Hätte der Stillstand in Würzburg ein Denkmal, stünde es in der Augustinerstraße: Das alte Ämterhochhaus dort wurde Anfang April 2005 wegen statischer Mängel geräumt und steht seitdem - eingerüstet und mit grünem Sicherheitsvorhang umhüllt - still vor sich hin. Was man nicht sieht: Hinter den Kulissen tut sich etwas. Seit einem Jahr wurden die Stellungnahmen, Einwände und Anregungen zum sogenannten vorhabenbezogenen Bebauungsplan für das Nachfolge-Hochhaus bearbeitet. An diesem Dienstag beschäftigen sich nun die Stadträte im Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschuss (PUMA) mit dem Bebauungsplan.
Stimmen sie den Änderungen zu, geht der Plan in die nächste Runde und wird erneut öffentlich ausgelegt, mit dem Ziel rechtskräftig und damit Grundlage für das Baurecht zu werden. Bauherr ist die Hans-Löffler-Haus Augustinerstraße GmbH. Diese möchte das 89 Jahre alte Hochhaus durch einen Neubau im gleichen Stil ersetzen - im Verbund mit einem modern gestalteten, neuen Nachbarhaus. Das alte Baudenkmal, Würzburgs erstes Hochhaus, sei aufgrund massiver statischer Mängel nicht mehr zu retten. Bereits im vergangenen Sommer erteilten die Stadträte die Abbruchgenehmigung.
Doch es wird noch eine Weile dauern, bis es verschwindet. "Bevor nicht die Genehmigung für den Neubau vorliegt, werden wir nicht mit dem Rückbau beginnen", wie es Joachim Spatz ausdrückt. Der Unternehmensberater und FDP-Stadtrat ist einer der Geschäftsführer der Hans-Löffler-Haus Augustinerstraße GmbH.
Komplexes und zeitaufwendiges Verfahren
Doch vor der Baugenehmigung, muss erst der vorhabenbezogene Bebauungsplan rechtskräftig sein, der in Abstimmung zwischen Investor und Kommune entsteht. Dessen öffentliche Auslegung war im vergangenen Sommer. 27 Einwendungen und Anregungen sind nach Angaben der Stadt von Behörden und Privatpersonen dazu vorgebracht worden. Die städtische Bauverwaltung spricht von einem komplexen und zeitaufwendigen Verfahren, diese Einwendungen ab- und gegebenenfalls in den Planentwurf einzuarbeiten.
Unter anderem wurden Gutachten nachgebessert oder neu erstellt, was die Bearbeitungszeit von gut einem Jahr erkläre. Dass man "jeden Aspekt akribisch abgehandelt" habe, betont die städtische Baufsicht wie auch Bauherren-Vertreter Spatz: "Wir haben nichts zu verbergen und wollen keinesfalls in Verdacht geraten, irgendwas durchzuhudeln."
Tiefgarage bis zu 16,5 Metern unter der Erde
Einwendungen gab es unter anderem zum Denkmalschutz, zur Frage im Umgang mit den Grundwasserströmen und zu einer möglichen Blendung durch die verglaste Dachkuppel. In Sachen Denkmalschutz arbeite man in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege zusammen, erklärt das Baureferat. Dieses habe auch dem Abbruch des alten Hochhauses zugestimmt, da es unter Beibehaltung der Denkmaleigenschaften nicht erhalten werden könne. Einwände habe es gegeben, weil der Neubau mit neun Geschossen und knapp 36 Metern wird. Drei Meter höher als das jetzige Hochhaus. Die Bauverwaltung hält mit einer Untersuchung dagegen: Der etwas höhere Bau sei stadtbildverträglich.
Auch eine mögliche Problematik mit den Grundwasserströmen und deren Auswirkungen auf die Fundamente der Nachbarhäuser sei planerisch nicht auszumachen. Das Grundwasser werde so umgeleitet, dass angrenzende Gebäude nicht beeinträchtigt würden. Ein wichtiger Aspekt bei dem Projekt, das gewaltig in die Tiefe geht. Unter dem neuen Haus samt dem neuen Nachbargebäude ist eine viergeschossige Tiefgarage geplant, die 16,5 Meter tief geht. Im Vorfeld hatten Nachbarn gegen den wasserrechtlichen Bescheid der Stadt vor dem Verwaltungsgericht geklagt. Diese Klage wurde im November vergangenen Jahres abgewiesen. Laut Bauaufsicht zeige das, dass man das Wasserthema korrekt aufgearbeitet habe.
Kein Grund, am Projekt zu zweifeln
Was eine mögliche Blendung durch das Glasdach angeht, sei ein Gutachter zu dem Schluss gekommen, dass dies nur wenige Tage und Stunden im Jahr der Fall und somit zumutbar sei. Der Straßenverkehr werde nicht geblendet. Alles in allem hätten die Einwände keinen Grund ergeben, an dem Projekt zu zweifeln, heißt es aus dem Rathaus.
Die geplanten neuen Häuser sind optisch getrennt, im Innern aber eine Einheit. Jeweils im Erdgeschoss ist Gastronomie vorgesehen, darüber Büros und Praxen sowie etwa 13 Wohnungen. Inwieweit diese verkauft oder vermietet werden, sei noch offen, sagt Investor-Sprecher Joachim Spatz.
Das neue Hochhaus ist eine schlechte Kopie, dazu vmtl. mit heutigen Baustoffen - weder alt noch modern, weder Fisch noch Fleisch. Deshalb sollte man dieses außergewöhnliche Hochhaus 1:1 im alten Stil, mit historischen Materialien handwerklich wieder aufbauen, statt mit heutigem, industriellen Baustoffmüll. Als massiven Ziegelbau ohne Wärmedämmung, diffusionsoffen, mit gutem Raumklima, statt heutigem Schimmel.
Die Neubauplanung rechts daneben ist eine absolute Katastrophe und passt so richtig in die WÜer Hässlichkeit - einer Stadt, in der einstige Lebensqualität & Atmosphäre zunehmend zerstört werden. Auch die Zwischenhöhe dieses Baus zwischen Hochhaus und Nachbarhaus widerspricht einem Gestaltungsprinzip. Der zu hohe Bau reduziert das optische Erscheinungsbild des Hochhauses und wirkt wie eine Warze.