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Würzburg
Der aktuelle "Tatort" Franken taucht tief in familiäre Strukturen ein, in denen wahre Abgründe lauern
Wie Eli Wasserscheid den aktuellen "Tatort" Franken findet, was sie an ihrer Rolle mag, was nicht, und wie fränkisch der Fall diesmal daherkommt.
Im aktuellen 'Tatort' Franken 'Hochamt für Toni' unterstützt Eli Wasserscheid als Wanda Goldwasser die Ermittlungen vom  Kommissariat aus. Auch das Interview mit der Schauspielerin haben wir am Telefon geführt.
Foto: Hendrik Heiden | Im aktuellen "Tatort" Franken "Hochamt für Toni" unterstützt Eli Wasserscheid als Wanda Goldwasser die Ermittlungen vom  Kommissariat aus. Auch das Interview mit der Schauspielerin haben wir am Telefon geführt.
Folker Quack
 |  aktualisiert: 04.06.2023 02:21 Uhr

In jeder der neun "Tatort"-Franken-Folgen  spielt Eli Wasserscheid die Kommissarin Wanda Goldwasser. Die in Bamberg geborene und aufgewachsene Wasserscheid ist in diesem Fall die einzige echte Fränkin im ursprünglichen Ermittlerteam.  Denn die aktuelle Folge ist stark auf den Hamburger Schauspier Fabian Hinrichs alias Kommissar Felix Voss zugeschnitten.  Zu sehen ist die Folge "Hochamt für Toni" am Sonntag, 4. Juni, um 20.15 in der ARD.

Sie spielen jetzt zum neunten Mal die Kommissarin Wanda Goldwasser. Was bedeutet Ihnen diese Rolle?

Eli Wasserscheid: Es ist ganz wunderbar, einmal im Jahr diese ganze Franken-"Tatort"-Familie wiederzusehen und auch die Figur der Wanda zu treffen. Sie ist wie eine Freundin für mich, die ich einmal im Jahr treffe und dann lassen wir uns wieder ziehen.

Diese ganze Familie war dieses Mal etwas kleiner. Zwei echte Franken-Typen, nämlich Matthias Egersdörfer als Michael Schatz und Andreas Leopold Schadt als Sebastian Fleischer, fehlen in der aktuellen Folge. Haben Sie die beiden vermisst?

Wasserscheid: Ja natürlich. Mit den beiden habe ich immer eine gute Zeit mit schönen Gesprächen verbracht. Aber in diesem Fall ermittelt Felix Voss außerhalb unseres Zuständigkeitsgebietes. Deshalb bringt es die Geschichte mit sich, dass wir nicht so geballt am Start sind wie sonst.

Der Franken-"Tatort" spielt rund um Ansbach in Ihrer Heimat Franken. Wieviel Franken steckt im aktuellen Fall "Hochamt für Toni"?

Wasserscheid: Es fällt mir zunehmend schwer zu unterscheiden, was ist Franken, was ist Bayern, was ist Sachsen, was ist Hessen und so weiter.  Das ist schönerweise doch alles sehr bunt und in Bewegung. In diesem Film ist es vor allem die fränkische Landschaft mit ihrer Weite und das Hügelige, das ich gut kenne und so gern mag. Die ganze Atmosphäre ist typisch für Franken. Und mit den Szenen rund um die Dorfkirche steigt der Film schon sehr fränkisch ein.

Dennoch ist der aktuelle Fall mehr als jeder andere "Tatort" der Franken-Reihe auf Fabian Hinrichs als Kommissar Felix Voss zugeschnitten. Seine Jugendliebe spielt eine Rolle, das Opfer war ein Freund zu Studienzeiten. Wie finden Sie diese Geschichte?

Wasserscheid: Die Geschichte taucht ein in das Phänomen Familie als Mikrokosmos, in dem auch Abgründe lauern. Man fragt sich, wie in einer Familie so viel Zerwürfnis und so viel Schweigen sein kann. Ich finde es spannend nachzuspüren, wie das so weit kommen konnte. Was passiert, wenn man aufhört zu reden, wenn man aufhört, dem anderen Fehler zuzugestehen und zu verzeihen. Familie ist keine Beziehung, die wir uns ausgesucht haben, sondern in die wir "unfreiwillig"  hineingeboren wurden. Ich komme selbst aus einer sehr großen Familie, habe Familie aber ganz anders erlebt: Als enormen Rückhalt und Sicherheit, als ein 100-prozentiges sich aufeinander Verlassen. Dieser Film taucht in den Kosmos Familie mit all ihren Mysterien ab. Das finde ich spannend.

