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Würzburg
Nach Urteil aus München: Am Würzburger Ämterhochhaus wird sich auch weiterhin nichts tun
Seit 2005 steht das Hochhaus in der Augustinerstraße 9 leer. Warum sich nach einem Urteil des Münchner Verwaltungsgerichtshofs so schnell nichts daran ändern wird.
Das sogenannte Ämterhochhaus in der Augustinerstraße 9 ist baufällig. Es soll abgerissen und zusammen mit der bereits verschwundenen Nummer 11 wieder neu gebaut werden.
Foto: Thomas Obermeier | Das sogenannte Ämterhochhaus in der Augustinerstraße 9 ist baufällig. Es soll abgerissen und zusammen mit der bereits verschwundenen Nummer 11 wieder neu gebaut werden.
Ernst Lauterbach
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:32 Uhr

In der scheinbar unendlichen Geschichte um das frühere städtische Ämterhochhaus in der Augustinerstraße 9 scheint ein neues Kapitel aufgeschlagen. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (BayVGH) in München hat jetzt Klagen gegen den im Herbst 2019 vom Stadtrat beschlossenen vorhabenbezogenen Bebauungsplan statt gegeben. Und zwar nicht aus inhaltlichen, sondern aus formalen Gründen, wie Andreas Spiegel, Pressesprecher des obersten Bayerischen Verwaltungsgerichtes, mitteilte.

Insgesamt gab es beim BayVGH zwei Nachbarklagen, die gleichlautend entschieden wurden. In beiden Beschlüssen heißt es, dass die aktuelle Fassung des Bebauungsplans für das Hochhaus-Areal unwirksam sei – offenbar deshalb, weil die dem Gericht von der Stadt vorgelegten Planunterlagen nicht in rechtlich einwandfreier Weise ausgefertigt waren. 

Laut Gericht entspricht der Bebauungsplan nicht der Gemeindeordnung

Das Gericht, das sich in seiner Entscheidung auf die bayerische Gemeindeordnung bezieht, bemängelt, dass die einzelnen Bestandteile weder jeweils einzeln ausgefertigt noch – falls dies nicht geschehen ist – fest miteinander verbunden waren. Laut Spiegel könne dies zum Beispiel durch Siegel oder Siegelschnur oder eine sogenannte  "Gedankenschnur" geschehen, aus der die Zusammengehörigkeit einzelner Bestandteile hinreichend erkennbar sei. Nach der Auffassung des Gerichtes entspreche der Bebauungsplan jedoch keiner dieser Anforderungen, so der Pressesprecher.

Die Außenansicht des geplanten Hans-Löffler- Hauses und des Nebengebäudes in der Augustinerstraße 9 und 11.
Foto: Entwurf; von Einsiedel Architekten | Die Außenansicht des geplanten Hans-Löffler- Hauses und des Nebengebäudes in der Augustinerstraße 9 und 11.

Dem Gerichtsentscheid zufolge hatte die Stadt die Dokumente in einem "Ordner mit Schnellheftungssystem" vorgelegt. Damit gebe es "keine ausreichende feste Verbindung" mit anderen Planteilen. Einzelne Blätter könnten entnommen oder ausgewechselt werden, ohne dass die gesamte Urkunde dabei zerstört werde – also ohne dass es auffallen würde.

Gegen diesen Beschluss hat das Gericht keine Revision zugelassen

Gegen seinen Beschluss hat das Gericht keine Revision zugelassen. Dagegen können aber die Stadt Würzburg oder die Bona Wohnungsgesellschaft als künftiger Bauherr innerhalb eines Monat ab Zustellung der Entscheidung Beschwerde zum Bundesverwaltungsgericht erheben, so der Gerichtssprecher. Die Stadt, die Kläger sowie der Bauherr seien Anfang dieser Woche darüber informiert worden. Damit ist dieser Beschluss des Gerichtes noch nicht endgültig rechtskräftig.

In einer ersten Stellungnahme bedauert die Stadt Würzburg die Entscheidungen des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs, heißt es auf Anfrage aus dem Rathaus. Diese Beschlüsse würden eine weitere Verzögerung des Bauvorhabens und der städtebaulichen Entwicklung an dieser Stelle bedeuten. Das Gericht habe dabei lediglich formale Aspekte betrachtet, aber keine inhaltliche Prüfung in Abwägung zu den nachbarschaftlichen Interessen getroffen.

