
Das Markenzeichen des jungen Winzers Thomas Schenk aus Randersacker auf den Etiketten seiner Weine sind kräftige Finger, die von harter Arbeit im Weinberg gezeichnet sind. Diesem Bild wurde Schenk jetzt wieder gerecht - bei einem außergewöhnlichen Arbeitseinsatz an der Ahr, einem Nebenfluss des Rheins. Dort hat ein schlimmes Hochwasser Menschen in extreme Notlagen gebracht.
Das Weingut Schenk mit Restaurant haben die Eltern in den 80er-Jahren gegründet; nun wird es von deren Sohn und seiner Frau betrieben. Weinbau pflegen sie auf 7,5 Hektar Rebfläche am Sonnenstuhl, Teufelskeller und Marsberg. Vor einigen Jahren hat Thomas Schenk die Winzergruppe "Ethos" mitbegründet, die für nachhaltigen Weinbau und für gesellschaftlichen Zusammenhalt steht.
Ansprechpartner vor Ort steuern die Hilfe
Als der Winzer die Überschwemmungsbilder von der Ahr gesehen hat, kam schnell er schnell zu der Entscheidung, dass er helfen möchte: "Der Gedanke, dass die Schäden in den Weingütern erheblich sein müssen, hat mich schwer beschäftigt."
Während seines Weinbau-Studiums in Geisenheim hatte Schenk auch einige Winzer von der Ahr kennengelernt. Zu erreichen seien sie aber nicht gewesen, sagte Schenk - wohl weil die Handys weg waren, oder das Netz nicht ging. Dann seien aber Kollegen von der benachbarten Mosel hingefahren und hätten sich im Hochwassergebiet umgeschaut. "Von ihnen habe ich erfahren, wo Bedarf ist", so Schenk. Schnell hätten sich vor Ort Strukturen mit Ansprechpartnern gebildet, die die Hilfe gesteuert hätten.
Zehn Stunden Rebschnitt, um die Ernte zu retten
Am Mittwoch fuhr Winzer Schenk selbst an die Ahr, begleitet von zwei Arbeitern seines Weingutes sowie von zwei Mitarbeitern von Ilonka Scheuring. Die junge Winzerin aus Margetshöchheim ist ebenfalls Mitglied der Winzergruppe "Ethos". Mit seinem Auto machte sich Schenk auf den Weg zum kleinen Winzerort Marienthal. "Unten im Ort gab es kein Haus, das nicht überflutet war. Teilweise stand das Wasser bis in den ersten Stock. Einfach unvorstellbar!" Schenk war bereits vorab klar, dass in einem so feuchten Jahr die Pflanzen von Pilzkrankheiten wie Mehltau stark betroffen sein können. "Wenn man da nicht schnell eingreift, ist die Ernte innerhalb weniger Tagen kaputt." Alle Traktoren vor Ort standen unter Wasser, und die nötige Technik stand nicht mehr zur Verfügung. Die Pflanzenschutzmittel können so nur noch mit dem Hubschrauber versprüht werden, so Schenk.
Also stiegen die Franken in die kleinparzellierten Steillagen und erledigten mit ihren Rebscheren den dringend nötigen Rebschnitt, damit die pilzverhütenden Pflanzenschutzmittel auch an die Trauben kommen. Zehn Stunden hätten sie gearbeitet: "Es gab keine Toilette, kein Wasser, keine Infrastruktur. Deswegen mussten wir gleich am Abend wieder nach Hause fahren", sagt der Winzer, der nun zu einem zweiten Arbeitseinsatz an die Ahr fahren will.

Ein weiterer Winzer aus Franken, der an der Ahr mit angepackt hat, war Martin Steinmann aus Sommerhausen. Seit 21 Jahren betreibt er das Weingut Schloss Sommerhausen. Er ist Mitglied im Verband Deutscher Prädikatsweingüter VDP, der seine Mitglieder zur Hilfe aufgerufen und den Einsatz vor Ort organisiert hat. Am Dienstag fuhr er an die Ahr, begleitet von Sohn Moritz, Tochter Lilly und Cousin Elias Friedrich. Mit dabei hatte er Frischwasser und Werkzeuge wie Motorsägen und Brechwerkzeug. In Ahrweiler traf sich Steinmann mit Helfern des bekannten Weingutes Bassermann-Jordan aus der Pfalz. Über die Weinberge fuhren sie nach Dernau, um dort ein Haus komplett zu entrümpeln, das bis in den ersten Stock überflutet war.
