Edgar Büttner reagiert einerseits gelassen, andererseits spricht er von einem Affront gegen die Bischofskollegen. Der 69-jährige verheiratete katholische Priester aus Würzburg meint das Agieren des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer. Vor kurzem hat dieser einmal mehr gezeigt, dass er von dem 2019 ins Leben gerufenen Reformdialog "Synodaler Weg" nichts hält. Voderholzer sieht die Lehre der Kirche in Gefahr. Deshalb bewegt er sich künftig mit weiteren Mitstreitern auch auf parallelen Pfaden auf der von ihm initiierten Internet-Plattform (www.synodale-beitraege.de) für alternative Vorschläge.
Vom 30. September bis 2. Oktober werden Büttner und Voderholzer mit weiteren rund 230 Delegierten an der zweiten Vollversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt teilnehmen. Dort wird über Beschlussvorlagen abgestimmt, über die zuvor beraten wurde: Voderholzer im Forum III zum Thema "Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche", Büttner im Forum II zu "Priesterliche Existenz heute". Zwei weitere Foren diskutieren über "Macht und Gewaltenteilung in der Kirche" sowie über "Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft", wo Beschlüsse zur katholischen Sexualmoral anstehen. Auslöser für den Reformdialog war das Ausmaß des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche, das durch die MHG-Studie ("Missbrauchsstudie") im Herbst 2018 bekannt wurde.
Dr. Edgar Büttner arbeitet seit vielen Jahren als Business-Coach und Organisationsberater, zum Beispiel beim Auswärtigen Amt in Berlin. Büttner wurde in Kitzingen geboren und lebt in Bad Aibling. Der verheiratete Priester ist Ansprechpartner der Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" im Erzbistum München-Freising.
Edgar Büttner: Sicher nicht, aber das Vorgehen von Bischof Rudolf Voderholzer ist ein gewaltiger Affront gegen Synodale und gegen seine Bischofskollegen. Er bringt damit zum Ausdruck, dass das, was in diesem Erneuerungsprozess diskutiert wird, nicht die Themen seien, die er für wichtig hält. Das hat er schon von Anfang an zusammen mit dem Kölner Kardinal Woelki kritisiert. Und in dem jetzt im Internet veröffentlichten "alternativen" Beitrag wird deutlich: Voderholzer und Woelki haben noch immer nicht den Ernst der Lage erkannt, die durch sexualisierte Gewalt und geistlichen Missbrauch sowie deren jahrzehntelangen Vertuschungen entstanden ist.
Büttner: Er hat an den Treffen noch kein einziges Mal teilgenommen. Und er hat mitteilen lassen, dass er auch an künftigen Foren nicht teilnehmen wird. "Die Eskalation aller Spannungen beginnt mit der Verweigerung des Dialogs". Diese Worte des Würzburger Bischofs Julius Döpfner haben mich immer begleitet.
Büttner: Ihn, wie seinem Weihbischof Dominikus Schwaderlapp, stören die gleichberechtigte Beteiligung von Laien am Synodalen Weg und die gemeinsam erarbeiteten Entwürfe. Deswegen ist Schwaderlapp aus dem Forum "Sexualität" ausgetreten. Mittlerweile wurde er wegen Vertuschungsvorwürfen von seinen Aufgaben als Kölner Weihbischof vorläufig entbunden. Es ist ein Fortschritt, dass Bischöfe sich ihrer Macht nicht mehr so sicher sein können. Es muss eine Machtbegrenzung für Bischöfe geben.
Büttner: Einigen Vertretern gefällt offenbar nicht, dass Laien im Forum II über die "priesterliche Existenz heute" mitberaten. Dabei hat es mit neun Amtsinhabern eine hohe Bischofsdichte. Zudem gehören ihm viele Priester und Ordensleute an. Aus Würzburg sind Weihbischof Ulrich Boom und der Priester Matthias Leineweber dabei, der junge Diplomtheologe Fabian Neubert und ich als verheirateter Priester. Auf diese Kritik aus dem Priesterrat habe ich reagiert, aber noch keine Antwort erhalten.
Büttner: Für uns steht die Repräsentanz Christi im Vordergrund. Jesus, der Christus, wird in allen Getauften repräsentiert – unabhängig von Geschlecht und sexueller Orientierung. Die Taufe ist wichtiger als die Weihe. Von daher geht es uns um das gemeinsame Priestertum der Gläubigen, deren Empowerment beziehungsweise Ermächtigung das spezielle Priestersein dient. Wir möchten, dass Priester inmitten des Volkes Gottes wirken, wie es auch Papst Franziskus will. Eine klerikale Überhöhung beruht auf einer Missdeutung der Weihe. Diese Fehldeutung wurde seit der Rückwärtswende mit Papst Johannes Paul II. geradezu herausgefordert.
