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Würzburg
Christopher Street Day 2024 mit nackter Haut und Fetisch-Kleidung? Würzburger Veranstalter hat klare Meinung dazu
Immer wieder gibt es Diskussionen darüber, wie viel Nacktheit und Sexualität beim CSD erlaubt ist. Jetzt äußert sich der Würzburger CSD-Veranstalter und gibt Regeln bekannt.
Sogenannte Puppy-Masken sind bei den CSD-Paraden häufiger zu sehen, hier zum Beispiel beim diesjährigen Christopher Street Day in Hannover.
Foto: Michael Matthey, dpa | Sogenannte Puppy-Masken sind bei den CSD-Paraden häufiger zu sehen, hier zum Beispiel beim diesjährigen Christopher Street Day in Hannover.
Gina Thiel
 |  aktualisiert: 28.06.2024 02:46 Uhr

Sind nackte Brüste und Hundemasken ein Zeichen der Vielfalt und sexuellen Selbstbestimmung? Der Christopher Street Day ist für seine auffälligen Straßenparaden bekannt. Doch nicht nur Dragqueens in schillernden Outfits ziehen dabei alle Blicke auf sich. Auch andere Personen lassen ihrer Kreativität bei der Outfitwahl freien Lauf, denn der Protest durch Kleidung ist fester Teil der CSD-Demozüge. In der Öffentlichkeit sorgt das immer wieder für Diskussionen darüber, wie freizügig der Protestmarsch sein darf.

So verbot beispielsweise die Polizei in Recklinghausen (NRW) im vergangenen Jahr das Tragen von Fetisch-Masken beim CSD-Demozug. Und löste damit eine so große Diskussion um Selbstbestimmung und Freiheit aus, dass sich schließlich sogar der nordrhein-westfälische Landtag mit dem Thema beschäftigte. Nicht der erste Vorfall dieser Art: Bereits 2021 bekam der veranstaltende Verein des CSD Bremen einen regelrechten Shitstorm, als er ein Fetisch-Verbot in seine Demonstrationsregeln zum CSD aufnahm.

Polizei in Würzburg will versammlungsfreundlich agieren

Im Fokus der Diskussionen stehen dabei immer wieder auch die Hundemasken, welche zum sogenannten "Pupplay" gehören. (Anmerkung der Redaktion: "Pupplay" ist ein sexuelles Rollenspiel aus dem BDSM-Bereich, bei dem es um Dominanzdemonstration und Unterordnung geht.) Auch in Würzburg hatte das Tragen einer solchen Maske im vergangenen Jahr die Frage nach dem Vermummungsverbot aufgeworfen, nachdem ein Teilnehmer auf offener Bühne zur Gewalt aufgerufen hatte. Ein Grund für die Polizeiinspektion Würzburg-Stadt, vorab generelle Verbote aufzustellen?

Beim diesjährigen Christopher Street Day in Hannover setzten viele Menschen ein Zeichen gegen die vorgeschriebenen Geschlechterrollen.
Foto: Michael Matthey | Beim diesjährigen Christopher Street Day in Hannover setzten viele Menschen ein Zeichen gegen die vorgeschriebenen Geschlechterrollen.

"Wir werden das vor Ort situationsbedingt entscheiden", erklärt Franziska Frohwein von der Pressestelle der Polizeiinspektion Würzburg-Stadt. Zwar gilt auf Demonstrationen das Vermummungsverbot, aber da die Teilnehmenden wohl eher nicht ihre Identität verstecken wollen, können die Masken auch als künstlerische Freiheit ausgelegt werden.

Der veranstaltende Verein "Queer Pride Würzburg" plant kein generelles Verbot von Fetischkleidung. Allerdings habe man im Vorfeld des CSD Kontakt zu den Mitgliedern der Pupplay-Szene aufgenommen und diese sensibilisiert, erklärt Katharina Döhner aus dem Vorstand von "Queer Pride Würzburg".

