Wo die Nachfolge-Generation in den Betrieb hineingewachsen ist, wissen Senior- und Junior-Generation die aktuelle Situation zu schätzen. In vielen Fällen helfen die Eltern im Unternehmen noch mit – die Jüngeren, die nun die Verantwortung tragen, sind froh um die Schützenhilfe. Auf die Übernahme wurde in aller Regel lange hingearbeitet.
In den Jahren 2014 bis 2018 standen, beziehungsweise stehen in Bayern rund 24 000 Betriebe mit über 350 000 Arbeitsplätzen vor einem Generationswechsel. Damit Unternehmensübergaben erfolgreich verlaufen, ist es wichtig, sie frühzeitig zu planen und an alles Notwendige zu denken, heißt es seitens des Berater-Netzes Mainfranken. Es braucht ein Zusammenspiel von rechtlichen, steuerlichen, finanziellen und menschlichen Aspekten: Vollmachten, Erbfolge und Gesellschaftsform zum Beispiel, aber auch Pflichtteilsverzicht, Absicherung, Mitbestimmung, Kontrolle, Entscheidungsfindung und Zusammenhalt, so die Spezialisten, die drei Praxisbeispiele für gelungene Firmennachfolge nennen. Die Redaktion stellt die drei Firmen vor.
Amon Werbung, Würzburg:
Im Familienbetrieb Amon Werbung spielen Farben eine große Rolle, ganz besonders bei Sarah Amon. Die 29-Jährige führt den Familienbetrieb in der Dürrbachau nahe dem Gewerbegebiet Veitshöchheimer Straße. Amon bietet Außenwerbung, Fahrzeuggestaltung, Corporate Fashion (Mode im Design einer Firma) und viele weitere Werbemittel an. Immer geht es um die individuellen Wünsche der Kunden, von denen viele selbst Firmeninhaber sind, und die ihr Unternehmen durch Werbung aufpeppen, zumindest aber darstellen und sichtbarer machen wollen.
Die junge Managerin liebt Vielseitigkeit, Abwechslung, Organisation und Kommunikation. Sie sieht sich als kreative Kraft. Die Firma Amon liefert ein Gesamtpaket, von der Idee über das Konzept, die Planung und Herstellung bis zur Montage beim Kunden.
Vater Thomas Amon hat den Betrieb vor über 30 Jahren gegründet, sein Geschäftspartner Thomas Gürz kam 1992 dazu. Sarah Amon arbeitet seit 2009 im Unternehmen – am 1. Januar 2017 übernahm sie es als Geschäftsführerin. Sie hat sich hochgearbeitet. Mit ihrer Ausbildung zur Mediengestalterin begann dieser Weg in einem anderen Betrieb in Würzburg, gefolgt von der Ausbildung zur Meisterin und einem Studium an der Fachhochschule Würzburg/Schweinfurt im Bereich Medienmanagement. „Es ist ein Geben und Nehmen“, sagt Sarah Amon zum Miteinander im Betrieb, „es hat viel mit Respekt zu tun. Wir arbeiten auf Augenhöhe.“ Will heißen: Vater Thomas Amon arbeitet noch zwei und Thomas Gürz drei Tage pro Woche mit.
Und der Vater ist überzeugt von seiner Nachfolgerin: „Wenn ich nicht an dich geglaubt hätte, hätte ich dir die Firma nicht gegeben“. Sarah Amon berichtet, dass ihr Vater früher „noch die Ideen im Kopf hatte und mit einem Blatt Papier zum Kunden gegangen ist“. Heute erstellt der Computer 3-D-Animationen, und Sarah Amon erstellt gleich mehrere Vorschläge. Immer geht es um Toleranz, intern genauso wie den Kunden gegenüber. Viele Kunden wurden übernommen, die meisten bleiben treu – wenn auch das Geschäft nicht mehr so oft wie früher per Handschlag abgeschlossen wird.
