknickt", sie hätten "Standing gezeigt", sagt Marcus Schuck, Pastoralreferent und Betriebsseelsorger für den Untermain rund um Aschaffenburg, auf Nachfrage. "Das ist gut." Schuck ist selbst Delegierter des Synodalen Wegs sowie einer der Vorsitzenden im "Berufsverband der Personalreferent*innen Deutschlands".

Von den zunächst versöhnlich wirkenden Aussagen zum Ende des Rombesuchs sind weder er noch andere Mitglieder des Berufsverbandes überzeugt. "Wahrscheinlich ist manches noch viel konflikthafter", heißt es in einem Statement. Das sei nicht schlecht, "denn dass sachlicher Streit und offene, klare Worte notwendig und zielführend sind, haben wir beim Synodalen Weg inzwischen gelernt". Der Berufsverband fordert: "Der Dialog in Rom dürfe künftig nicht nur mit den Bischöfen laufen, sondern auch die verantwortlichen Laien müssten mit einbezogen werden."

Marcus Schuck: Missbrauch passiert immer noch

Zudem sei die Rede vom "geduldigen Gottesvolk" in dem am vergangenen Freitag veröffentlichten gemeinsamen Abschlussdokument des Heiligen Stuhls und der Deutschen Bischofskonferenz eine "Frechheit". Denn es gehe nicht nur um "Veränderung der Kirche", also um äußere Strukturen, sondern vor allem um "Veränderungen in der Kirche", um Gerechtigkeit und das Verhindern von Machtmissbrauch. Insbesondere beim Thema Missbrauch sei Gefahr im Verzug. "Es ist ja nicht so, dass sexualisierte Gewalt vorbei ist, Missbrauch passiert immer noch", so Schuck.

Nach dem Rombesuch seien auch die tiefen Gräben innerhalb der deutschen Bischöfe wieder deutlich geworden. Stefan Oster, Bischof von Passau, der zum konservativen Lager zählt, "hat bereits betont, dass in Rom seine Position gestärkt wurde". Deshalb wird es laut Schuck "nicht einfacher" auf dem deutschen Synodalen Weg. Umso erfreulicher sei es, dass jetzt das reformierte kirchliche Arbeitsrecht auf den Weg gebracht wurde.

Edgar Büttner: Deutscher synodaler Weg kein Sonderweg

Für den verheirateten katholischen Priester Edgar Büttner ist "der deutsche Synodale Weg ein holpriger, aber kein Sonderweg". Die Mehrheit der deutschen Bischöfe habe ihn in Rom erfolgreich verteidigt. "Sie waren endlich einmal standfest."

Die deutschen Bischöfe haben im Rahmen ihres Ad-limina-Besuchs im Vatikan mit Papst Franziskus über den Synodalen Weg gesprochen. Links: Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.
Foto: Matthias Kopp, Deutsche Bischofskonferenz, dpa | Die deutschen Bischöfe haben im Rahmen ihres Ad-limina-Besuchs im Vatikan mit Papst Franziskus über den Synodalen Weg gesprochen. Links: Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.

Büttner, ein gebürtiger Kitzinger, sieht nicht nur hierzulande, sondern überall die gleichen strittigen Themen, die zur Diskussion stehen - in der deutschen wie in der Weltkirche: "die Gleichstellung der Frau, eine menschenfreundliche Sexualität und eine geteilte Macht".

"Die Kirche ist diesbezüglich auf einem guten Weg."
Edgar Büttner, verheirateter Priester, zur Lockerung des Pflichtzölibats

Das Thema Zölibat beziehungswiese Lockerung des Pflichtzölibats ist laut Büttner im Rom dagegen kein Hauptstreitpunkt gewesen. Als beratendes Mitglied im Synodalforum "Priesterliche Existenz heute" sieht er Chancen, dass der Pflichtzölibat fällt. "Die Kirche ist diesbezüglich auf einem guten Weg." Büttner verweist auf die interne Abstimmung im Priesterforum für den Handlungstext "Der Zölibat der Priester – Bestärkung und Öffnung": 25 Ja- und vier Nein-Stimmen. Bei der letzten Vollversammlung im Frühjahr wird der Text dem Synodalen Weg vorgelegt und verabschiedet. Büttner rechnet mit einer deutlichen Mehrheit - auch der Bischöfe.

Papst Franziskus: Priester könnten heiraten, wenn  sie Mädchen nahe stünden

Mit Blick auf die Weltkirche zeichnen sich laut Büttner regionale beziehungsweise dezentrale Lösungen ab. Und schon jetzt könnten Bischöfe in ihren Bistümern entscheiden, ob ein verheirateter dispensierter Priester dennoch in der Pastoral arbeiten könne. Zudem verweist Büttner auf ein Gespräch von Papst Franziskus mit Ausbildern und Rektoren lateinamerikanischer Priesterseminare. Dabei hätte er laut einer Meldung des Vatikans unter anderem bemerkt, es sei in Ordnung, dass Priester und Seminaristen heiraten könnten, wenn sie Mädchen nahe stünden. Büttner ist gespannt, wie sich Bischöfe hierzulande und speziell der Würzburger Bischof verhalten werden.

Franz Jung, seit 2018 im Amt, war zum ersten Mal beim Ad-limina-Besuch dabei. Es sei "so richtig zur Sache gegangen", schildert er seinen Eindruck in einem Interview mit dem Würzburger Sonntagsblatt. Papst und Kurienkardinäle würden mit sehr gemischten Gefühlen auf die Kirche in Deutschland blicken. "Auf der einen Seite spürte man den großen Respekt vor der Entschiedenheit der Deutschen Bischofskonferenz, die anstehenden Herausforderungen mit deutscher Gründlichkeit anzugehen. Zugleich ist es diese Gründlichkeit, die auch Furcht einflößend wirkt", so Jung. Die Angst, Deutschland würde sich aus dem Verbund der Weltkirche verabschieden, sei immer wieder spürbar gewesen.

 
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