Ruhe bei der Feuerwehr – das wünscht sich Landrat Thomas Eberth (CSU) nach der deutlichen Kritik am Führungsstil seines obersten Feuerwehrchefs. Im September 2020 hatten sich die Kreisbrandinspektoren Winfried Weidner, Heiko Drexel, Christian Neeser und Mathias Olbrich in einem persönlichen Brief an Eberth gewandt und sich massiv über Reitzenstein beschwert. Dabei ging es nicht um dessen fachliche Kompetenz, sondern um seine persönlichen und zwischenmenschlichen Fähigkeiten. Auch waren sie mit seiner Informationspolitik unzufrieden.
Kreisbrandrat Reitzenstein hat Führungsteam komplett ausgetauscht
Weidner, Drexel, Neeser und Olbrich sind mittlerweile nicht mehr im Amt. Neeser und Olbrich sind im Laufe der Auseinandersetzung zurückgetreten, Weidner und Drexel wurden von Reitzenstein nicht mehr zu seinen Stellvertretern ernannt. Denn, Reitzenstein hat seinen Rücktritt im April 2021 mit der Vertrauensfrage verbunden und stellte sich im Juni zur Wiederwahl. Bei dieser sprachen sich schließlich 60 der 103 Feuerwehrkommandanten und -kommandantinnen für ihn aus, 42 stimmten gegen ihn. Einen Gegenkandidaten hatte er nicht. Bis Dezember 2025 ist der 60-Jährige nun im Amt.
Mit seinem erneuten Amtsantritt nach dem Rücktritt darf Reitzenstein nach dem Feuerwehrgesetz "im Benehmen mit den Kommandanten" auch seine Stellvertreter neu bestimmen, was er prompt auch umgesetzt hat. Mit Markus Dürr, Markus Fleder, René Herbert und Karsten Ott hat Reitzenstein nun ein Führungsteam aufgebaut, mit dem Landrat Eberth "den personellen und inhaltlichen Neuanfang" in der Landkreis-Feuerwehr schaffen möchte. Eberth hofft, dass nun "alle wieder ohne Störfeuer von außen" ihren Dienst leisten können.
Kommandanten sprechen sich mehrheitlich gegen Kreisbrandinspektor Ott aus
Aber kaum sind die neuen im Amt, gibt es in einigen Ortsfeuerwehren wieder Unruhe. Vor allem die Ernennung von Karsten Ott sorgt im Inspektionsbereich Mitte für Verdruss bei den Kommandanten. Denn, die Mehrheit der 29 örtlichen Feuerwehren von der westlichen Landkreisgrenze bei Kirchheim bis zur östlichen bei Frickenhausen haben sich nicht für Reitzensteins Vorschlag ausgesprochen, sondern wollten ihren bisherigen Kreisbrandinspektor (KBI) Heiko Drexel behalten. Nach Informationen dieser Redaktion haben sich 17 der 29 Kommandanten, dazu gehören auch Frauen, bei einer schriftlichen Befragung für Drexel ausgesprochen.
Warum er Drexel nicht mehr zu seinem Stellvertreter ernannt hat, darüber möchte Reitzenstein nicht sprechen. "Zu Personalentscheidungen können wir generell keine Auskünfte geben", teilt die Pressestelle des Landratsamtes auf Nachfrage mit. Überhaupt hält sich Reitzenstein sehr mit Erklärungen zurück. Auf die Frage, ob seine Vorschläge in allen Inspektionsbereichen auf uneingeschränkte Zustimmung trafen, heißt es von der Pressestelle: "In einem Inspektionsbereich wurde auch ein bisheriger KBI zur Wiederbenennung vorgeschlagen. Diese Vorschläge hat der Kreisbrandrat in seine Entscheidungen miteinbezogen und abgewogen."