Autohaus Henneberger, Theilheim:
„Wir sind die beste Werkstatt im Landkreis“, sagt Jürgen Henneberger lachend. Klar, welcher gute Verkäufer würde etwas anderes sagen? Jürgen Henneberger (45) sagt, in die Autobranche sei er quasi schon hineingeboren worden. Die Branche ist alles andere als langweilig, die Verwaltung gehört dazu. Eigentlich agieren hier drei Mitarbeiterinnen, aber wenn sie ausnahmsweise alle nicht da sind, bleibt dem Senior Siegbert Henneberger (68) jede Menge zu tun. Telefondienst, Empfang, Verwaltung. Die Firma hat 15 Mitarbeiter, so Jürgen Henneberger, und: „Wir wachsen.“
Zurzeit sind Vater und Sohn beide Gesellschafter einer so genannten OHG (Offene Handelsgesellschaft). Doch auch wenn die Firma irgendwann auf ihn allein übergehe, werde es keine Probleme geben, ist sich Jürgen Henneberger sicher. Er hat viel Wissen erworben, ist gelernter Kfz-Mechaniker, hat an der Bundesfachschule für Betriebswirtschaft im Kraftfahrzeuggewerbe (Calw) studiert und war danach für etwa ein Jahr bei einem Händlerkollegen (Peugeot) in Dresden im Verkauf tätig. Jürgen Henneberger liebt den Verkauf. Er legt Wert auf „ein faires Preis-Leistungsverhältnis“ und auf möglichst große Umweltfreundlichkeit, sagt er.
Die Firma wird größer, werde aber immer „ganz für die Kundschaft da sein“, so Siegbert Henneberger. „Das heißt: Wir bauen keine Fahrzeuge für Rennen auf, und wir richten keine Oldtimer her.“
Rückblick: 1964 fasst Walter Henneberger einen Plan. Der gelernte Kfz-Meister will nicht länger bei der Polizei sein, will weg vom Beamtentum. In einer umgebauten Scheune in Theilheim repariert er Lichtmaschinen und Anlasser. Seine Qualität sprach sich herum, und recht rasch wächst ein Familienbetrieb heran.
Sohn Siegbert ging beim Vater in die Lehre; Siegberts Frau Rita, gelernte Bankkauffrau, wechselte mit 19 Jahren in den Betrieb. Helfende Hände kamen aus vielen Bereichen der Familie – bis in die nächste Generation. Handelte Gründer Walter Henneberger 1972 noch die erste Markenpartnerschaft mit Chrysler Simca aus, so ging die Familie Henneberger 1980 schließlich eine „Geschäftsehe“ ein, die bis heute Bestand hat: Peugeot wird neuer Vertragspartner. Walter Henneberger und Sohn Siegbert führten von 1980 bis 2008 gemeinsam die Firma – die Doppelspitze hat sich bewährt. Inzwischen besteht sie aus Siegbert Henneberger und seinem Sohn Jürgen.
Weingut Schenk, Randersacker:
„Ich wurde in den Betrieb reingeboren“, betont auch der 28-jährige Thomas Schenk, Winzer aus Randersacker. Der frühere „Winzerhof am Spielberg“, heute schlicht „Weingut Schenk“ in der Ochsenfurter Straße 21, wird vom Junior geführt.
„Im Betrieb aufzuwachsen bereitet einen vor“, sagt er. Man erlebe den Kundenkontakt und beginne, Verständnis für alle Abläufe zu haben. Nach der Realschule macht er eine Winzerlehre im Nachbarort Eibelstadt und paukt während der Ausbildung samstags Mathe, Deutsch und Englisch in einer Übergangsklasse zur Berufsoberschule (BOS). Dann absolviert er die BOS, verlässt sie mit dem Fachabitur in der Tasche und studiert an der Hochschule Geisenheim am Rhein „Weinbau, Önologie und Weinwirtschaft“. Hier geht es um wissenschaftliches Arbeiten im Weinbau, um Statistik, um Bodenphysikalisches. Für Thomas Schenk ist all das Wissen wichtig, aber er bleibt bodenständig: Ein guter Wein könne dem einen gut, einem anderen weniger gut schmecken. Geschmack bleibt nun mal subjektiv.
Der junge Mann führt den Betrieb in zweiter Generation professionell. Die vielen Generationen, die in der Familie zuvor Weinbau betrieben haben, taten dies hauptsächlich zur Selbstversorgung. Erst Thomas Vater Otto begann, den Winzerberuf zu seinem Haupteinkommen zu machen. Dazu blicken die Winzer zurück auf 15 Jahre Heckenwirtschaft. „Es ist ein schönes Erlebnis, wenn das, was man selbst angebaut hat, den Menschen solche Freude bereitet“, sagt er. 2015 übernahm der Junior den Betrieb. Wenn er seinen Vater braucht, ist der nach wie vor immer da – Thomas Schenk hat ihn angestellt.
Schenk hat neben privaten Kunden auch Fachhändler als Abnehmer und exportiert auch Weine.
Wer Hilfe braucht bei der Betriebsübergabe findet sie im Netz: www.beraternetz-mainfranken.de