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Würzburg
Schwester Katharina Ganz: "Frauenweihe ist das schwierigste Thema"
Der Synodale Weg geht voran: Am Freitag tagen Regionenkonferenzen. Schwester Katharina Ganz von den Oberzeller Franziskanerinnen diskutiert über "Frauen in der Kirche".
Katharina Ganz, Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen, nimmt an der Regionenkonferenz des Synodalen Wegs teil. Sie setzt sich für die Gleichberechtigung von Frauen in der katholischen Kirche ein.
Foto: Petra Winkelhardt | Katharina Ganz, Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen, nimmt an der Regionenkonferenz des Synodalen Wegs teil. Sie setzt sich für die Gleichberechtigung von Frauen in der katholischen Kirche ein.
Christine Jeske
 |  aktualisiert: 09.02.2024 17:21 Uhr

An diesem Freitag gibt es bundesweit zeitgleich fünf Regionenkonferenzen des Synodalen Wegs. Schwester Katharina Ganz, Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen, ist in München dabei. Sie gehört zum Forum "Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche" und freut sich über den direkten Kontakt, der ihr bei den vorbereitenden digitalen Forumsdiskussionen gefehlt hat. "Auch die informellen Gespräche am Rande sind wichtig", sagt Ganz, die sich aktiv für die Gleichberechtigung von Frauen in der katholischen Kirche und für die Zulassung von Frauen zum Weiheamt einsetzt.

Katharina Ganz stammt aus Willanzheim (Lkr. Kitzingen). 1995 trat sie im Kloster Oberzell ein und legte 2002 die ewige Profess ab. Sie studierte in Würzburg Katholische Theologie sowie Sozialwesen. 2013 wurde sie erstmals zur Generaloberin gewählt. 2016 promovierte sie mit einer pastoraltheologischen Arbeit über Antonia Werr.

Frage: Beim Synodalen Weg diskutieren Kleriker und Laien gemeinsam. Wie weit liegen im Forum die Meinungen auseinander?

Schwester Katharina Ganz: In unserem Forum gibt es auch Personen, die konservative Positionen vertreten und für den Erhalt der heute gültigen Lehre sind. Gut finde ich, dass alle Meinungen zur Sprache kommen. Ich bin sogar dankbar und froh, dass wir eine heterogene Zusammensetzung des Forums haben. Es würde überhaupt nichts nützen, wenn wir eine homogene Gruppe von feministischen Theologinnen wären, die alle mehr Frauen in Diensten und Ämtern haben wollen. Es ist wichtig, dass wir die Fragestellungen aus allen möglichen Richtungen angehen.

"Wenn Frauen nicht geweiht werden und die klerikalen Strukturen erhalten bleiben, dann haben Männer weiterhin alleine das Sagen."
Schwester Katharina Ganz, Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen
Geht es beim Thema "Frauen" ausschließlich um die Weihe?

Ganz: Wir sind uns einig im Forum, dass unsere Themenstellung mehr umfasst als nur die Frage der Teilhabe von Frauen am sakramentalen Amt. Deshalb haben wir drei Untergruppen gebildet. Eine Gruppe erarbeitet, was kirchenrechtlich bereits möglich ist, um Frauen generell mehr Leitungsverantwortung und Mitsprache zu geben, etwa in Bereichen wie Verkündigung, Diakonie, Liturgie, Communio sowie wie die Berufung von Frauen auf Lehrstühle katholisch-theologischer Fakultäten. Dazu wurde bereits ein Arbeitstext erstellt, der nun auf den Regionenkonferenzen vorgestellt wird. Die zweite Gruppe arbeitet über Geschlechteranthropologie, also die Lehre vom Menschsein und der Ausfaltung in den Geschlechtern. Hier sind wir noch in der Sammlungsphase, wobei schon sehr viele Dokumente in die gemeinsame digitale Cloud eingestellt worden sind - auch Doktorarbeiten und andere hochtheologische Abhandlungen. Das macht die Debatte nicht einfach. Der dritte Komplex dreht sich um die Frauenordination.

