Nach Eklat, Protesten und Krisensitzungen wurde am Freitag weiter diskutiert. Der Reformdialog in der katholischen Kirche ist nicht zu Ende, es herrscht aber Krisenstimmung. Am Donnerstagabend war der Grundtext zur Sexualmoral auf der vierten Vollversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt an der erforderlichen Zweidrittelmehrheit der Bischöfe gescheitert.
Damit habe er nicht gerechnet, sagt Würzburgs Bischof Franz Jung in einem Videostatement. "Das war eine große Überraschung für mich." Und eine Enttäuschung. "Das war auch aus der Debatte vorher für mich so nicht absehbar." Im Saal habe er eine große Betroffenheit gespürt. Jung selbst hatte für den Reformtext gestimmt.
Der Versammlung gehören neben den Bischöfen Priester, kirchliche Mitarbeiter und zahlreiche Laienvertreter an. In dem Grundsatzpapier fordern die Mehrheit der Synodalen eine Liberalisierung der katholischen Sexuallehre. Unter anderem geht es um den Umgang mit Geschiedenen und Wiederverheirateten sowie Menschen, die in nicht heterosexuellen Partnerschaften leben.
Jung verwies darauf, dass vorab offen in der Deutschen Bischofskonferenz diskutiert worden sei. Sein Eindruck war, "dass es zu einer neuen Grundordnung kommen soll". Durch die im Januar gestartete Initiative "Out In Church – Für eine Kirche ohne Angst" habe das Thema "auch noch einen richtigen Drive bekommen". Allerdings habe es bei den Bischöfen keine Probeabstimmung gegeben. Das sei vielleicht ein Fehler gewesen, so Jung.
Auch andere Bischöfe zeigten sich enttäuscht. Heinrich Timmerevers äußerte sich auf der Homepage des Bistums Dresden-Meißen. Er bezeichnete den Text, an dem er im Synodalforum "Leben in gelingenden Beziehungen" mitgearbeitet habe, "nach wie vor eine zentrale Leitlinie für die zukünftige Auffassung der Kirche zur Sexualität" und für ihn als handlungsweisend.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sagte am Freitag, er denke nicht an Rücktritt. Er wolle das Feld nicht denen überlassen, "die sich nicht bewegen wollen".
"Dass eine Reihe von Bischöfen da nicht zustimmen würde, das war mir schon klar", sagte der Würzburger Hochschulpfarrer Burkhard Hose auf Nachfrage. Er sehe weniger das Problem bei den Bischöfen, die das vorher schon deutlich gemacht hätten. Wie Regenburgs Bischof Rudolf Voderholzer oder der Passauer Bischof Stefan Oster. "Da wissen wir, wie wir dran sind, die wollen weiter diskriminieren und werden es auch tun."
Mit "Out In Church" ist laut Burkhard Hose ein Angebot gemacht worden, auch den Bischöfen. "Wir sind da als queere Menschen in der Kirche. Wir wollen auch bleiben und bewusst mit unseren Fähigkeiten zu einer Erneuerung beitragen", beschreibt Hose dieses Angebot. "Wir haben unser Gesicht gezeigt und uns damit auch ein Stück weit verwundbar gemacht."
Am 24. Januar hatten sich deutschlandweit über 100 Personen, die haupt- oder ehrenamtlich in der katholischen Kirche tätig sind, gemeinsam öffentlich als lesbisch, schwul, bisexuell, trans-, intergeschlechtlich und queer geoutet. Neben Burkhard Hose hat sich im Bistum unter anderem auch der Diözesanjugendseelsorger Stephan Schwab zu ihrer Homosexualität bekannt.
Das Abstimmungsergebnis empfindet Hose als Schlag ins Gesicht. "Das halte ich für verantwortungslos." Für ihn war die anonyme Abstimmung "eine Machtdemonstration". So würden die Bischöfe aber immer mehr an Autorität verlieren. Hose fragt sich, "wie realitätsfern muss man als Bischof sein, um auf eine Lehre, die auf das 19. Jahrhundert zurückgeht, die Naturrechtslehre, sitzenzubleiben und sich dahinter zu verstecken". Diese Lehre gehe nicht mehr mit den Humanwissenschaften und der Theologie von heute überein.
Froh ist der Hochschulpfarrer, dass sich Bischof Franz Jung sofort zum Abstimmungsergebnis geäußert hat. Er erwartet sich jetzt von ihm, dass er in der Diskussion mit anderen Bischöfen die Position des Synodalen Wegs vertritt.
Jung sieht den Reformdialog nicht für gescheitert an. Es sei eine wichtige Lernerfahrung gewesen. "Ich spüre, dass dieses Thema für viele Menschen ein existentielles ist", so Jung in seinem Videostatement. Es spiele unter anderem eine Rolle bei der Entscheidung, ob sie in der Kirche bleiben wollen.
Gottes Wort, auf das Du Dich beziehst, hat bisher niemand gehört, sondern nur das gelesen, was über Jahrhunderte von Menschen darüber aufgeschrieben wurde. Und das wurde mit Sicherheit mehrfach umgedichtet und uminterpretiert. Wenn die Kirche überleben will, muss sie Anpassungen zulassen und mitgehen.
Gott hat göttlichen Humor.
Ich jedenfalls trenne Glaube und Kirche. Bei uns im Dorf gibt es zwei Kirchengebäude, die der Kirche nicht gehören. Es gibt dafür Vereine um die Kirchengebäude am Leben zu halten. Mit Glück schickt die jeweilige Kirche (oder wie soll man das bezeichnen?) einmal im Monat einen Pfarrer/Priester um einen Gottesdienst abzuhalten. Jedoch wurde der evangelische Pfarrer vom Chef entlassen weil er zu bürgernah (unbequem) war. Selbst meine Frau ist deshalb vor einer Woche nach 54 Jahren Mitgliedschaft und aktivem Ehrenamt im Kirchbauverein ausgetreten. Na: Gott sei Dank. Da sparen wir uns 800 EUR im Jahr.
Leider gibt es aber immer noch Leute wie der Regensburger und der Passauer Bischof, welche die Kirche in die Zeit des Mittelalters zurück katapultieren wollen. Bleibt nur die Hoffnung, dass die menschenbeachtende Kirche sich schnell durchsetzt und die menschenverachtende Kirche der Süd-Ostbayern besiegen. Die anderen Bischöfe, welche auch gegen die Kirche der Zukunft gestimmt haben, sollten sich outen und erklären warum sie der katholischen Kirche so viel Schaden zufügen.
Gott hat die Menschen als Mann und Frau geschaffen (Matth. 19,4 + 1. Mose 1,27).
L.G. Martin Dobat
Lieber Gruß zu Ihnen, Martin Dobat