
In jeder der neun "Tatort"-Franken-Folgen spielt Eli Wasserscheid die Kommissarin Wanda Goldwasser. Die in Bamberg geborene und aufgewachsene Wasserscheid ist in diesem Fall die einzige echte Fränkin im ursprünglichen Ermittlerteam. Denn die aktuelle Folge ist stark auf den Hamburger Schauspier Fabian Hinrichs alias Kommissar Felix Voss zugeschnitten. Zu sehen ist die Folge "Hochamt für Toni" am Sonntag, 4. Juni, um 20.15 in der ARD.
Eli Wasserscheid: Es ist ganz wunderbar, einmal im Jahr diese ganze Franken-"Tatort"-Familie wiederzusehen und auch die Figur der Wanda zu treffen. Sie ist wie eine Freundin für mich, die ich einmal im Jahr treffe und dann lassen wir uns wieder ziehen.
Wasserscheid: Ja natürlich. Mit den beiden habe ich immer eine gute Zeit mit schönen Gesprächen verbracht. Aber in diesem Fall ermittelt Felix Voss außerhalb unseres Zuständigkeitsgebietes. Deshalb bringt es die Geschichte mit sich, dass wir nicht so geballt am Start sind wie sonst.
Wasserscheid: Es fällt mir zunehmend schwer zu unterscheiden, was ist Franken, was ist Bayern, was ist Sachsen, was ist Hessen und so weiter. Das ist schönerweise doch alles sehr bunt und in Bewegung. In diesem Film ist es vor allem die fränkische Landschaft mit ihrer Weite und das Hügelige, das ich gut kenne und so gern mag. Die ganze Atmosphäre ist typisch für Franken. Und mit den Szenen rund um die Dorfkirche steigt der Film schon sehr fränkisch ein.
Wasserscheid: Die Geschichte taucht ein in das Phänomen Familie als Mikrokosmos, in dem auch Abgründe lauern. Man fragt sich, wie in einer Familie so viel Zerwürfnis und so viel Schweigen sein kann. Ich finde es spannend nachzuspüren, wie das so weit kommen konnte. Was passiert, wenn man aufhört zu reden, wenn man aufhört, dem anderen Fehler zuzugestehen und zu verzeihen. Familie ist keine Beziehung, die wir uns ausgesucht haben, sondern in die wir "unfreiwillig" hineingeboren wurden. Ich komme selbst aus einer sehr großen Familie, habe Familie aber ganz anders erlebt: Als enormen Rückhalt und Sicherheit, als ein 100-prozentiges sich aufeinander Verlassen. Dieser Film taucht in den Kosmos Familie mit all ihren Mysterien ab. Das finde ich spannend.
Wasserscheid: Die Zeitenverschiebungen, durch die man immer wieder in das Leben von Felix Voss eintaucht. Wo kommt er her, was macht ihn aus. Das erklärt auch die emotionale Prägung der Figur, die man jetzt schon aus acht vorherigen Fällen kennt. Und natürlich ist der Schluss ein sehr starker Moment dieses "Tatorts", aber darüber dürfen wir heute noch nicht sprechen.
Wasserscheid: Das kann ich nicht beurteilen, dafür bin ich in die weitere Entwicklung der Geschichten zu wenig involviert. Im aktuellen Fall soll es wohl unterfüttern, dass der Mord ja in einem anderen Zuständigkeitsbereich passiert ist.
Wasserscheid: (lacht) Weil man den Franken-"Tatort" immer anschauen muss! Aber im Ernst, es ist eine andere Farbe, dieses Atmosphärische macht den Film aus. Es ist weniger ein klassischer Kriminalfall als vielmehr ein klassisches Melodram. Man taucht tief in private Strukturen ein und spürt Abgründe mit auf. Wer so etwas mag, hat einen guten Abend.
Wasserscheid: Ich bin ganz ehrlich, ich habe eine kleine Tochter zuhause und schaffe es abends oft nicht mehr, den Fernseher einzuschalten. Den "Tatort" versuche ich dann nachzuholen, bin da aber zurzeit etwas hinterher. Früher war es ein liebgewonnenes Ritual von mir, das Wochenende mit dem "Tatort" ausklingen zu lassen. Dabei ging es mir weniger um die Frage, was machen die anderen. Ich finde es spannend, wie viele unterschiedliche Geschichten aus einem Kriminalfall, aus diesem Format gewonnen werden können.

Wasserscheid: Da der Tatort nun einmal viele Zuschauer hat, hat diese Rolle eine sehr große Außenwirkung, und ich werde oft darauf angesprochen. Für mich ist es nur ein kleiner Teil meines Berufslebens. Ich spiele viel Theater, mache andere Fernseh- und Filmproduktionen und unterrichte Schauspieler an der Hochschule. Im Herbst werde ich in München im Metropol-Theater in einer neuen Produktion auf der Bühne stehen. In meinem Leben passiert viel mehr als Wanda Goldwasser. Aber sie hat die größte Reichweite.
Wasserscheid: (zögert) Es gibt mehrere, die ich mag. Im Moment fällt mir keine ein, die ich nicht so mag. Vielleicht, dass sie ihrem Umfeld wenig zeigt, wie nahe ihr die Fälle manchmal gehen. Da könnte sie ihrem Umfeld und sich selbst etwas mehr zumuten. Was ich sehr an ihr mag, ist ihr offenes und vorbehaltloses Zugehen auf Menschen, egal welcher Herkunft sie sind. Sie hat da gar keine Schubladen.
Wasserscheid: Nein, das ist so geschrieben, aber ich verstärke das sehr gerne. Zudem ist sie sehr angstfrei, begibt sich mutig in gefährliche Situationen. Da bin ich der größere Schisser von uns beiden.