Im Arbeitstext fordert das Forum mehr Präsenz von Frauen in der Priesterausbildung. Aber noch nicht konkret die Weihe.

Ganz: Generell fordere ich, dass mehr Frauen ihre Kompetenzen an entscheidenden Positionen in der katholischen Kirche einbringen und ihre Berufungen leben können. Beim Thema "Frauenweihe" sind wir uns allerdings im Forum einig: Es ist das schwierigste.

Wie nähert sich das Forum diesem schwierigen Thema?

Ganz: Laut Vatikan fühlt sich die Kirche - in Treue zu Jesus Christus - nicht bevollmächtigt, Frauen zu weihen. Doch zu Recht fragen Theologinnen und Theologen in unserem Forum: Kann guten Gewissens behauptet werden, dass Jesus sich diesbezüglich überhaupt festgelegt hat? Ist der Ausschluss von Frauen vom Weiheamt wirklich unveränderlich? Und kann göttliches Recht, das ja wie das kirchliche Recht von Menschen als solches definiert wurde, nicht geändert werden? Wenn Frauen nicht geweiht werden und die klerikalen Strukturen erhalten bleiben, dann haben Männer weiterhin allein das Sagen. Also geht es hier neben dem Ämter- und Sakramentenverständnis auch um Machterhalt.

"Es geht hier neben dem Ämter- und Sakramentenverständnis auch um Machterhalt."
Schwester Katharina Ganz, Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen
Das klingt nach einer langwierigen Auseinandersetzung.

Ganz: Wir haben seit über 50 Jahren eine feministische Theologie und seit über 100 Jahren eine historisch-kritische Methode im Analysieren der biblischen Texte. Deshalb fordere ich, diese Methode auch anzuwenden. Das katholische Lehramt ignoriert seit Jahrzehnten wissenschaftliche Erkenntnisse aus allen möglichen Disziplinen - und wird deswegen in ihrer Lehrverkündigung immer unglaubwürdiger - und bewegt sich nicht auf der Höhe der Zeit.

Blick in den großen Saal des ehemaligen Dominikanerklosters in Frankfurt: Die erste Vollversammlung des Synodalen Wegs Ende Januar dieses Jahres fand noch ohne Corona-bedingte Beschränkungen statt.
Foto: Christine Jeske | Blick in den großen Saal des ehemaligen Dominikanerklosters in Frankfurt: Die erste Vollversammlung des Synodalen Wegs Ende Januar dieses Jahres fand noch ohne Corona-bedingte Beschränkungen statt.
Schaut die Weltkirche auf Deutschland?

Ganz: Wir sind sicher nur ein kleiner Teil innerhalb der Weltkirche. Aber ich bin der Meinung, dass die deutsche Ortskirche wichtige Impulse für die Weltkirche geben kann. Und Rom sollte diese Impulse nicht ignorieren ...

... oder Bedenken haben?

Ganz: Sicher wird es Bedenkenträger in Rom geben, die Angst haben, dass von Deutschland jetzt eine zweite Reformation ausgeht wie einst unter Luther. Diese Kräfte wünschen sich, dass der Synodale Weg eher bedeutungslos und ohne konkretes Ziel enden sollte.

Wurde deshalb kürzlich eine Instruktion aus Rom in Richtung Deutschland gesendet - mit dem Hinweis, dass nur ein geweihter Priester eine Pfarrei leiten kann?

Ganz: Viele deutsche Bischöfe haben deutlich Kritik an der Instruktion geübt. Das freut mich. Was mich ärgert, ist: In dem Papier kommen Frauen nicht vor. Vielmehr wird das alte hierarchische Modell aufgezeigt. Es ist unvorstellbar, wie sich die älteste Institution der Welt immer noch an patriarchale Leitungsmodelle aus der Zeit des Absolutismus klammert und sich mit aller Gewalt gegen kirchliche Reformen wehrt.

Es gibt ein eigenes Forum zum Thema "Macht".

