Es ist das erste Mal seit drei Jahren, dass sich Feuerwehrmänner - und frauen wieder von Angesicht zu Angesicht zu einem Kreisfeuerwehrtag treffen. Es ist das erste Mal nach dem Krach in der Kreisfeuerwehrführung, dass Kreisbrandrat Michael Reitzenstein mit vier neuen Stellvertretern vor Kommandantinnen und Kommandanten tritt. Und es ist das erste Mal für Landrat Thomas Eberth (CSU), dass er als oberster Dienstherr auf der Bühne bei einem Kreisfeuerwehrtag sitzt.
Vier neue Kreisbrandinspektoren an der Seite des Kreisbrandrats
Das Bild, das Eberth von seiner leicht erhöhten Position sieht, ist imposant. In der Mehrzweckhalle in Unterpleichfeld sitzen akkurat gekleidete Männer. Die Kreisbrandmeister in weißen Hemden, Kommandanten in blauen. Und ihre Krawatten sind ordentlich gebunden. Die Herren sind am Sonntag deutlich in der Überzahl, nur sehr wenige Frauen sind in der Halle.
Auch auf dem Podium sitzen ausschließlich Männer. Kreisbrandrat Michael Reitzenstein wird flankiert von Politikern und seinen vier neuen Stellvertretern, die er nach Querelen in der Landkreis-Feuerwehr neu ins Amt des Kreisbrandinspektors berufen hat. Beim Kreisfeuerwehrtag im April 2021 war Reitzenstein zurückgetreten. Er hatte die Vertrauensfrage gestellt und war im Juni 2021 wiedergewählt worden. Einen Gegenkandidaten hatte er nicht.
All das spielt am Sonntag keine Rolle mehr. Nur Landrat Eberth deutet kurz an, "ja es war nicht immer einfach". Er sei stolz auf die Leistung der Feuerwehren in seinem Landkreis, denn "sie zeigen in der Corona-Pandemie und im Ukraine-Krieg organisatorische Meisterleistungen." Er nennt Beispiele: 800 Kinderbetten seien in kürzester Zeit gesammelt, Turnhallen schnell zu Notunterkünften ausgebaut und Impfzentren aufgebaut worden. Besonders hebt er den Impf-Event im Advent des Oberleinacher Feuerwehrvereins hervor – 3000 Menschen ließen sich dabei an einem Wochenende gegen Corona impfen.
Lob vom Landrat und Freude über eine gute Einsatzstärke
"Die Feuerwehr kann Krise und Katastrophe. Sie steht an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr zur Verfügung", lobt Eberth und sieht die 112 Ortswehren im Landkreis und die Werkfeuerwehr bei Südzucker in Ochsenfurt "hervorragend" aufgestellt.
Das belegen auch die Zahlen: 3959 Männer und 605 Frauen sind bei den Feuerwehren im Landkreis Würzburg im Einsatz. Gut ein Viertel davon sind zum Atemschutzgeräteträger ausgebildet. Dazu kommen noch Auszubildende, so dass Reitzenstein bei insgesamt 5505 Aktiven von "einem positiven Zeichen" spricht und wieder entspannt in die Zukunft blickt. Im vergangenem Jahr führte Reitzenstein gut 500 Feuerwehrler weniger in der Statistik.
Warum die Brandeinsätze im Landkreis Würzburg zugenommen haben
4233 Einsätze sind für 2021 in der Statisitik des Kreisbrandrats aufgeführt, davon sind 3164 technische Hilfeleistungen. Weiter angestiegen seien die Brandeinsätze. Zu 754 mussten die Feuerwehren 2021 ausrücken. Im Anstieg zeige sich, dass in Wohnhäusern immer mehr Holzöfen oder Pelletheizungen eingebaut würden.
"Ohne Ehrenamtliche geht eben gar nichts", lobt Landtagsabgeordneter Manfred Ländner (CSU) und blickt aus dem unterfränkischen Unterpleichfeld ins oberbayerischen Elmau, wo am Sonntag der G7-Gipfel begann. "Dort können sie beschließen, was sie wollen. Doch, wenn Sie das nicht umsetzen, wird nichts draus", sagt Ländner zu den Feuerwehrleuten in der Halle. Deshalb will er sich auch darum bemühen, dass in Bayern ein Katastrophenschutzgesetz verabschiedet wird, "das Sinn macht" und die Verantwortung vor Ort bleibt.
Neue Organisationsstruktur soll Erleichterungen für die Ehrenamtlichen bringen
Mit seinen vier neuen Stellvertretern hat Reitzenstein eine neue Führungsstruktur in der Kreisbrandinspektion eingeführt. Zwölf zentrale Bereiche gebe es nun, mit denen er einheitliche Standards und Erleichterungen verbindet. Solche verspricht sich der oberste Feuerwehrchef auch vom Atemschutz-Pool im Feuerwehrzentrum Klingholz und spricht von einem "Meilenstein" für die Entlastung der Feuerwehren.
Weil hier zentral die Geräte gewartet und ausgetauscht würden, sei dies eine erhebliche Entlastung für das Ehrenamt. 46 von 52 Gemeinden beteiligten sich mittlerweile daran. 48 der 91 Feuerwehren, die Atemschutzgeräte verwenden, seien mittlerweile ausgestattet. Im nächsten Jahr sollen weitere Standorte im Landkreis angegliedert werden.