Von einigen Künstlern und Künstlerinnen haben sie sich schon verabschiedet. "Das waren sehr traurige Momente", sagt Monika Wagner-Repiscus. Für Kabarettisten wie Michael Mittermaier, Max Uthoff oder Anny Hartmann war das Bockshorn Heimat, das Ehepaar Repiscus Familie. Auch langjährige Stammgäste hätten bestürzt auf die Meldung reagiert, sagt Wagner-Repiscus. Denn für viele kam die Nachricht völlig unerwartet: Die Betreiber der bundesweit bekannten Kleinkunst-Bühne im Würzburger Kulturspeicher hören zum Jahresende auf.
Urban Priol: Meine ersten Schritte habe ich im Bockshorn gemacht
Tatsächlich ist das für Freunde des Kabaretts eine schlechte Nachricht. Denn das Bockshorn war 39 Jahre lang eine Talentschmiede. "Ich habe im alten Bockshorn in Sommerhausen unter den Argusaugen von Mathias Repiscus meine ersten Schritte gemacht", sagt zum Beispiel Urban Priol. Wie der Aschaffenburger hat Mathias Tretter mit Repiscus als Regisseur zahlreiche Programme entwickelt. "Das Bockshorn ist meine Heimatbühne", sagt der Wahl-Leipziger Tretter. Auch für Matthias Egersdörfer, bekannt aus dem "Tatort", war die Würzburger Bühne ein Sprungbrett .
Für das Entdecken und Fördern junger Talente hat der ausgebildete Schauspieler und Regisseur Repiscus den richtigen Riecher - und die richtige Einstellung. "Ich bin nicht der Leiter eines Kabarettbühne geworden, weil ich reich werden wollte, sondern, weil Kabarett meine Leidenschaft ist", sagt der gebürtige Schweizer. Zum Führen einer privaten Kabarettbühne brauche es "Arbeitseinsatz, Idealismus und Mut". Und, fügt er hinzu: "Mut vielleicht als erstes."
Dass sein Mut in letzter Zeit abnahm, hat verschiedene Gründen. Repiscus nennt Corona, aber auch Veränderungen in der Branche. "Früher habe ich einen Auftritt direkt mit dem Künstler am Telefon ausgemacht, jetzt läuft alles über Agenturen, wird immer komplizierter und kommerzieller."
Außerdem ist Repiscus, der sein Alter nicht verraten will, nach 39 Jahren Bockshorn "auch ein bisschen müde". Und Monika Wagner-Repiscus sagt, sie spüre die Arbeitsbelastung heute mehr als vor 20 Jahren. Die 57-Jährige sagt auch, dass mehr Unterstützung durch die Stadt Würzburg ihnen gutgetan hätte. Denn das Bockshorn bekomme zwar rund 16.500 Euro im Jahr Kulturförderung. Doch allein 22.600 Euro plus Nebenkosten koste schon die Miete an die Stadt.
Würzburgs Kulturreferent Könneke: Bockshorn muss keine Kabarettbühne bleiben
Kummer macht den Gründern und Betreibern, wie es mit dem Bockshorn weiter geht. "Wir haben einen Nachfolger gefunden, der die Bühne so weiterführen würde, dass es auch in Zukunft das bleibt, was es heute ist", sagt Repicus. Man habe ihn Kulturreferent Achim Könneke vorgestellt. Doch Könneke erklärte im Mai im Stadtrat, dass die Stadt einen neuen Mieter für das Bockshorn suche. Und dass dieser dort nicht zwangsläufig wieder eine Kabarettbühne betreiben müsse.
"Die städtischen Räume im Kulturspeicher müssen in einem öffentlichen und transparenten Verfahren neu vergeben werden", erklärt Kulturamtsleiter Klaus Heuberger das Vorgehen der Verwaltung. Das Verfahren sei vor einigen Wochen angelaufen, es hätten sich auch schon einige Bewerber gemeldet.
"Wir wollen die grundsätzliche Charakteristik des Bockshorns beibehalten", sagt Heuberger. "Denn diese außergewöhnliche Kabarettbühne ist überall bekannt und ein Aushängeschild für die Stadt." Das Ehepaar Repiscus verdiene "Hochachtung" für die kulturelle Leistungen.
Kabarettist Mathias Tretter: Über Jahre aufgebautes Renommee
Bockshorn-Stammgast Urban Priol hofft, dass kein "Eventtempel" in den Keller des Würzburger Kulturspeichers kommt, sondern dass das Kabarett bleibt. "Gerade in diesen Zeiten braucht es die Mittel der Satire, damit sich die Gesellschaft kritisch und auch mal überspitzt mit sich auseinandersetzt."
Für Mathias Tretter ist klar: "Das Bockshorn gehört in die Kategorie der Münchner Lach- und Schießgesellschaft oder der Wühlmäuse in Berlin." Darüber zu diskutieren, es aufzugeben, sei "absurd", meint der Kabarettist: "Warum sollte die Stadt Würzburg das über Jahre lange aufgebaute Renommee einfach verschenken?"
sein Kabarett klein zu kriegen und verschwinden zu lassen.
Die Stadt und ihre Bürokratie hat bis jetzt alles in den Sand gesetzt oder wie beim Theater
unendlich teuer werden lassen . Nur eine richtige Mehrzweckhalle für Veranstaltungen und
im sportlichen Bereich kriegen sie nicht hin.
Dafür sind sie im Verbieten und Reglementieren absolute Spitzenklasse !
Es sind kurzlebig aktuelle Programme, welche sie einem zahlenmäßig größeren Publikum fortwährend anbieten. Sie alle haben ihre eigenen lukrativen TV-Formate oder Streamingdienste. Gleichzeitig wird das Publikum immer verwöhnter und anspruchsvoller. Würzburg kann da leider auf Dauer live auf allabendlicher Bühne nicht mithalten.
Absurd, wie Tretter sagt ist wohl die richtige Formulierung, aber mit Absurditäten ist man im Würzburger Rathaus immer weit vorne mit dabei.