Ganz: Deshalb plädiere ich für eine stärkere Quer-Vernetzung der vier Foren. Alle Synodalen diskutieren über die Schöpfungsordnung, über Sexualität, über die Frage der Geschlechter. Als Ergebnis des Synodalen Wegs wäre wünschenswert, dass die Mehrzahl der Bischöfe und Laien konkrete Beschlüsse fasst, wie sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch entgegen gewirkt und die Strukturen der Kirche geschlechtergerechter werden können.

Rechnen Sie damit?

Ganz: Ich halte es nicht für unmöglich. Es ist mittlerweile eine andere, eine mutigere Generation von Bischöfen im Amt. Und es regt sich Widerstand im Volk Gottes, bei Frauen und Männern, Bischöfen und Laienverbänden. Wenn am Ende des Synodalen Wegs aber nur Millimeter-Fortschritte erreicht werden, dann treten weit mehr Gläubige aus der Kirche aus als ohnehin schon in den letzten Jahren. Das ist meine große Befürchtung.

Synodaler Weg

Der Begriff "Synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort Synode: Wegemeinschaft. Im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien.
In ihrem Reformdialog wollen die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland beraten. Ein Ziel ist, nach dem Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen.
Ziel der Beratungen in den vier Synodalforen ist es, der Synodalversammlung Vorschläge zu den jeweiligen Themen zu machen, über die sie abstimmen können. Solche Voten fallen unter drei Kategorien: Entscheidungen, die in Deutschland in Kraft gesetzt werden können oder solche, die dem Papst vorgelegt werden müssen; zudem Empfehlungen, die auf einem Konzil behandelt und entschieden werden müssten.
Das Forum "Frauen in Diensten und Ämtern" hatte seine konstituierende Sitzung Ende Februar. Laut Schwester Katharina Ganz wurden Bischof Franz Bode und Professorin Dorothea Sattler als Vorsitzende des Forums gewählt, inhaltliche Schwerpunkte gesetzt und Arbeitsgruppen gebildet. Corona-bedingt gab es seitdem drei Videokonferenzen. Am 28. September wird das Forum in Würzburg tagen.
Unter dem Leitwort "Fünf Orte – ein Weg" wird es statt einer Synodalversammlung für alle 230 Synodalen am Freitag, 4. September, eine eintägige Regionenkonferenz geben. Sie findet zeitgleich in Berlin, Dortmund, Frankfurt, Ludwigshafen und München mit jeweils rund 50 Personen statt. Weitere Regionenkonferenzen sind im Oktober anberaumt. Die zweite große Synodalvollversammlung ist im Februar 2021.
Quelle: KNA/Sr. Katharina Ganz/synodalerweg.de
 