Dann ging es für die Helfer in ein VDP-Weingut in der Nachbarschaft, um mit Eimern das Schlammwasser aus den Kellern zu schöpfen. "Die Fässer, die Weinkartons, alles war voller Matsch. Dazu war die Heizungen ausgelaufen, und es stank nach Öl."
Aktion "Der Adler hilft"
Abends mussten die Helfer wieder zurück, da es keine Übernachtungsmöglichkeiten gab. In dieser Woche will Steinmann noch einmal an die Ahr fahren, um in einem anderen Weingut Schlamm zu entfernen und Müll zu entsorgen. Etwas Positives hat er aus seinem Einsatz mitgenommen: "Die Betroffenen vor Ort tröstet, dass sie in ihrem Schicksal nicht allein gelassen werden."
Eine besondere Hilfsaktion für die Winzer an der Ahr hat der VDP ins Leben gerufen. Das Kennzeichen des Verbandes ist der Adler, und so heißt die Aktion "Der Adler hilft". VDP-Winzer aus ganz Deutschland spenden dafür Weine, die in Sechser-Kartons für den guten Zweck verkauft werden. Einer, der hier sofort mit dabei war, ist der viel prämierte Winzer Rudolf May aus Retzstadt. Er hat spontan 100 Flaschen Silvaner, 2020 Retzstadter Langenberg, Erste Lage, gespendet. May kennt an der Ahr persönlich einige Winzer wie Meyer-Näkel, den wohl bekanntesten in der Region. Nun will er mit seinem Sohn Benedikt und weiteren Helfern selbst in das Katastrophengebiet fahren und Hand anlegen.
Es gibt im Moment so viele schlechte Nachrichten, da tut es gut mal was positives zu lesen.
Vielen Dank Jungs, Ihr seid ein tolles Beispiel für gelebte Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft!!!
Solche wie Euch bräuchte man zu Tausenden.
Wäre super wenn noch etliche dazukommen.
Wünsche viel Erfolg beim Einsatz und vor
allen Dingen kommt gesund wieder heim.
Gruß Klaus ! ! !
THW &RK sind auch jeden Tag in der Zeitung abgebildet........!!!
Warum also nicht auch die Winzer. Super Sache 👍🏻🔆
Wie war das , tue Gutes 😇
Ich finde den Einsatz großartig.
So etwas kann auch als Werbung für andere dienen zur Nachahmung etc.
Ich zum Beispiel wäre niemals auf die Idee gekommen, dass auch die hochgelegenen Weinberge betroffen sind!
Zum einen können sich die Winzer, denen die Weinberge gehören, um die Schäden an Haus und Hof kümmern - und zum Anderen sind die Weinberge die wirtschaftliche Lebensgrundlage für einen Winzer! Die Ernte des letzten Jahres ist davon geschwommen - einkommensmäßig ein Totalausfall!
Wenn sich jetzt im Moment niemand um die Weinberge kümmert, ist dann in vier/sechs/acht Wochen da nichts zu ernten, weil Mehltau und andere Krankheiten ganze Arbeit geleistet haben - das wäre das zweite Jahr ein Totalausfall der Einnahmen und damit der Bankrott für die Winzer, die von und mit diesen Reben ihren Lebensunterhalt verdienen!
Ja mehr noch (und ich weiß, wovon ich rede!) - ein Weinberg, der ein Jahr verwildert ist, benötigt mehrere Jahre, bis er wieder in Form ist und eine ordentliche Ernte abliefern kann!
Es ist also elementar wichtig für diese Weinbauregion, dass die Weinberge bewirtschaftet werden!
Wenn die Winzer in diesem Jahr überhaupt was ernten wollen, muss J E T Z T gegen Mehltau gespritzt werden - und damit das alles überhaupt an die Trauen gelangt, müssen die Blätter teilweise entfernt werden.
Wenn das alles nicht passiert, verlieren die Winzer dort den zweiten Jahrgang - und damit ihre Existenzgrundlage!
Grossartige, uneigennützige Leistung unserer fränkischen Winzer, die namentlich genannt werden dürfen.
Aber für die dortigen Weinbauern ist das eine enorme Hilfe, dass am Ende zwar Haus und Habe, aber wenigstens nicht auch noch die Ernte (ihr Einkommen!!) zum Teufel ist.