Die Stadt Würzburg will die Entscheidung prüfen

Die Beschlüsse sind noch nicht rechtskräftig, die Stadt will nun zunächst die Beanstandungen des Gerichts prüfen und dann überlegen, wie sie in Sachen Bebauungsplan weiter vorgeht. Dabei würden selbstverständlich die Interessen des Vorhabenträgers und der Nachbarschaft entsprechend gewürdigt, schreibt Claudia Lother von der Pressestelle der Stadt.

Frank Barlian, Geschäftsführer des Bauherrin, der Bona Wohnungsgesellschaft mit Sitz in der Schweinfurter Straße in Würzburg, möchte sich auf Anfrage aufgrund des laufenden Verfahrens derzeit nicht dazu äußern. 

Seit 2016 ist die ArbaNova Familienstiftung die Eigentümerin des Hauses

Seit 2016 ist die ArbaNova Familienstiftung mit Sitz in der Kantstraße in Würzburg die Eigentümerin des Hauses in der Augustinerstraße 9.  Die Bauherrin Bona Wohnungsgesellschaft ist eine hundertprozentige Tochter der Stiftung. Die vorherigen Geschäftsführer der Hans-Löffler-Haus Augustinerstraße GmbH, darunter FDP-Stadtrat Joachim Spatz, hatten ihre Anteile an die Stiftung verkauft. "In bestem Einverständnis", wie Spatz in einem Bericht dieser Redaktion vom Ende vergangen Jahres betonte.

Das grün eingerüstete sogenannte Ämterhochhaus steht seit Jahren baufällig in der Würzburger Innenstadt.
Foto: Thomas Obermeier | Das grün eingerüstete sogenannte Ämterhochhaus steht seit Jahren baufällig in der Würzburger Innenstadt.

Leer steht das frühere Ämterhochhaus der Stadt bereits seit dem Jahr 2005. Damals war es nach einer statischen Untersuchung wegen drohender Einsturzgefahr von heute auf morgen geräumt worden. Aber Totgesagte leben länger. Denn damit begann eine wechselvolle Geschichte mit mehreren Eigentümerwechseln, Abriss- und Neubauplänen und zahlreichen Diskussionen im Stadtrat.

Nachdem mehrere Gutachten zu dem Ergebnis kamen, dass das 36 Meter hohe Gebäude vor allem aus wirtschaftlichen Gründen nicht sanierungsfähig ist, hatte das Landesamt für Denkmalpflege bereits 2013 seine Bedenken gegen den Abbruch zurückgestellt. Seit April 2020 gibt es, basierend auf dem Bebauungsplan,  eine Genehmigung des Stadtrates für den Abriss und Wiederaufbau des Gebäudes,  das 1930 im Stil der "Neuen Sachlichkeit" erbaut worden war.

Bereits Ende September 2019 hatte der Stadtrat der Auslegung zugestimmt

Bereits Ende September 2019 hatte der Stadtrat der Auslegung des nun bemängelten Bebauungsplanes zugestimmt. Mit "großen Bauchschmerzen" wie es hieß. Vor allem das neben dem Hochhaus-Nachbau geplante Nachbarhaus im modernen Stil, das mit dem Hochhaus im Inneren eine Einheit bilden soll, wurde massiv kritisiert.

Gegen die im April 2020 erteilte Baugenehmigung gibt es aber ebenfalls zwei Klagen derselben Nachbarn vor dem Würzburger Verwaltungsgericht. Diese ruhen aber bis zu einer endgültigen Entscheidung aus München, hieß es Ende vergangenen Jahres. Das letzte Wort ist also noch lange nicht gesprochen.

 
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  • H. S.
    Könnte man auf die leere Fläche auf dem Photo nicht ein paar Bäume pflanzen zur Staddtbegrünung?
    Die würden eine ganze Menge C0² aufnehmen, bis da mal was gebaut wird.
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  • I. F.
    @rasputin32 - Die dürfen dann aber...

