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RANDERSACKER
Weinlese in Franken: Ein erstaunlich gutes Jahr
Am Randersackerer Marsberg wird Silvaner gelesen.                                                                          Foto: Thomas Obermeier
Foto: Thomas Obermeier | Am Randersackerer Marsberg wird Silvaner gelesen. Foto: Thomas Obermeier
Katrin Amling
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:00 Uhr

Es ist kurz vor acht im Weingut Schenk in Randersacker, die Lesehelfer stehen gut gelaunt bereit. Die ersten Scherze über Massagen, die der Chef wegen Rückenschmerzen von der Arbeit bezahlen sollte, werden gemacht. Dann geht es los in die Weinberge. Oben angekommen schweift der Blick durch den morgendlichen Nebel, die Hände sind schnell nass vom vielen Regen der letzten Nacht, die Füße kalt, bis die ersten Sonnenstrahlen sich durch den Nebel kämpfen. Die Weinlese in Franken ist in vollem Gang.

„Der Regen heute Nacht hat uns alle überrascht. Der war überhaupt nicht gemeldet“, sagt Thomas Schenk. Die moderne Technik macht vor der Weinlese nicht Halt, auch das Weingut Schenk setzt Hilfsmittel wie Vollernter immer stärker ein. Doch den Launen des Wetters bleibt man trotzdem ausgeliefert. „Wir müssen jetzt möglichst schnell raus, damit die vom Regen aufgeplatzten Trauben nicht faulen.“ Oben angekommen ist die Lage jedoch nicht so schlimm wie erwartet. Die robusten Silvanertrauben, die heute geerntet werden, haben kaum Schäden vom Regen davongetragen, die wenigen faulen lassen sich leicht entfernen.

Hagel und Frost

Das Jahr 2017 ist kein leichtes für die Landwirte. Ein warmer März sorgte für einen frühen Austrieb, dann kam der Frost. Der August brachte Hagel, besonders in den Würzburger Toplagen am Stein waren die Schäden groß. Doch Schenk zeigt sich optimistisch: „Es war auch ein bisschen Glück dabei, trotz der Wetterkapriolen ist die Ausbeute erstaunlich gut. Wir hatten größte Bedenken, dass wir überhaupt Trauben ernten können.“ Frankenweit habe der Frost kaum eine Rolle gespielt.

„Alkoholbomben wie 2015 werden zwar nicht dabei sein, aber diese Weine sind heute auch schon relativ müde“, sagt Schenk. Wichtig war, dass die Reben in diesem Jahr genug Wasser bekommen haben. Viele Leute dächten, wenn die Kinder im Sommer oft im Schwimmbad waren, werde auch der Wein sehr gut, so der 28-Jährige. „Aber das stimmt nicht. Die Weine, die nicht so sehr von heißen Sommern geprägt sind, sind oft frischer.“

Die fränkische Stückelung

Inzwischen hat sich die Sonne ihren Weg durch den Nebel gebahnt und das Maintal liegt den Lesehelfern zu Füßen. Nach einer guten Stunde müssen sie auch schon weiterziehen, denn dem Weingut gehören hier nur einige Zeilen des Weinbergs. „Das ist typisch für die Weinlandschaft in der Region, die Hänge sind sehr zerstückelt“, erzählt Schenk, während er zum nächsten Abschnitt läuft. Denn durch das fränkische Erbrecht wurde jeder einzelne Acker zwischen den Söhnen aufgeteilt.

Die Erntehelfer von Schenk sind eine lustige Truppe aus Rentnern und Bekannten aus dem Ort, mit denen das Weingut schon lange zusammenarbeitet. „Hier sind alle dabei, weil es ihnen Spaß macht und sie den Wein mögen. Deshalb ist die Arbeit auch so angenehm und keiner jammert, wenn es mal etwas anstrengender wird“, sagt Schenk. Mit Saisonhelfern aus Osteuropa, ohne die vor allem große Weingüter nicht auskämen, arbeitet er nicht mehr zusammen.

„Wir machen alles selbst“

Ohnehin macht Schenk am liebsten alles selbst. Nachdem er im hessischen Geisenheim Weinbau studiert hat, hat der 28-Jährige vor gut zwei Jahren das Weingut von seinem Vater Otto Schenk übernommen. Dieser bekam einst ungefähr im gleichen Alter von seinem Vater die Geschäfte übertragen. „Ich habe dann auch wirklich alles komplett an meinen Sohn abgegeben. Irgendwann muss er es ja sowieso alleine machen“, sagt Otto Schenk. „In unserer Größenordnung ist es noch möglich, alles selbst zu machen und auch selbst mit raus zur Ernte zu gehen“, erzählt Thomas Schenk. Das sei ihm sehr wichtig. Rund sieben Hektar besitzt er, circa 50.000 Flaschen erhält er jedes Jahr daraus.

Auch die Kunden schätzen es am meisten, wenn alles selbst gemacht wird und das typisch Fränkische zur Geltung kommt. Deshalb ist auch der Silvaner immer noch eine der beliebtesten Sorten. „Weg von der Literflasche, hin zu mehr Persönlichkeit und Regionalität, das ist der Trend. Deswegen kommen auch die meisten Menschen nicht für den Rotwein nach Franken, sondern für die typischen weißen Sorten“, so Schenk. Sein persönlicher Lieblingswein sei ebenfalls der Silvaner, weil er so ehrlich und robust sei.

Niederfall steht bevor

In diesen Tagen befindet sich das Weingut Schenk schon in den letzten Zügen der Lese, die in diesem Jahr unter anderem wegen des vielen Regens der letzten Wochen sehr früh begonnen hat. Das heißt auch, dass bald der Niederfall ansteht. „Zum Abschluss der Weinlese gibt es natürlich ein Fest für die Helfer, das nennt man hier Niederfall“, erzählt Schenk. Der Name kommt nicht von ungefähr. „Denn dabei wird dann sprichwörtlich so viel getrunken, dass man niederfällt“, sagt Schenk.

Die robusten Silvanertrauben haben kaum Schäden vom Regen der letzten Nacht davongetragen.             Foto: Thomas Obermeier
Foto: Thomas Obermeier | Die robusten Silvanertrauben haben kaum Schäden vom Regen der letzten Nacht davongetragen. Foto: Thomas Obermeier
Weingutsinhaber Thomas Schenk ist noch selbst bei der Lese dabei.                                                    Foto: Thomas Obermeier
Foto: Thomas Obermeier | Weingutsinhaber Thomas Schenk ist noch selbst bei der Lese dabei. Foto: Thomas Obermeier
Die Erntehelfer Ernst Hofmann (links) und Hajo Brückner sind beide schon seit gut zehn Jahren im Team des Weinguts.                                                                                                                                                                 Foto: Thomas Obermeier
Foto: Thomas Obermeier | Die Erntehelfer Ernst Hofmann (links) und Hajo Brückner sind beide schon seit gut zehn Jahren im Team des Weinguts.
 
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