OCHSENFURT Die Meinungsverschiedenheiten zum geplanten Baugebiet "Obere Lehmgrube" in Goßmannsdorf bleiben. Die Stadtratsmehrheit möchte dort ein allgemeines Wohngebiet ausweisen, um jungen Leuten das Verbleiben im Heimatort zu ermöglichen. Grüne und Bund Naturschutz sind seit Beginn dagegen, weil dort viel wertvolle Natur zerstört werde. Mit den Stellungnahmen, die zum Vorentwurf eingegangen sind, und mit der Abwägung der Interessen befasste sich jetzt der Bauausschuss.
Im Vorfeld wurde die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt eingeschaltet. Tatsächlich wurde die Wertigkeit des Geländes für die Natur deutlich höher gestuft als bisher, so dass mehr Ausgleich geschaffen werden müsste. Bürgermeister Peter Juks und die Ausschussmehrheit sehen dies im aktualisierten Entwurf als nach allen gesetzlichen Regeln erfüllt. Der Tenor sei, so Juks, das Projekt im gleichen Umfang weiterführen zu können. Anders sah dies Britta Huber von den Grünen. Kritische Anmerkungen kamen aus Reihen der SPD.
Run d 1,4 Hektar Ausgleichsflächen nötig
Die eingegangenen Stellungnahmen und die Abwägungsvorlage erläuterte Katrin Hansmann vom Architekturbüro arc.gruen. Der Geltungsbereich des Bebauungsplans umfasse 1,65 Hektar, davon 1,27 Hektar reine Baufläche, dazu 0,38 Hektar außenliegende Grünflächen mit Auflagen bei der Bewirtschaftung. Deutlich erhöht hat sich der Anteil an artenreichem Grünland, das als Biotop geschützt ist und das voll ausgeglichen werden müsste. An ökologischen Ausgleichsflächen würden nun 1,37 Hektar benötigt. Ein kleiner Teil davon wäre direkt am Baugebiet möglich, ein größerer auf einer entsprechenden Fläche in Hohestadt, wo vor allem Lebensraum für den Ortolan und andere Bodenbrüter möglich sei. Rund ein halber Hektar müsste aber noch gefunden werden, bestätigte Bürgermeister Juks. Erst wenn dies geschehen sei, könne der Billigungs- und Auslegungsbeschluss gefasst werden. Dies soll im März geschehen.
Flächendeckendes Orchideenvorkommen
Betroffen von dem Baugebiet wären Orchideenvorkommen, eine alte Weinbergsmauer, Höhlenbäume, Vogelarten, Fledermäuse und Zauneidechsen. Die Orchideenvorkommen seien durch die Untere Naturschutzbehörde bestätigt, sagte Hansmann. Britta Huber ergänzte, dass die Orchideen sogar flächendeckend nachgewiesen seien. Im Jahr 2016 hatte ein Landwirt eine Fläche umgebrochen. Davor seien es noch mehr gewesen, bestätigte die Referentin des Architekturbüros. Sie und Bürgermeister Peter Juks betonten aber, dass der Landwirt im Rahmen der geltenden Gesetze gehandelt habe. Der vorherige Zustand könne nicht Grundlage der Betrachtungen sein, sondern nur der heutige.
Zu dem Entwurf lag ein umfangreicher Katalog von Einwänden vor, den der Bund Naturchutz über einen Anwalt eingereicht hatte. Alle seien mit dem neuen Entwurf abgearbeitet, meinten die Referentin des Architekturbüros und Bürgermeister Juks. Für die wegfallenden Höhlenbäume (Hansmann: "nur fünf") sind als Ersatz Nistkästen für Vögel und Fledermäuse vorgesehen. Zauneidechsen habe man "mal eine rascheln hören und eine gesehen", so Hansmann. Sie würden auf vorbereitete Flächen umgesiedelt. Dass mit dem neuen Entwurf insgesamt sogar mehr ökologisch wertvolle Flächen gewonnen als verloren sei, meinte Juks. Britta Huber von den Grünen entgegnete, es werde Gewachsenes zerstört. Ausgleichsflächen an anderer Stelle seien sind nicht dasselbe. Juks betonte, dass es dafür Fachbehörden gebe, die das beurteilen.
"Die Ökologie hat keinen Gewinn"
Barsom Aktas (UWG) fragte, ob der ökologische Nutzen des Baugebiets höher sei als der Schaden. Für Bert Eitschberger (SPD) ist das nicht der Fall. Man dürfe nichts schönreden, sagte Eitschberger: "Die Ökologie hat keinen Gewinn. Da können wir rechnen so viel wir wollen." Kilian Popp gab zu bedenken, dass seit 1960 immer mehr Flächen von der Landwirtschaft an Natur zurückgegeben worden seien. Auch bei Flurbereinigungen würden Flächen für die Natur ausgewiesen. "Da dürfte man ja nirgendwo mehr bauen", meinte Popp. Paul Hofmann wollte wissen, wer die privaten Einwender seien. Katrin Hansmann antworte, dass neuerdings aus Datenschutzgründen die Namen nicht mehr öffentlich gemacht werden dürfen.
Die Mehrheit des Ausschusses stimmte schließlich der Abwägungsvorlage zu. Britta Huber stimmte dagegen. (KLS)
Reiner Eigennutz wie wichtig ihnen der Naturschutz ist.
Bitte eröffnen Sie einen solchen Dorfladen! Ich denke, sie werden die Unterstützung unseres Bürgermeisters erhalten, sofern er diese Ihnen gewähren kann (es in seinem Ermessenspielraum als BGM liegt). Und wir würden auch rgm. dort einkaufen gehen!
Aber dennoch braucht es neue Baugebiete, da wir mehr Menschen werden. Und wenn es nicht interessant ist, junge Leute in den Ortschaften zu halten, dann ziehen diese eben weg. Nur sind da dann eben auch Steuerzahler (meist nicht nur einer), ggf. Kinder (=Krippe, Kindergarten) und andere Faktoren, welche der Stadt wegfallen, zu betrachten.