
Noch wenige Tage, dann beginnt auf der Talavera in Würzburg oberhalb der Mainwiesen das Kiliani-Volksfest. Es ist das erste nach einer zweimaligen Corona-Pause. Am vergangenen Dienstag hatte die Hofbräu bereits zur Festbierprobe für den wieder extra für das Volksfest eingebrauten Gerstensaft geladen. Süffig, wieder sehr süffig, lautete das allgemeine Urteil.
Doch so mancher wird nicht erst zusammenzucken, wenn die Würzburger Böllerschützen am kommenden Sonntag um 12 Uhr nach dem Läuten der Domglocken vom Festungsberg herab mit ohrenbetäubenden Böllerschüssen das Fest eröffnen. Denn der Preis für die Maß hat in diesem Jahr erstmals zwei Stellen vor dem Komma: Nach zwei Jahren Volksfestpause kostet die, zugegeben immer gut eingeschenkte Maß, aus der so mancher Oktoberfestwirt zwei "zaubern" würde, 11,30 Euro.
Kiliani 2006: Drei Jahre blieb der Bierpreis unverändert
Das war 2006 noch anders. Da verkündete der damalige Festwirt Peter Müller-Reichart stolz, er habe drei Jahre nacheinander den Bierpreis halten können. Der lag damals bei 6,20 Euro.
Kiliani 2012: Beim Stadl-Wirt war's teurer
Sechs Jahre später im Jahr 2012, der neue Festwirt hieß seit 2009 Michael Hahn, kostete im Zelt die Maß extra eingebrautes Hofbräu-Festbier 7,40 Euro, im Tucher-Bräustadl, der inzwischen den 2008 neu aufs Volksfest gekommenen Stadl-Wirt ersetzt hatte, kostete das extra eingebraute Tucher-Exportbier aus Nürnberg die Maß 7,50 Euro. Zum Vergleich: auf dem Oktoberfest in München kostete die Maß damals im Schnitt schon 9,32 Euro (2011: 8,97 Euro; 2010 8,65 Euro). Da war man in Würzburg noch lange nicht so weit, auch wenn man dann im Jahr darauf auf Kiliani dann schon bei 7,80 Euro lag.
Kiliani 2017: Auch die Distelhäuser-Brauerei mischte mit
Ein Zeitsprung ins Jahr 2017. Vor fünf Jahren kostete die Maß auf Kiliani 8,95 Euro. Die Tucher hatte aufgegeben, die Distelhäuser Brauerei aus dem nahen Distelhausen hatte übernommen: "Im zweiten Jahr ist Lansers Stadl und Almhüttendorf auf dem Platz, der ebenfalls ein regionales Stadl-Bier der Distelhäuser Brauerei ausschenkt", hieß es im Vorbericht zum Fest. Die Preise waren gleich.
Kiliani 2019: Die Würzburger Hofbräu war wieder der Platzhirsch
2018 gab es im Festzelt einen Sprung auf 9,30 Euro. Lansers Stadl war auch nicht mehr dabei, Grund waren gesundheitliche Probleme des Betreibers, wie es hieß. 2019 dann, im Jahr vor der Pandemie, kostete die Maß 9,60 Euro und kratzte damit knapp an der Zehn-Euro-Marke.
Die wäre in den darauffolgenden Jahren möglicherweise wohl schon gefallen, wenn nicht Corona alles durcheinander gebracht hätte. Frühjahrsvolksfest und Kiliani wurden 2020 und 2021 abgesagt. Nur 2021 gab es im Sommer einen kleinen Kiliani-Ersatz, den Sommergarten auf den Mainwiesen. 9,70 Euro kostete dort die Maß.
Kiliani 2022: Nach zwei Jahren Pause geht es wieder los
Jetzt geht es am Freitag wieder los, mit der Feierei. Und nach zwei Jahren Pause kostet die Maß extra eingebrautes Festbier der Würzburger Hofbräu mit 5,9 Prozent Alkohol und 13,3 Prozent Stammwürze in diesem Jahr nun 11,30 Euro.