Genitalien müssen beim CSD in Würzburg bedeckt sein

Eine Entscheidung, die auch Markus Apel, Pressesprecher des Verbandes queerer Vielfalt in Bayern, begrüßt. Die Fetisch-Szene sei historisch eng mit der queeren Szene verbunden und habe sich gerade während der AIDS-Pandemie für die sexuelle Aufklärung und medizinische Versorgung starkgemacht und tue das auch heute noch. "Jetzt die Idee von außen aufgedrängt zu bekommen, dass gerade diese Personen in die Unsichtbarkeit verschwinden sollten, halte ich für eine vollkommen falsche Entwicklung."

Und auch bei der Frage danach, wie viel nackte Haut beim CSD erlaubt ist, macht Apel klar: "Der Kampf, den wir als queere Community führen und beim CSD auf die Straße tragen, ist für körperliche, sexuelle und geschlechtliche Freiheit." Einerseits gehe es darum, die Angst und Scham vor queerer Identität und Sexualität abzubauen. Andererseits wolle man aufrufen, "Geschlechterrollen zu hinterfragen und zu überwinden". Deshalb sei es beispielsweise wichtig, bei dem Demozug keinen Unterschied zwischen nackten weiblichen und männlichen Körpern zu machen.

Genitalien gibt es beim CSD in Würzburg nur in Plüschform zu sehen. Der Veranstalter bittet alle Personen, ihre Genitalien zu bedecken.
Foto: Patty Varasano | Genitalien gibt es beim CSD in Würzburg nur in Plüschform zu sehen. Der Veranstalter bittet alle Personen, ihre Genitalien zu bedecken.

Auch "Queer Pride Würzburg" steht hinter dieser Ansicht und schreibt in einer gemeinsamen Erklärung: "Sich beim CSD freizügig zu zeigen, kann die Forderung nach sexueller Freiheit unterstreichen, Akzeptanz für den eigenen Körper ausdrücken und eine Form des Protestes gegen gesellschaftlich herrschende Körpernormen sein." Eine Einschränkung gibt es allerdings: Die Genitalien aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen bedeckt sein.

Sexuelle Aufklärung für Kinder wichtig

Ein Argument, das in diesem Zusammenhang häufig fällt, ist der Schutz von Kindern und Jugendlichen. Patrick Wolf vom Bayerischen Jugendring kennt die Debatten und sagt, dass der CSD eine Chance für Eltern sein sollte, offen und ehrlich über das Thema Sexualität und Identität zu sprechen. So könnten sie ihren Kindern "ein gesundes und aufgeklärtes Verhältnis zu Vielfalt und unterschiedlichen Lebensweisen" beibringen.

Auch zum Thema Fetisch-Kleidung und Hundemasken hat der Experte eine klare Meinung: "Als Queer-Beauftragter ist mir noch kein einziger Fall bekannt, in dem ein junger Mensch durch den Anblick eines Menschen in Puppy-Maske in irgendeiner Weise Schaden genommen hätte." Der Einfluss von nackter Haut und Fetisch-Kleidung auf Kinder solle nicht überbewertet werden. Kinder würden solche Darstellungen anders wahrnehmen als Erwachsene mit einer erwachsenen Sexualität.

Demonstrationszug zum CSD in Würzburg: Auch in diesem Jahr wird es neben den üblichen Veranstaltungen rund um den CSD auch wieder einen Demonstrationszug durch die Innenstadt geben. Start ist am Samstag, 29. Juni, um 12 Uhr am unteren Markt in Würzburg. Dann geht es einmal durch die Innenstadt. Ziel sind die Mainwiesen auf Höhe der Brücke der Deutschen Einheit.

 
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  • Helga Scherendorn
    Mir geht das langsam zu weit, was kommt als nächstes? Claudia mit ihrem Schäferhund?
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  • Christian Kelle
    Es ist in Ordnung, heterosexuell zu sein. ;-)
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  • Dominik Temming
    Ich finde erschreckend, welch verstörende Sachen man unter dem Deckmantel der "Selbstbestimmung" präsentieren darf. Sowas gehört in die eigenen vier Wände (und da ist es absolut okay für mich) und nicht in die Öffentlichkeit.
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  • Wolfgang Keller
    Das habe ich mir in den 1980er Jahren an Infoständen der Schwulengruppe auch anhören müssen. Warum sollen wir uns in unseren 4 Wänden verstecken? Es wird niemand gezwungen hinzusehen. Seltsamerweise stehen die Voyeure immer in der 1. Reihe.
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  • Dietmar Eberth
    Auch in der Union sind Politiker schon weiter als andere. Manche brauchen halt etwas länger Das ist wie mit seit 1977 mit "Frauen dürfen ohne Erlaubnis des Ehemanns arbeiten gehen"

