
Gefaxte Corona-Zahlen, Software-Chaos, Datenerfassung wie "aus der Steinzeit": Für die technische Ausstattung der Gesundheitsämter hagelte es in der Pandemie massiv Kritik. Infektionszahlen wurden zu langsam übermittelt, zur Nachverfolgung der Covid-Fälle und Kontaktpersonen kamen verschiedenste Programme zum Einsatz, Schnittstellen passten nicht zusammen. Was hat sich seitdem getan? Sind Unterfrankens Gesundheitsämter für eine Pandemie inzwischen besser gerüstet?
"Eine Pandemie ist und bleibt eine herausfordernde Situation", heißt es vom Landratsamt Würzburg. Doch das Gesundheitsamt für Stadt und Landkreis Würzburg sei heute besser aufgestellt als zu Corona-Zeiten. Man habe Personal aufgebaut und arbeite deutlich digitaler.
Immer noch kein einheitliches Programm zur Nachverfolgung von Kontaktpersonen
Ähnlich antworten auch die anderen befragten Gesundheitsämter in der Region. Übereinstimmend betonen die Behörden Fortschritte bei der Digitalisierung. Aber nach wie vor werden beispielsweise zur Nachverfolgung von Infektionsketten verschiedenste Anwendungen genutzt. Ein Grund: Das Programm Sormas, das für ein einheitliches Management sorgen sollte, wurde Ende März bayernweit eingestellt.
Die Verantwortung dafür schiebt das bayerische Gesundheitsministerium dem Bund zu. Sormas habe nur zur Bearbeitung von Covid-19-Fällen gedient, teilt ein Ministeriumssprecher mit. Für andere meldepflichtige Infektionskrankheiten sei die Software nicht nutzbar gewesen. Eine entsprechende Weiterentwicklung habe der Bund abgelehnt.
Stattdessen setze das Bundesgesundheitsministerium auf eine eigene Anwendung für den Infektionsschutz: Das "Elektronisches Melde- und Informationssystem für Gesundheitsämter", kurz Emiga, ist Teil einer geplanten zentralen IT-Plattform für den Öffentlichen Gesundheitsdienst. Die Entwicklung von Emiga sei noch nicht abgeschlossen, so der Ministeriumssprecher in München. Bayern habe hier bereits "mehrfach" Fortschritte angemahnt.
Längst nicht alle Labore, Ärzte oder Kliniken übermitteln Infektionsfälle digital
Gut funktioniert nach Angaben der unterfränkischen Gesundheitsämter die Arbeit mit Demis, dem "Deutschen Elektronischen Melde- und Informationssystem für den Infektionsschutz". Über das bundesweite Portal können Krankenhäuser, Praxen und Labore meldepflichtige Infektionen an die Gesundheitsämter übermitteln.
Seit 2021 sind laut Ministerium alle bayerischen Gesundheitsämter an dieses Portal angeschlossen. Schnittstellen würden, anders als noch in der Pandemie, reibungslos funktionieren. Der Haken aus Sicht der Gesundheitsämter: Längst nicht alle Labore, Ärzte und Einrichtungen melden Infektionsfälle digital.
So gibt es zum Beispiel im Gesundheitsamt Haßberge nach wie vor ein Faxgerät, "damit noch nicht an die digitale Meldestruktur angeschlossene Akteure weiterhin melden können". Die Behörde selbst sei seit der Pandemie "sehr viel digitaler" geworden, gerade bei der Nachverfolgung von Infektionsketten.
Ähnlich sieht es in den Landkreisen Rhön-Grabfeld, Kitzingen oder Main-Spessart aus. Im Gesundheitsamt Main-Spessart gehe mittlerweile die "überwiegende Anzahl" der Meldungen über Infektionskrankheiten per Demis ein. In der Behörde würden diese Meldungen dann "direkt digital" weiterverarbeitet. Aber auch hier steht einem Sprecher zufolge zur Sicherheit "ein digitales Faxgerät als alternativer Meldeweg zur Verfügung".
Trotz diverser Förderprogramme: Im Ernstfall lieber wieder eigene Software-Lösungen
Das zeigt: Auch wenn die Politik die Digitalisierung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes seit der Pandemie in den Fokus gerückt und diverse Förderprogramme aufgesetzt hat, ist bei der Umsetzung noch Luft nach oben. Und sollte erneut eine Pandemie ausbrechen, würden sich einige Gesundheitsämter wohl lieber auf eigene Lösungen verlassen als auf Anwendungen von Bund und Land.
Im Gesundheitsamt Bad Kissingen beispielsweise habe man bereits während der Corona-Pandemie erfolgreich mit eigenen Software-Lösungen und Prozessen gearbeitet, teilt eine Sprecherin des Landratsamtes mit. So habe man zur Nachverfolgung von Infektionen "als erste Behörde im Bundesgebiet" Software-Roboter eingesetzt und Covid-Fälle "vollautomatisiert abgearbeitet". Deshalb würde man in Bad Kissingen guten Gewissens wieder "auf die im Haus bestehenden Erfahrungen und die erhaltene Infrastruktur erneut zurückgreifen".
--> solange Gerichte und Ämter keine entsprechende EMAIL-Funktion für jeden Bürger einrichten, brauchts das FAX. Eigentlich ist eine Verschlechterung eingetreten:
De-Mail wurde abgeschafft! Das war eine vertrauliche elektronische Kommunikation zwischen eindeutig identifizierbaren Partnern. Versand, Empfang und Inhalte von De-Mails können rechtswirksam nachgewiesen werden.
Und dann wird sich gewundert, warum in Deutschland nichts voran geht.