    ...nach einem erreichten Stamm-Umfang von 60 bis 80 cm nicht mehr gefällt werden 😁😂
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  • H. S.
    Was unsere Politiker nicht kaputt kriegen, schaffen die Ämter und Behörden.
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  • A. B.
    PS: Das ganze ist nicht so verrückt wie man denkt. Es geht darum, daß nicht im Nachhinein einzelne Blätter ausgetauscht werden. Das sind aber auch absolut grundlegende Dinge, die Ämter einer Großstadt hätten wissen müssen.
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  • M. D.
    Würzburg hat seine Elbphilharmonie, und wenn das Haus in 10 Jahren immer noch umhüllt ist, dann nennen wir es BER.
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  • G. Z.
    Das sich im Ämterhochaus so lange nichts tut ist schon etwas ironisch.
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  • M. F.
    „Ordner mit Schnellheftungssystem„… soviel zur Digitalisierung….
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  • P. B.
    Dann nennen Sie doch die Partei die für die Digitalisierung im Land und im Bund zuständig waren und sind.
    Der Slogan hieß zur Bundestagswahl der CDU (Fr. Merkel) 2017;

    Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben
    Damit es unseren Kindern, Enkeln und uns selbst auch in Zukunft gut geht, wollen wir weiter dafür arbeiten, dass Deutschland ein erfolgreiches und sicheres Land bleibt. Dafür stellen wir die Weichen mit unserem Regierungsprogramm: „Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben.“
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  • W. B.
    Wehe dem der Nachbarn hat....
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  • H. S.
    Wie oft hat das Gebäude seinen Besitzer gewechselt? Und jeder wollte dabei natürlich verdienen? Bürokratismus hoch drei verhindert viel in Würzburg und wenn nicht, verteuert es die Kosten um ein Vielfaches.
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  • E. S.
    Alles was Recht ist: - Mit der Heftung von Dokumenten kennen sich Kniebohrer und Erbsenzähler bei Gerichte aus.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Der Kran ist oder wird dann zum neuen Wahrzeichen von Würzburg
    Warum steht der Kran eigentlich noch
    Nistplatz für seltene Vogelarten
    I Love Wü
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  • P. K.
    Offensichtlich warten alle zuständigen Behörden darauf, dass sich endlich Petrophaga lorioti im Beton einnistet und dem Trauerspiel ein Ende bereitet.
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  • T. F.
    Das Ämterhochhaus wird noch einige Gerationen überleben 😇 .... war es nicht einsturzgefährdet?
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  • M. F.
    Ist ja auch noch nicht so lange her (2005). Sind ja auch nur 17 Jahre. arbeiten bei den Behördies in dem Fall etwa nur Anfänger?
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  • K. F.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • N. T.
    War schon immer so bei den Juristen: Das beste 1 % wird Notar, die weiteren 20 % der Besten steigen in eine Kanzlei ein, 40 % der nächsten gehen zum Staat und der Rest fährt nach dem Examen Pizza aus oder Taxi.
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  • K. F.
    auf noch eine Ruine mehr oder weniger kommt es doch in Würzburg gar nicht darauf an.
    Verbaute Millionen und wer steht dafür gerade? Der dumme, brave Bürger des Landes,
    also wir! Wir habens ja!
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  • H. M.
    Das ist ein Trauerspiel! Bürokratismus hoch drei! Was hätte dagegen gesprochen, wenn jemand vom Verwaltungsgerichtshof in WÜ angerufen hätte um auf den Missstand hinzuweisen? Ein Verantwortlicher der Stadt könnte notfalls nach München fahren und die feste Verbindung herstellen und/oder eine Siegelschnur anbringen. Das hätte der bay. VGH sogar selbst machen können. Mit einer Videokonferenz sogar mit den in WÜ beteiligten als Zeugen. So aber treffen die eine Entscheidung aus "formalen" Gründen. Jetzt muss alles von vorne losgehen. Etwas mehr Flexibilität in so einer Lapalie würde Zeit und Geld sparen. Ich glaube, die Generation, die eine Fertigstellung des Gebäues erlebt, muss erst noch geboren werden. Schande über den BayVGH!!!
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  • A. B.
    Und Schande über die Stadt Würzburg, die so etwas hätte wissen müssen.
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