Ruß aus den Auspuffrohren von Autos und Lastern, der sich über Jahrzehnte in den Fassaden der Häuser festgefressen hat, ein gewaltiger Sanierungsstau an den Gebäuden, Leerstände – auch für die Anwohner der Zehnthofstraße in Goßmannsdorf, die ihre Häuser hübsch hergerichtet haben, ist das Umfeld kein schöner Anblick. Und erst recht kein Aushängeschild für den Ochsenfurter Stadtteil. Kein Wunder, dass die Goßmannsdorfer seit mehr als zwei Jahrzehnten auf die Dorferneuerung hofften. 2024 soll es nun endlich auch mit der Neugestaltung der Zehnthofstraße so weit sein, wie der Ochsenfurter Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen hat.
Lange Zeit stand die fehlende Umgehungsstraße einer sinnvollen Ortssanierung im Weg. Was bringt die Neugestaltung der Zehnthofstraße, solange hier noch der Schwerlastverkehr fließt, zum Beispiel zur Danone-Molkerei? Erst mit Fertigstellung der Tangente im Jahr 2013 war der Weg für das Dorferneuerungsprogramm frei. Seitdem beschäftigten sich Bürgerinnen und Bürger gemeinsam mit Planern und Vertretern des Amts für ländliche Entwicklung (ALE) mit konkreten Gestaltungsmaßnahmen.
Der erste sichtbare Schritt, eine Freizeitanlage am Mainufer, wurde 2020 getan. Auch die Einrichtung von Vereinsräumen in der ehemaligen Grundschule, zählte zu den Maßnahmen, die vom ALE gefördert wurden. Die größte und teuerste Maßnahme – die Neugestaltung der Zehnthofstraße –, ließ weiter auf sich warten.
Vorentwurf wurde mit den Anwohnern abgestimmt
Inzwischen wurde der Vorentwurf des Kitzinger Planungsbüros Arc.grün aus dem Jahr 2016 überarbeitet und mit den Anwohnern und der örtlichen Teilnehmergemeinschaft abgestimmt. In seiner jüngsten Sitzung billigte der Stadtrat die Planung und stimmte der Umsetzung im Jahr 2024 sowie der Kostenbeteiligung zu. Die Kostenberechnung aus diesem Frühjahr geht von 943.000 Euro aus, hinzu kommt ein prognostizierter Anstieg der Baupreise für dieses und das kommende Jahr von rund 16 Prozent.
In der Summe also rund 1,1 Millionen Euro, von denen die Stadt 61 Prozent als Förderung aus dem Dorferneuerungsprogramm erwarten kann. Wie Bauamtsleiter Jens Pauluhn mitteilte, könnten die Kosten noch sinken, wenn sich bestätigt, dass kein Vollausbau für die gesamte Strecke, sondern, zumindest in Abschnitten, nur eine Erneuerung der Fahrbahn erforderlich ist.
Von der östlichen Ortseinfahrt am Friedhof bis zur Einmündung der Darstadter Straße soll die Ortsdurchfahrt neu gestaltet werden. Rund um die Kapelle und am westlichen Ende der Ausbaustrecke will man die Straße komplett pflastern, um den Eintritt in den Ortskern sichtbar zu machen. Im übrigen Verlauf ist Betonpflaster nur für die höhengleichen Gehwege geplant. Die Fahrbahn erhält Asphalt. Optisch aufgelockert wird die Strecke mit Pflanzbeeten und Bäumen, deren Standorte mit den Anwohnern abgestimmt wurden. Erhalten bleiben die Pkw-Stellplätze entlang der Straße, die zusätzlich bremsend auf den Verkehr wirken sollen.
Verständnis für den Frust der Anwohner
"Die Zehnthofstraße ist die Schlüsselmaßnahme für die Dorferneuerung", sagte Bürgermeister Peter Juks in der Stadtratssitzung. Den Anwohnern, die in der Vergangenheit wenig an ihren Häusern getan haben, könne man dies nicht verdenken. "Es war großer Frust da, und viele Leute haben sich gefragt, was sie machen sollen, solange jeden Tag 8000 Fahrzeuge durchfahren", so der Bürgermeister. Von der Neugestaltung der Straße verspreche er sich jetzt auch für die privaten Anwesen einen Sanierungsschub, nicht zuletzt angesichts der Fördermittel, die die Dorferneuerung den Eigentümern in Aussicht stellt.
Dass diese Hoffnung nicht unberechtigt ist, zeigt das Beispiel Hopferstadt. Dort wurden im Zuge der Dorferneuerung in den vergangenen Jahren insgesamt über 140 private Umbau- und Sanierungsmaßnahmen umgesetzt und aus Mitteln der Dorferneuerung gefördert, wie die Projektleiterin des ALE, Eva Kiesekamp, auf Nachfrage der Redaktion mitteilt.
Umgestaltung des Bereichs um die Kirche und das ehemalige Schulhaus stehen auf Wunschliste
Auf "Nachwirkungen an privaten Gebäuden wie in Hopferstadt" hofft auch CSU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Karl. Ebenso wie SPD, UWG und Grüne signalisierte Karl die Zustimmung seiner Fraktion. Grünen-Stadtrat Jan Kohlhepp schlug vor zu prüfen, ob zur Verkehrsentlastung eine Einbahnregelung möglich ist. Bürgermeister Juks äußerte Zweifel, ob eine Einbahnregelung wirklich Vorteile für die Anwohner bringt. Dessen ungeachtet könne der Stadtrat nach Abschluss der Neugestaltung aber jederzeit frei über ein geänderte Verkehrsregelung entscheiden.
Als weitere Maßnahme der Dorferneuerung steht die Umgestaltung des Bereichs um die Kirche und das ehemalige Schulhaus auf der Wunschliste. Das Schulhaus sollte ursprünglich zugunsten eines Dorfplatzes abgerissen werden. Inzwischen, so Bauamtschef Pauluhn im Gespräch mit der Redaktion, erachte das Landesamt für Denkmalpflege das Natursteingebäude für erhaltenswert. Auf die Bürgerinnen und Bürger, die sich bisher schon rege an der Planung beteiligt haben, kommt also wieder Arbeit zu.