Zum Vergleich: Auf dem am Wochenende zu Ende gehenden Schweinfurter Volksfest kostete die Maß Mönchshof-Festbier aus Kulmbach 9,90 Euro. Ein, wie es aussieht, vergleichsweise günstiger Preis. Denn auf der Maidult in Regensburg kostete die Maß wie in Würzburg 11,30 Euro ebenso wie beim Straubinger Gäubodenvolksfest, dort werden im August für eine Maß auch 11,30 Euro fällig.
In Aschaffenburg wurde die Maß Bier um 35 Prozent teurer
Und auf dem Aschaffenburger Volksfest, das am vergangenen Wochenende zu Ende ging, kostete die Maß ebenfalls 11,30 Euro. 2019 hatte sie dort noch 8,40 Euro gekostet. Als Grund für den Aufschlag von knapp 35 Prozent nannte der dortige Festwirt Franz Widmann laut Medienberichten gestiegene Preise für Energie, Personal und den Wareneinsatz, die er weitergeben müsse. Da liegt der Würzburger Preis gut im Schnitt.
"Die derzeitige Teuerung merkt ja auch jeder bei sich selbst zu Hause", sagt dazu der Würzburger Festwirt Michael Hahn. Er rechnet aber vor: "Wenn man zweimal auf Kiliani geht und je zwei Maß Bier trinkt, dann sind das gerade Mal ein bisschen mehr als sechs Euro." Und fährt fort: "Ich weiß, das ist auch Geld, aber es ist ja auch nichts Alltägliches, was man sich da leistet".
Tiefer in die Tasche greifen müssen die Besucher des Oktoberfestes
"Denn wir bieten dafür auch Qualität, kochen alles jeden Tag frisch und regional und machen sogar unsere Würste selber", sagt er. "Da bekommen die Leute auch etwas für ihr Geld, nämlich auch noch das Ambiente im Zelt, das Rahmenprogramm und ein extra eingebrautes Festbier", sagt der Würzburger Festwirt.
Traditionell noch tiefer in die Tasche greifen müssen übrigens wie immer die Besucher des Münchner Oktoberfestes im Herbst dieses Jahres. Dort soll die Maß Gerstensaft nämlich zwischen 12,60 und 13,80 Euro kosten, im Schnitt also 13,37 Euro.
Die können das verlangen, weil es genug Menschen gibt, die das zu zahlen bereit sind... - Noch..
Lesen die keine Zeitungen, oder Nachrichten? Den Menschen geht gerade das Geld an allen Enden aus, und die rufen solche Traumprise für Bier auf?
Und hinterher ruft deren Dachverband, die DEHOGA, wieder mal prominent nach Hilfen von Staat!
Doch leider gilt hier immer noch der Spruch: "Wer nix wird, wird Wirt!".
Die aller hellsten Köpfe sind da definitiv nicht unterwegs...
Mehr, als 10 €, für zwei Flaschen Bier, die ich im Einzelhandel für knapp 2 € kaufen könnte, sind schon eine unverfrorene Frechheit!
Ich weiß, dass die Nebenkosten haben. Und mir ist auch klar, dass die Ihre Nebenkosten über den Umsatz deckeln müssen.
Doch deren Bierpreise sind langsam "entartet"! Das hat mittlerweile gar nichts mehr mit der Realität zu tun!
Kommen Sie mal in die Braurei, dann können wir mal zusammen schauen, welchen Aufwand man für einen Liter Bier betreiben muss. Welche Schwierigkeiten aktuell Preise und Lieferketten machen und wie die Brauer trotzdem versucht sind, Bier noch möglichst günstig herzustellen.
Und dann organisieren wir mal zusammen ein Fest oder eine Veranstaltung und rechnen danach ab. Es ist lächerlich, wie wenig einem am Ende bleibt, bei gutem Umsatz und dem Versuch, die Preise verträglich zu halten.
Ich weiß aus langjähriger Erfahrung, wovon ich hier rede. Und schon vor den aktuellen Krisen war das alles nicht leicht!
Die Bedienungen zum Beispiel sind ja auf den festen nicht fest angestellt sondern Freiberufler und bekommen je nach Fest zwischen 50 und 80cent pro Maß der Rest geht an Festwirt und Brauerei. Die Bedienungen müssen sogar Geld auslegen für die Biermarken.
Heißt sie kaufen die Biermarken 50-80cent günstiger ein als der Gast und bekommen dann an der Schänke für die Marken die Maß.