Seit Anfang Mai ist Roland Zinn (54) neuer Leiter des Bauamts der Stadt Ochsenfurt. Der gebürtige Mittelfranke leitete zuletzt das Bauamt der Gemeinde Reichenberg und war zuvor als Mitarbeiter in einem Fachbüro für Verkehrsplanung und als Oberbauleiter bei einem mittelständischen Bauunternehmen tätig. "Im Bauamt darf ich diese beiden Ebenen nun miteinander verbinden", so Zinn. Im Pressegespräch erläutert der Bauingenieur gemeinsam mit Bürgermeister Peter Juks und Verwaltungschef Gerhard Englert Schwerpunkte der Stadtentwicklung in den kommenden Jahren.
Welche besonderen Herausforderungen stellen sich in Ochsenfurt?
In einer Stadt mit acht Ortsteilen sei es kaum möglich, allen Ansprüchen gerecht zu werden, sagt Roland Zinn. "Es ist eine schwierige Abwägung, was finanzierbar ist und wer zurückstehen muss." Während es in der Altstadt darum geht, die historische Substanz zu bewahren und gleichzeitig ein modernes städtisches Umfeld zu schaffen, liege die Aufgabe in den Ortteilen darin, dörfliches Leben zu fördern und zu erhalten.
Wo liegen in den kommenden Jahren die Schwerpunkte in den Ortsteilen?
In seinem Heimatlandkreis Erlangen-Höchstadt habe er miterlebt, wie aus ehemals kleinen Dörfern große Schlafstätten für Arbeitskräfte im Ballungsraum Nürnberg geworden sind, erzählt Roland Zinn. "Da müssen wir dagegen arbeiten." In ihren Gemeindeentwicklungskonzepten setze die Stadt deshalb auf die behutsame Abrundung der vorhandenen Siedlungen, gepaart mit der Entwicklung des Bestands. Wichtig sei die Anbindung der Ortsteile an schnelles Internet oder an Glasfaser. "In Zeiten des Homeoffice ist das sehr wichtig", so Zinn. Allerdings sei die Stadt hier auf Entscheidungen der Netzbetreiber angewiesen.
Was steht in den Ortsteilen konkret bevor und was ist längerfristig geplant?
Mit der Gestaltung der Duttenhöferstraße endet die Dorferneuerung in Hopferstadt. In Goßmannsdorf steht mit der Neugestaltung der Zehnthofstraße die erste große Maßnahme der Dorferneuerung bevor. An der Oberen Lehmgrube entstehen neue Bauplätze. In Zeubelried sollen entlang des Ulmenwegs und des Eichenwegs ebenfalls 15 neue Bauplätze erschlossen werden, sagt Bürgermeister Juks. Außerdem habe die Stadt Ochsenfurt kürzlich das ehemalige Pfarrhaus erworben und wolle dort Mietwohnungen einbauen und plane die Gestaltung einer Gemeinschaftsfläche. Der inzwischen kleinste Ortsteil von Ochsenfurt ist zunehmend von Leerstand geprägt. "Die Kombination dieser Maßnahmen kann einen positiven Schub auslösen, den Zeubelried dringend braucht", so Juks. Vorbereitet werden derzeit außerdem die Planungen für zwei kleine Baugebiete in Tückelhausen und Hohestadt.
Wie soll die Entwicklung in der Kernstadt weitergehen?
"Das Augenmerk liegt auf der Verwertung von Baulücken und Nachverdichtung", so Bauamtsleiter Zinn. So ist etwa am Dümmersberg Pfad oberhalb des E-Center-Marktes ein kleines Baugebiet vorgesehen, auf dem auch Geschosswohnungsbau möglich ist. "Der Stadtentwicklung bringt das nicht den Schub, wie er von der Erschließung des Oberen Dümmersbergs zu erwarten war", sagt Bürgermeister Juks. Die Erschließung des Dümmersbergs war durch einen Bürgerentscheid gestoppt worden. In der Altstadt sieht Bauamtsleiter Zinn die Herausforderung darin, das historische Gepräge mit zeitgemäßer Nutzung zu verbinden. "Die Stadt soll kein Museum sein", so Zinn.
Wo plant die Stadt Ochsenfurt neue Gewerbegebiete?
Die Erweiterung des Industriegebiets Hohestadt steht nach wie vor auf der Agenda. Durch den Bürgerentscheid Dümmersberg sei jedoch die verkehrliche Erschließung schwieriger geworden, weil damit auch die geplante Südanbindung entfällt, sagt Bürgermeister Peter Juks. Deshalb werde nach einer Alternativlösung gesucht. "Man wird sich dem Thema wieder annehmen müssen."
Manche Wohnstraßen sind in einem schlechten Zustand. Ist dort eine Verbesserung geplant?
"Ein aktiver Straßenausbau ist im Moment aus finanzieller Sicht nicht erkennbar", sagt Bauamtsleiter Roland Zinn. Wenn, dann bei Neuerschließungen oder im Zuge von Kanal- oder anderen Tiefbaumaßnahmen. Das hänge auch mit der Abschaffung der Straßenausbaubeiträge zusammen, weil Anlieger dadurch nicht mehr an den Kosten beteiligt werden können und die Stadt einen Straßenausbau alleine finanzieren müsste, sagt Verwaltungsleiter und Kämmerer Gerhard Englert.
Was sind die nächsten großen Baumaßnahmen?
Mittelfristig ist die Rathaussanierung die größte und mit Gesamtkosten von mindestens 10,5 Millionen Euro teuerste der geplanten Maßnahmen. Eine endgültige Entscheidung über den Umfang der Generalsanierung will der Stadtrat vor der Sommerpause treffen. Baubeginn wird aber nicht vor 2028 sein. Aktuell läuft die Sanierung des Kindergartens Maria Theresia. Anschließend soll die Containeranlage, in der der Kindergarten übergangsweise untergebracht ist, in eine offene Ganztagesschule umgebaut werden, so Bürgermeister Juks. Gleichzeitig soll dann die Erweiterung des Kindergartens in Hohestadt beginnen.