Was ist für Sie der stärkste Moment in diesem Franken-"Tatort"?

Wasserscheid: Die Zeitenverschiebungen, durch die man immer wieder in das Leben von Felix Voss eintaucht. Wo kommt er her, was macht ihn aus. Das erklärt auch die emotionale Prägung der Figur, die man jetzt schon aus acht vorherigen Fällen kennt. Und natürlich ist der Schluss ein sehr starker Moment dieses "Tatorts", aber darüber dürfen wir heute noch nicht sprechen. 

Wie schon in "Warum", dem 8. Franken-"Tatort" werden auch im "Hochamt für Toni" vermeintliche Differenzen zwischen Franken und der Oberpfalz thematisiert. Wird das zum Running Gag, so wie die "Altneihauser Feierwehrkapell'n" bei Fastnacht in Franken?

Wasserscheid: Das kann ich nicht beurteilen, dafür bin ich in die weitere Entwicklung der Geschichten zu wenig involviert. Im aktuellen Fall soll es wohl unterfüttern, dass der Mord ja in einem anderen Zuständigkeitsbereich passiert ist.

Warum würden Sie empfehlen, diesen "Tatort" Franken auf jeden Fall anzusehen?

Wasserscheid: (lacht) Weil man den Franken-"Tatort" immer anschauen muss! Aber im Ernst, es ist  eine andere Farbe, dieses Atmosphärische macht den Film aus. Es ist weniger ein klassischer Kriminalfall als vielmehr ein klassisches Melodram. Man taucht tief in private Strukturen ein und spürt Abgründe mit auf. Wer so etwas mag, hat einen guten Abend. 

Wer wie Sie regelmäßig in einem Tatort mitspielt, schaut sich dann auch all die anderen "Tatorte" an?

Wasserscheid: Ich bin ganz ehrlich, ich habe eine kleine Tochter zuhause und schaffe es abends oft nicht mehr, den Fernseher einzuschalten. Den "Tatort" versuche ich dann nachzuholen, bin da aber zurzeit etwas hinterher. Früher war es ein liebgewonnenes Ritual von mir, das Wochenende mit dem "Tatort" ausklingen zu lassen. Dabei ging es mir weniger um die Frage, was machen die anderen. Ich finde es spannend, wie viele unterschiedliche Geschichten aus einem Kriminalfall, aus diesem Format gewonnen werden können. 

Spielt an der Seite von Dagmar Manzel (links als Paula Ringelhahn) die zweite weibliche Hauptrolle im Ermittlerteam des 'Tatort' Franken:  Eli Wasserscheid als Wanda Goldwasser. Hier eine Szene aus dem aktuellen 'Tatort' Franken  'Hochamt für Toni'.
Foto: Hendrik Heiden | Spielt an der Seite von Dagmar Manzel (links als Paula Ringelhahn) die zweite weibliche Hauptrolle im Ermittlerteam des "Tatort" Franken:  Eli Wasserscheid als Wanda Goldwasser.
Sehen Sie die Gefahr, irgendwann zu sehr mit der Rolle der Kommissarin Goldwasser in Verbindung gebracht zu werden?

Wasserscheid: Da der Tatort nun einmal viele Zuschauer hat, hat diese Rolle eine sehr große Außenwirkung, und ich werde oft darauf angesprochen. Für mich ist es nur ein kleiner Teil meines Berufslebens. Ich spiele viel Theater, mache andere Fernseh- und Filmproduktionen und unterrichte Schauspieler an der Hochschule. Im Herbst werde ich in München im Metropol-Theater in einer neuen Produktion auf der Bühne stehen.  In meinem Leben passiert viel mehr als Wanda Goldwasser. Aber sie hat die größte Reichweite.

Welche Eigenschaft an Wanda Goldwasser schätzen Sie am meisten, welche mögen Sie nicht so sehr?

Wasserscheid: (zögert) Es gibt mehrere, die ich mag. Im Moment fällt mir keine ein, die ich nicht so mag. Vielleicht, dass sie ihrem Umfeld wenig zeigt, wie nahe ihr die Fälle manchmal gehen. Da könnte sie ihrem Umfeld und sich selbst etwas mehr zumuten. Was ich sehr an ihr mag, ist ihr offenes und vorbehaltloses Zugehen auf Menschen, egal welcher Herkunft sie sind. Sie hat da gar keine Schubladen.

Haben Sie das in die Rolle gelegt?

Wasserscheid: Nein, das ist so geschrieben, aber ich verstärke das sehr gerne.  Zudem ist sie sehr angstfrei, begibt sich mutig in gefährliche Situationen. Da bin ich der größere Schisser von uns beiden.

 
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