
Wie digitalisiert man ein Gesundheitsamt? Rund ein Jahr nach der Auftragsvergabe ist die Digitalisierungsstrategie für das Gesundheitsamt Main-Spessart fertig. Julia Beis vom beauftragten Beratungsunternehmen HCS aus München stellte es zusammen mit Projektkoordinator Andreas Horn vom Gesundheitsamt im Kreisausschuss vor. Es war in Workshops, Abstimmungsgesprächen mit Führungskräften und Mitarbeiterbeteiligung seit Juni 2023 erarbeitet worden.
Über 100 Seiten stark ist es gegliedert in acht Gestaltungsfelder wie Digitalisierungsstrategie, IT-Bereitstellung, IT-Sicherheit, Bürger-Zentrierung, Zusammenarbeit und Software. Der Zeitrahmen sieht eine Umsetzung bis 2026 mit stetiger Weiterentwicklung und Evaluation vor. Es wird vom Bundesministerium für Gesundheit letztlich mit EU-Mitteln gefördert, die Kosten von 120.000 Euro für die Erstellung der Digitalisierungsstrategie belasteten den Kreishaushalt nicht. Der Landkreis wird sich auch für die dritte Förderphase von September 2024 bis August 2026 bewerben. Das Förderbudget für den ÖDG-Pakt (Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst) beträgt bundesweit 800 Millionen Euro.
Gesundheitsamt bereitet barrierefreie Webformulare vor
Wichtige Ziele für Main-Spessart sind 50 digitale Prozesse und ein IT-Sicherheitskonzept. Elf Prozesse wurden in Sachen Digitalisierung detailliert analysiert, woraus sich 120 Optimierungsansätze ergaben. Die IT-Bereitstellung für das Gesundheitsamt wurde mit knapp 60.000 Euro gefördert, zum Beispiel für moderne Arbeitsplätze, Tablets und Notebooks, Server- und Speicherkapazität sowie höherer Bandbreiten. Aus Sicht der Bürger sollen die Online-Angebote des Gesundheitsamts niederschwellig erreichbar sein. Hier sind zum Beispiel barrierefreie Webformulare in der Vorbereitung.
Bei der Vorstellung im Ausschuss wurde auch erklärt, dass die Digitalisierung von Ämtern nicht nur technische Seiten hat. Es gehe oft auch um Zuständigkeiten und Kompetenzen, erklärte Julia Beis. Geräte zu kaufen – Lebensmittel- und Trinkwasserkontrolleure werden mit Tablets oder Notebooks ausgestattet – reiche nicht. Die Mitarbeiter müssten auch geschult werden. Eine anonyme Fragebogenaktion und von Führungskräften bestimmte Richtwerte für Kompetenz waren die Grundlage für ein passendes Schulungskonzept. Bei anderen Gestaltungsfeldern wie der IT-Bereitstellung wird mit der IT-Abteilung und dem "Team Digitales"des Landratsamtes zusammen gearbeitet.
Einige Kreisräte haben Diskussionsbedarf
Die Kreisräte fanden die Präsentation interessant, äußerten teilweise aber auch Bedenken. So fand es Gerhard Kraft (Grüne) "irritierend", dass es in Bayern offenbar jeder Landkreis machen könne, wie er will, während der Prozess in Baden Württemberg zentral gesteuert werde. Damit meinte er, dass im Nachbarbundesland die Ministerien Anwendungen für alle Gesundheitsämter entwickeln lassen, was in Bayern nicht gewünscht sei. Dem hielt Andreas Horn entgegen, der Bund entwickle derzeit seinerseits zentrale Fachanwendungen für die Gesundheitsämter.
Aus Bürgersicht sei das sehr zu begrüßen, fand Michael Kleinfeller (CSU), er frage sich aber, welche Rückfallebenen vorgehalten werden, wenn längerfristig der Strom ausfällt. Darauf antwortete Andreas Horn, "15 Prozent der Fördermittel müssen zwingend für IT-Sicherheit eingesetzt werden". Neben Ausweitungen der Serverkapazitäten gehe es da auch um ausfallsichere und revisorische Speicherung der Daten. Genutzt werden die Fördermöglichkeiten auch für den Umstieg auf ein Software-System im Gesundheitsamt, das mehr Datenschutz und -sicherheit bietet als das bisher verwendete.