Bürgermeister Martin Heilig drückte am Vormittag auf einer Pressekonferenz die Anteilnahme der Stadt Würzburg nach dem tödlichen Unfall im Ringpark aus. "Wir sind tief schockiert", sagte Heilig, nachdem die Polizei am Vormittag bekannt gegeben hatte, dass eine 59-jährige Frau in der Nacht zum Dienstag an ihren Verletzungen gestorben ist.
Die Würzburgerin war am Montagnachmittag auf ihrem Fahrrad von einem Baum im Ringpark getroffen worden, der bei schönstem Wetter einfach umgefallen war. "Das ist eine Tragödie", sagte Heilig. "Wir sind bei den Angehörigen und sprechen ihnen unser Mitgefühl aus."
Heilig, der als Umweltreferent für das Gartenamt zuständig ist, erklärte, dass der 25 Meter hohe und 100 bis 120 Jahre alte Baum bei "Windstille und schönstem Wetter" im Ringpark hinter dem Justizzentrum einfach entwurzelt wurde. In den letzten Jahrzehnten habe es bei über 44.000 Bäumen in der Stadt keinen derartigen Vorfall mit solchen Folgen gegeben.
Kaum ein Baum im Würzburger Ringpark ist gesund
Die Buche sei im Dezember kontrolliert und danach regelmäßig in Augenschein genommen worden. "Es war klar, dass der Baum nicht gesund war", sagte Heilig. "Aber das ist aufgrund der Klimakrise leider kaum noch ein Baum im Ringpark." Es habe aber keine Hinweise gegeben, dass die Buche nicht mehr standfest sein könnte.
Wie kann es dann sein, dass der Baum an einem windstillen Nachmittag plötzlich umgefallen ist? Laut Heilig wird diese Frage von einem externen Gutachter geklärt und ist Teil der Ermittlungen der Würzburger Polizei. "Ich kann und darf ich darüber nicht spekulieren."
Experte: Abgestorbene Feinwurzeln als mögliche Ursache für plötzliches Umfallen
Der Forstingenieur Peter Naumann vom Bergwaldprojekt in Würzburg hält abgestorbene Feinwurzeln für eine denkbare Ursache des plötzlichen Umfallens. Zusätzlich zu den dicken Hauptwurzeln gebe dieses feine Spinnennetz dem Baum im Boden Halt.
Abnehmende Niederschläge bei gleichzeitig steigenden Temperaturen führen laut Naumann dazu, dass weniger Wasser in tiefere Bodenschichten dringt. "Unter diesen Bedingungen sterben gerade bei Buchen feine Wurzeln rasch ab." Die Folgen seien eine zunehmende Anfälligkeit für Krankheiten, wie Pilze, die dann zum Beispiel die Hauptwurzeln angreifen können. Von außen sei das Absterben der Feinwurzeln nicht erkennbar.
Jedes Jahr werden bis zu 600 Bäume wegen der mangelnder Verkehrssicherheit gefällt
Im ganzen Stadtgebiet leiden Bäume unter der Klimakrise. Baumpflege und Kontrolle wurden laut Heilig deshalb ausgebaut. Rund 40 Angestellte der Stadt sind im Sommer mit dem Bewässern von Park- und Straßenbäumen beschäftig. Fünf Mitarbeiter des Gartenamtes kontrollieren diese auf Schäden, sieben übernehmen die Pflege. Etwa 900.000 Euro würden jährlich zusätzlich extern für diese Aufgaben ausgegeben. Heilig: "Trotzdem ist so eine Tragödie passiert. Das ist einfach schrecklich."
Zwischen 400 und 600 Bäume wurden zuletzt jährlich in Parks und an Straßenrändern in Würzburg gefällt, weil sie nicht mehr standfest waren. Über 100 waren es 2020 alleine im Ringpark. Aufgrund der hohen Anzahl an Bäumen, die unter anderem wegen der Verkehrssicherheit gefällt wurden, ist die Stadt Würzburg im vergangenen Jahr vom Bund Naturschutz kritisiert worden.
Was kann man für mehr Sicherheit tun?
"Wir sind hier in einem Dilemma", sagte Heilig. Zum einen sorge die Klimakrise dafür, dass Bäume krank und damit zum Risiko werden. Zum anderen brauche man gerade wegen der steigenden Temperaturen Bäume in der Stadt, die für Abkühlung sorgen.
Als Folge des Unfalls werde die Stadt überlegen, was man für noch mehr Sicherheit tun könne, sagte Heilig. Eine präventive Maßnahme sei beispielsweise das Pilotprojekt im Ringpark zwischen Hauptbahnhof und Friedensbrücke, wo auch alte Bäume künftig regelmäßig automatisch bewässert werden sollen.
In Augsburg steht nach einem tödlichen Baumunfall ein städtischer Mitarbeiter vor Gericht
Die Ermittlungen des tödlichen Unfalls im Ringpark führt die Polizeiinspektion Würzburg. In Augsburg wird eine ähnliche Tragödie Ende September vor Gericht verhandelt. Wie die Augsburger Allgemeine berichtet, ist dort 2021 ein Ahorn auf einem Spielplatz umgefallen und hat ein Kind tödlich und seine Mutter schwer verletzt. Der Prozess soll klären, ob ein Baumkontrolleur der Stadt für den Unfall verantwortlich zu machen ist, weil er den Schaden hätte erkennen können.