Büttner: Dazu wird es erst zur dritten Vollversammlung Beschlussvorlagen geben. Aber die Vorarbeit hat bereits für eine große Überraschung gesorgt. Wir hatten am 1. Juli ein Treffen im Schatten des Kölner Doms. Es war das erste Mal überhaupt, dass sich eine Gruppe von Bischöfen und Laien gemeinsam und ergebnisoffen einen ganzen Tag lang mit dem Thema Zölibat und Pflichtzölibat beschäftigt hat. Es waren jedoch nicht alle anwesend.
Büttner: Das Forum hat sich das Thema "Verheiratete Priester" als Tagesordnung vorgenommen. Auf der Würzburger Synode vor 50 Jahren verboten die Bischöfe noch - auf Druck Roms - jede Zölibatsdiskussion. Deshalb meine Gegenfrage: Was würde geschehen, wenn zwei Dutzend mutiger Bischöfe gemeinsam Ausnahmen vom Pflichtzölibat in ihren Diözesen zuließen? Das ist jetzt nicht mehr so abwegig wie es klingt. Der Vorschlag, verheiratete Priester zurückzurufen, etwa als Priester im Nebenberuf, findet starke Zustimmung.
Büttner: Es braucht realistischen Optimismus. Resignation ist für einen Christen keine Option. Mir war jedoch immer klar: Wir werden Gegenwind bekommen. Deshalb habe ich nicht mit dieser Eindeutigkeit der Meinungsbildung in Köln gerechnet. Ich habe mich sehr gefreut und diese Freude zum Ausdruck gebracht, als die Ergebnisse über mögliche, zukünftig zu diskutierende Voten des Forums an die Wand projiziert wurden. Befürworter des Pflichtzölibats wie der Münsteraner Bischof Felix Genn, einer der Leiter des Forums, stellen sich der Diskussion. Genn hört Gegenargumente an und lauscht den Erfahrungen verheirateter Priester. Mir selbst brachte er von Anfang an hohe Wertschätzung entgegen, was für einen Bischof nicht ganz selbstverständlich ist.
Büttner: Bischöfe regieren ihre Diözesen wie kleine, mit absolutistischer Vollmacht ausgestattete Könige. Sie sind nach dem gegenwärtigen Kirchenrecht nicht an Beschlüsse gebunden – auch nicht an die des Synodalen Wegs. Da muss man realistisch sein. Die nichtbischöflichen Synodalen -Laien, Ordensleute und Priester - geben einen Vorschuss an Vertrauen. Veränderungen geschehen langsam, aber sie geschehen. Das Kirchenrecht kann und muss geändert werden. Mir persönlich geht alles viel zu langsam.
Büttner: In München werden wir nach wie vor regelmäßig zum Austausch eingeladen, jetzt auch in Augsburg. Das war auch in Würzburg unter den Vorgängern von Bischof Franz Jung der Fall. Aber nach seiner Amtsübernahme 2018 hat er den Dialog 2019 beendet, und das hatte nichts mit Corona zu tun. Gut 2500 verheiratete Priester gibt es im deutschsprachigen Raum, global sind es 100 000. Die Vereinigung katholischer Priester und ihrer Frauen ist weltweit vernetzt. Die Beschäftigung mit unseren Themen kommt jetzt erst richtig in Fahrt! Mutige Visionen und der Prozess des Aufeinander-Hörens breiten sich in der gesamten Kirche aus – wie jetzt auch bei der Weltsynode in Rom.
Weltsynode der katholischen Kirche
Hinweis: In einer früheren Version des Artikels stand, dass Bischof Voderholzer im Forum I "Macht und Gewaltenteilung in der Kirche" mitdiskutiert. Er ist aber Teilnehmer des Forums III "Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche". Wir haben den Fehler korrigiert.
ihm genannten Gründen dem Verein Kirche den Rücken kehren. Aber wie zwischen den Zeilen zu lesen ist, steckt hinter Ihren Wortspielereien eine ganz andere Botschaft und wer eins und eins zusammenzählen kann weiß welche.
Aus ihrer Berufs- bzw. Amtsausübung als Priester werden die verheirateten Priester schon ausgeschlossen. Sie schreiben selbst, dass der verheiratete Priester, den Sie kennen "ehemaliger Priester" ist. Ihre "Verwunderung" erscheint also etwas künstlich.