    "Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hatte bei der Eröffnung des Christopher Street Days in Berlin eine Erweiterung des Artikels 3 im Grundgesetz in Aussicht gestellt. "Meine feste Zusage für diesen Berliner Senat ist: Wir wollen den Artikel 3 des Grundgesetzes ändern. Da muss die sexuelle Identität mit rein. Das ist mein Versprechen", sagte Wegner am Samstag. "Wir werden das gemeinsam mit euch auch hinbekommen."
    https://www.queer.de/detail.php?article_id=46384
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  • Heino Gövert
    RESPEKT: Für mich geht es bei der CSD-Demo in erster Linie darum, Menschen weiterhin für unser eigentliches Thema zu sensibilisieren: Respekt und Selbstbestimmung für alle Menschen weltweit "gewaltfrei", aber laut und mit klaren Worten" zu erstreiten - egal wen sie lieben, egal welche sexuelle Orientierung und welches Geschlecht sie haben.
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  • Hiltrud Erhard
    Braucht es diese Veranstaltung wirklich?
    Was jemand in seinem privaten Bereich macht, kann uns allen egal sein. Ob jemand eine Hund Maske aufsetzt oder seine Geschlechtsteile zur Schau stellt oder sich sonst irgendwie auffällig präsentieren möchte, soll jedermanns Sache selbst sein
    Keiner der Begründungen sind so, dass man den ganzen Thema so viel Aufmerksamkeit schenken muss.
    Letztendlich ist jeder irgendwann irgendwo mal männlich oder weiblich geboren und hat seine Toilettentür immer gefunden.
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  • Martin Dobat
    Die Bibel nennt das Sünde
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  • Anton Müller
    Die Bibel ist ein Märchenbuch. Da steht viel Seltsames drin!
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  • Klaus B. Fiederling
    anscheinend von der Kirche ausgetreten - soviel nonzenz in kurzen sätzen...
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  • Fabian König
    Sie müssen ja nicht hinschauen.
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  • Lutz Saubert
    Aber man soll doch hinschauen. Dafür wird der CSD doch gemacht.
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  • Dietmar Eberth
    Die Teilnahme am CSD ist freiwillig. Ich brauch auch kein Cannabis und gehe in keinen Club. Brauche auch kein Trinkgelage in Bierzelten und gehe nicht hin.

    Ich lebe gerne in Deutschland wo auch Minderheiten das Recht gegeben wird zu feiern.
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  • Dietmar Eberth
    Es sind Menschen der heutigen Zeit die etwas in Bibelstellen hineininterpretieren das damalige Menschen nicht kannten. Die katholische Kirche hat sich in den letzten Jahrhunderten schon oft geirrt.

    https://www.katholisch.de/artikel/19245-an-keiner-stelle-verurteilt-die-bibel-homosexualitaet
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  • Martin Dobat
    Es sind die Menschen der heutigen Zeit, die Gottes Wort nicht mehr ernst nehmen. Gott und Gottes Wort ändert sich niemals. Die katholische Kirche ist kein Maßstab, sie hat vieles eingeführt, was Gott keine Freude macht. Homosexualität kannten die Menschen jedoch mit Sicherheit, auch vor vielen Jahrhunderten.
    https://www.bibleinfo.com/de/topics/homosexualit%C3%A4t
    Lieber Gruß Martin Dobat
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  • Dietmar Eberth
    „Homosexuell zu sein ist kein Verbrechen“, sagte der Papst. Gott liebe alle seine Kinder, so wie sie sind.
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  • Martin Dobat
    Der Papst ist nicht nur bei diesem Thema, der falsche Ratgeber.
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