Ein Verhalten, das bei den Feuerwehrkommandanten nicht gut ankommt. "Wenn man schon die Kommandanten abstimmen lässt, sollte der Kreisbrandrat dieses Ergebnis auch akzeptieren. Sonst ist alles für die Katz'", sagt Siggi Kuhn, Kommandant der Feuerwehr Euerhausen. Dass Reitzenstein erst zurücktrete, sich dann erneut zur Wahl stellt und schließlich die KBIs absetzt – "das ist nicht die feine englische Art".
Auch an Landrat Thomas Eberth gibt es Kritik von den Feuerwehrkommandanten
Auch Erika Kleindienst aus Kleinochsenfurt, eine der wenigen Frauen an der Spitze einer örtlichen Feuerwehr, ist mit der Entscheidung nicht glücklich. "Ich bin damit gar nicht einverstanden", sagt sie. "Dass man sich nicht nach der Mehrheit richtet, hat mit Demokratie nichts zu tun. Warum fragt uns der Kreisbrandrat überhaupt, wenn er sich nicht danach richtet?" Und weiter kritisiert sie, dass weder sie noch ihre Kollegen über die Streitigkeiten in der obersten Führungsriege nie informiert worden sind. Sie ist fest davon überzeugt, dass Drexel gehen musste, weil er Kritik am Kreisbrandrat übte. "Doch, wer keine Kritik vertragen kann, ist fehl am Platz", sagt sie in Richtung Reitzenstein.
Ein dritter Kommandant aus dem Bereich Mitte, er möchte namentlich nicht genannt werden, sagt: "Wenn ich 17 Gegenstimmen habe, ist kein Benehmen hergestellt. Der Kreisbrandrat muss seine Entscheidung begründen. Darauf warten viele noch." Dass Drexel nun "abserviert" worden sei, tue ihm und vielen Feuerwehrleuten sehr leid, "denn er ist bei vielen sehr beliebt".
Und auch an Thomas Eberth gibt es Kritik. Siggi Kuhn ist enttäuscht vom Landrat, weil er keine Stellung bezogen hat und fragt sich: "Wenn vier Leute einer Meinung sind, warum hält der Landrat dann noch zu seinem Kreisbrandrat?" Auch Drexel versteht das Verhalten des Landrats nicht. Es habe zwar viele Gesprächsrunden gegeben, sagt er. "Aber der Landrat hat dabei nicht versucht, einen Konsens zu finden."
Benehmen bedeutet keine mehrheitliche Zustimmung
Auch bei einer Dienstversammlung der Feuerwehrkommandanten kam die Frage auf, warum Drexel nicht mehr als KBI berufen wurde. Wieder verwies Reitzenstein auf eine Personalangelegenheit. Die Entscheidung würde er dem Betroffenen persönlich erklären. Das allerdings lehnt Drexel ab, "weil es schon viele Gespräche gab".
Obwohl sich im Bereich Mitte die Mehrheit gegen Karsten Ott als Kreisbrandinspektor ausgesprochen hat, sei seine Ernennung mit dem Bayerischen Feuerwehrgesetz vereinbar, teilt ein Pressesprecher der Regierung von Unterfranken mit. Denn, "Benehmen bedeutet nicht (mehrheitliche) Zustimmung".
Vielmehr handele es sich dabei um eine gesetzliche vorgeschriebene Form der Mitwirkung bei einem Rechtsakt. Die Behörde ist dabei jedoch rechtlich nicht an die Stellungnahme der anderen Stelle gebunden. Deshalb ist das Benehmen stets vom Einvernehmen abzugrenzen. Bei einem Einvernehmen muss nämlich ein Einverständnis der anderen Stelle vorliegen.
Ehrenamt hin oder her - hier geht es nicht um den Vorsitz des Vogelzüchtervereins, sondern um die Führung/Adiminstration aller Feuerwehren im gesamten Landkreis. Und da geht es in erster Linie um Kompetenz. Und die ist vorhanden, dies bestätigt ja sogar die „Gegenseite“.
Die Berichterstattung erschien mir immer sehr freundlich für den KBR.
Ich habe keine Ahnung, was da los ist. Aber irgendwas werden sich die 42 wohl gedacht haben.