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  • martin-dobat@t-online.de
    Eine sehr menschliche Diskussion, es menschelt. "Wenn Frauen nicht geweiht werden und die klerikalen Strukturen erhalten bleiben, dann haben Männer weiterhin alleine das Sagen." Die Bibel ist sehr eindeutig zu diesem Thema, mit "Macht und Männer haben das Sagen", hat es allerdings überhaupt nichts zu tun! Mit menschlicher Weisheit kann das Problem nicht gelöst werden, die katholische Kirche hat sich sehr weit von der biblischen Wahrheit entfernt - so kann ich dieser Kirche nur empfehlen, zurück zur ersten Liebe. Martin Luther hatte Recht, wenn er forderte zurück zum "sola scriptura". Die kath. Kirche hat so viel menschliches zum Wort Gottes hinzugetan - ein Irrweg von Anfang an.
    Lieber Gruß, Martin Dobat
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  • MP-Log
    Sehr geehrter Herr Dobat, "sola scriptura" (lateinisch für „allein durch die Schrift“) soll wohl bedeuten, dass die Heilsbotschaft hinreichend durch die Bibel vermittelt wird und Ergänzung durch kirchliche Überlieferungen überflüssig sind. Soweit, so gut. Wäre da nicht, das klitzekleine Problem, dass die Schrift wohl mehrheitlich vom Männern geschrieben wurde und die Schrift ihrerseits Überlieferung ist. Und bei allen berechtigten Zweifeln an der 'menschlichen Weisheit' - so ganz ohne geht es auch nicht.
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  • Albatros
    @frei100, Sehr geehrter Herr Dobat, dieser Verein löst sich seit 30 Jahren in Europa mehr und mehr auf, und raten Sie einmal warum das so ist. Weil die Strukturen der Kirche sich nach wie vor im Mittelalter bewegen und die machtgeilen Herren im Vatikan genau diese Strukturen aufrecht erhalten wollen. Aber die Welt und die Menschen haben sich weiter gedreht und entwickelt und genau aus diesem Grund verlassen Millionen Gläubige diese Kirche, weil diese nicht ansatzweise zeitgemäß ist; da helfen auch Ihre ganzen salbungsvollen Phrasen nichts.
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  • daniel.englbauer@churchsol.de
    Aber selbst das "sola scriptura" will mit Augenmaß angewendet werden.
    In der Bibel lesen wir, dass Jesus - rk. Kirche: "Vorbild am Altar" - beschnitten war, keine eigene Wohnung hatte, keine Hausfrau, dass er, wenn er nicht zu Fuß gegangen ist, ein Ruderboot oder einen Esel nutzte. Welcher Priester kann das von sich behaupten?
    Maßstab des Evangeliums: Dienen undBarmherzigkeit, also andere in ihrer Lebenssituation wahrnehmen, gerade nicht beurteilen! und dann tun, was ihnen hilft, ein Leben zu führen, das "der liebe Gott" ihnen gönnen würde.
    Franziskus ist ziemlich gut auf diesem Weg unterwegs, würde ich sagen. Der Rest der verfassten rk. Kirche ist ziemlich weit vom Herrn seiner Kirche entfernt, macht es den Anschein. Leider.
    Dass Frauen in frühen kirchlichen Ämtern in der Überlieferung und Tradition einfach getilgt wurden (weil nicht sein kann, was nicht sein darf), ist längst ein theologischer Allgemeinplatz (Gemeindeleiterin Lydia, Diakonin Phoebe, Bischöfin Junia, etc.)
    Wake up!
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  • MP-Log
    Frauen in der katholischen Kirche - Das läßt mich immer ein wenig an Masochismus und Stockholm-Syndrom denken.
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  • Albatros
    Wir haben einen Hinweis zu Ihrem Kommentar: Meinen Sie wirklich Papst Benedikt oder doch Papst Franziskus?
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  • Albatros
    @MP-Log, was das mit Stockholm-Syndrom zu tun hat wird wohl Ihr Geheimnis bleiben. Aber sachlich betrachtet, hat sich das Frauenbild, zumindest bei den Entscheidungsträgern innerhalb dieses Vereins, nicht im Ansatz geändert. Diese alten Herren wollen ihre Spiele weiterspielen wie vor fünfhundert Jahren. Der amtierende Papst Franziskus ist zweifellos ein Hoffnungsträger, aber seine Macht ist wie die Realität zeigt, sehr beschränkt. Die Kirchenmacht sitzt im Vatikan, Franziskus kann froh sein, dass er nicht endet wie Johannes Paul I.
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  • MP-Log
    @Albatros: Es ist ein offenes Geheimnis. Stockholm-Syndrom: Die Opfer sympathisieren und kooperieren mit den Tätern und bringen ihnen positive Emotionen (bis zur Verliebtheit) entgegen. Schauen Sie doch mal in die Augen von Nonnen, wenn Sie ihrem Papst zujubeln. Ich habe keinen Zweifel, dass das weibliche Geschlecht seit Jahrtausenden zum Opfer der misogynen Grundeinstellungen der Kleriker wurde. Da hilft auch das heuchlerisch-idealisierende Gedöns um Maria, die zur asexuellen und unterwürfigen Frau stilisiert wurde nicht weiter.
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