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Würzburg
Die Tage des Würzburger Ämterhochhauses sind endgültig gezählt
Es gilt als Beispiel der "Neuen Sachlichkeit und steht seit 15 Jahren leer: Jetzt steht dem Abriss des Ämterhochhauses nichts mehr im Weg – und auch nicht dem Nachfolgeprojekt.
15 Jahre nach der Schließung wegen Einsturzgefahr darf das ehemalige Ämterhochhaus in der Augustinerstraße abgerissen und neu gebaut werden.
Foto: Patrick Wötzel | 15 Jahre nach der Schließung wegen Einsturzgefahr darf das ehemalige Ämterhochhaus in der Augustinerstraße abgerissen und neu gebaut werden.
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 11.04.2020 02:10 Uhr

Die Tage von Würzburgs erstem Hochhaus sind ziemlich genau 15 Jahre nach seiner Schließung endgültig gezählt: Ohne Diskussion hat der Not- und Ferienausschuss des Stadtrats für den Rück- und Neubau des ehemaligen Ämterhochhauses in der Augustinerstraße 9 die Baugenehmigung erteilt. Dem geplanten Neubau der Hans-Löffler-Haus Augustinerstraße GmbH, zu deren Geschäftsführern auch FDP-Stadtrat Joachim Spatz gehört, samt Nachbargebäude auf dem Grundstück Augustinerstraße 11 steht damit baurechtlich nichts mehr im Weg.

Wie das Hochhaus, in dem zuletzt die städtischen Abteilungen für Hoch- und Tiefbau untergebracht waren, ohne Gerüst und grüne Umhüllung aussieht, kann sich inzwischen kaum mehr einer vorstellen: Anfang April des Jahres 2005 wurde das Gebäude wegen statischer Probleme und Einsturzgefahr geräumt und und eingerüstet. Damit begann eine wechselvolle Geschichte mit mehreren Eigentümer-Wechseln, Abriss- und Neubauplänen, Gerichtsurteilen und zahlreichen Diskussionen im Stadtrat.

Gebäude ist aus wirtschaftlichen Gründen nicht sanierungsfähig

Eine Abrissgenehmigung hat die Stadt für das unter Denkmalschutz stehende Hochhaus, das 1930 im Stil der "Neuen Sachlichkeit" fertig gestellt wurde, im Jahr 2018 erteilt. Nachdem mehrere statische Gutachten zu dem Ergebnis kamen, dass das 36 Meter hohe Gebäude vor allem aus wirtschaftlichen Gründen nicht sanierungsfähig ist, hatte das Landesamt für Denkmalpflege bereits 2013 seine Bedenken gegen den Abbruch zurückgestellt.

Im vergangenen September stimmten rund zwei Drittel der Stadtratsmitglieder – viele davon trotz Bedenken – dem vorhabenbezogenen Bebauungsplan "Hans-Löffler-Haus" mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit zu, um die Sache endlich zum Abschluss zu bringen. Damals wurde auch zum letzten Mal intensiv über das Projekt diskutiert. Hauptkritikpunkt war dabei die äußere Gestaltung des geplanten Nachbarhauses auf dem bereits leer geräumten Grundstück Augustinerstraße 11, das mit dem künftigen Hans-Löffler-Haus eine Einheit bilden soll.

Einstimmiger Beschluss ohne Debatte

So sah das Hochhaus ohne Gerüst aus: Das Ämterhochhaus im Sommer 1991.
Foto: Hans Heer | So sah das Hochhaus ohne Gerüst aus: Das Ämterhochhaus im Sommer 1991.

Unpassend, sonderbar, hässlich und ein Fremdkörper – so wurde das Nachbarhaus damals bezeichnet. Die Zustimmung zum Bebauungsplan erteilte der Stadtrat trotzdem, und die Baugenehmigung gab es jetzt sogar einstimmig und ohne weitere Debatte.

Lediglich Matthias Pilz, der Fraktionsvorsitzende der Grünen, gab als persönliche Erklärung zu Protokoll, dass er von dem Projekt "gar nichts hält". Da der Bauantrag des Investors laut Stadtbaurat Benjamin Schneider aber "maßgeschneidert auf die Bebauungsplanung abgestimmt" ist - der der Stadtrat zugestimmt hat - sah auch Pilz keine Möglichkeit, jetzt noch dagegen zu stimmen: "Eine Ablehnung hätte zu einem früheren Zeitpunkt des Verfahrens erfolgen müssen."

Wann tatsächlich mit dem Abriss begonnen wird, steht noch nicht fest. Wie Joachim Spatz sagte, wolle man zunächst die Zustellung des Bescheids zum Beschluss des Stadtrates und dann noch eine Frist von einem Monat abwarten, in der gegen den Bescheid geklagt werden könne.

Das Hans-Löffler-Haus ist nach dem ehemaligen Oberbürgermeister Würzburgs benannt, der von 1921 bis 1933 und von 1946 bis 1948 insgesamt rund 14 Jahre lang die Geschicke der Stadt lenkte. In seine erste Amtszeit fällt die Fertigstellung des Ämterhochhauses, das laut Stadtheimatpfleger Hans Steidle nach dem 1929 in Betrieb genommenen „Städtischen Hochhaus“ in München das zweite Hochhaus in Bayern war.

 
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Kommentare
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  • R. R.
    Alles Gaunerei, das Denkmal geschützte Haus wurde wegen Baufälligkeit und Spekulationen Jahre stillgelegt um Preise zu drücken bis es jetzt zum Abriss des denkmalgeschützten Haus kommen musste und die Stadt hat wieder einmal durch absitzen ein Problem weniger.Bringt doch Vorteile wenn man im Stadtrat sitzt Herr Spatz.
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  • G. K.
    Guter und zeitgemäßer Denkmalschutz ist und bleibt in WÜ anscheinend eine Seltenheit. Eigentlich eine Schande für die Stadt, aber das kommt dabei heraus, wenn die unterste Denkmalbehörde eine städtische ist, man sozusagen den Bock zum Gärtner macht...

    In vielen Städten kann man inzwischen sehen, daß das auch anders geht.
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  • L. S.
    15 Jahre ein Gerüst vermietet. Der Vermieter trauert jetzt um die Mieteinnahmen.
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