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Baumsterben in Würzburg: Neue Ideen zur Rettung alter Bäume
109 alte Bäume werden heuer alleine im Ringpark gefällt, weil sie vertrocknet sind. Wie Würzburgs Stadtbäume gerettet werden sollen und was Stockholm damit zu tun hat. 
Der Ringpark ist als Naherholungsgebiet die 'grüne Lunge' Würzburgs. Doch der Park verliert immer mehr Bäume. 
Foto: Patty Varasano | Der Ringpark ist als Naherholungsgebiet die "grüne Lunge" Würzburgs. Doch der Park verliert immer mehr Bäume. 
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:05 Uhr

Statt grauem Beton wünschen sich viele Würzburger mehr Grün in der Stadt. Doch der Klimawandel lässt alte Bäume vertrocknen und junge nur mit viel Aufwand anwachsen. Im Ausschuss für Planung, Umwelt und Mobilität kamen am Dienstag die Probleme auf den Tisch. Aber auch Lösungsansätze. 

Obwohl das Gartenamt im Sommer mit 40 Mann und zehn Tankwagen rund 1000 Bäume bewässert und gerettet hat: 442 sind heuer trotzdem an Straßen und Grünanlagen vertrocknet - alleine im Ringpark waren es 109 stattliche Altbäume. "Würzburg hatte in diesem Jahr in Folge geringere Niederschläge als Tunis in Nordafrika", machte Umweltreferent Martin Heilig die Dramatik der Situation deutlich.

"Wir verlieren mehr Bäume als wir nachpflanzen."
Grünen-Landtagsabgeordneter und Stadtrat Patrick Friedl

Dass trockene Jahre inzwischen in Würzburg die Normalität sind, betonte SPD-Stadtrat Udo Feldinger, der beim Deutschen Wetterdienst in Frankfurt arbeitet.  "Auch in den 70er Jahren gab es mal ein trockenes Jahr, aber inzwischen haben wir es neun Jahre hintereinander viel zu trocken und dazu auch noch zu heiß." 

Der Grundwasserspiegel sinkt, was gerade für ohnehin schon gestresste Stadtbäume der Todesstoß ist: Früher musste das Gartenamt im Jahr in innerstädtischen Grünanlagen und an Straßen um die 50 abgestorbene Bäume fällen. In den vergangenen Jahren waren es um die 500. Heilig schilderte den Stadträten, wie viel Arbeit das Gartenamt mit Fällen, Pflegen, Neupflanzen und Bewässern hat. Rund 40 000 Bäume wachsen auf Friedhöfen, in Parks und an Straßenrändern in der Stadt - dazu kommen noch Parkwälder wie Siebolds- oder Bismarkswäldchen. 

15 000 junge Bäume im Stadtwald gepflanzt

Das Budget für Bäume hat der Stadtrat für 2020 auf 5o0 000 Euro erhöht. Dafür wurden unter anderem im Stadtwald 15 000 und in der Stadt etwa 300 Bäume neu gepflanzt. Besonders in der Innenstadt ist es aufwändig und teuer, Baumgruben aufzuheben und dann muss das Bäumchen noch die ersten Jahre bewässert werden.    

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"Wir verlieren mehr Bäume wie wir nachpflanzen", sagte Grünen-Landtagsabgeordneter und Stadtrat Patrick Friedl. Außerdem gingen mit den großen alten Bäumen die verloren, die am wirksamsten für Abkühlung und als Kohlenstoff-Speicher sind. Da nicht davon auszugehen sei, dass es wieder mehr regnet, müsste man mehr tun, damit die vorhandenen Bäume überleben können. 

Ein Ansatz im Kampf gegen das trockenheitsbedingte Baumsterben in der Stadt ist, ihnen  Regenwasser zukommen zu lassen. Laut Baureferent Benjamin Schneider gibt es in der Verwaltung bereits entsprechende Ideen: "Wir planen, künftig mit dem Niederschlagswasser anders umzugehen."

Die "Stockholmer Bauweise" wird in der Zellerau ausprobiert

Ausprobiert wird eine davon jetzt in der Zellerau.  Wo auf Höhe des Jugendzentrums die Weißenburgerstraße verschmälert wurde, sollen Ende November Baumgruben nach der "Stockholmer Bauweise" entstehen. Bei dieser, in der schwedischen Hauptstadt seit vielen Jahren erfolgreich angewandten Methode, wird die Pflanzgrube mit einem besonders saugfähigen Substrat gefüllt, das wie ein Schwamm Wasser speichern kann. 

Gleichzeitig senkt man die Oberflächen der Gehwege in die Baumscheibe ab, damit das Regenwasser dort hin fließt. So sollen die Bäume auch ohne künstliche Bewässerung nicht vertrocknen. Zwei Eichen und drei Ulmen wird das Gartenamt im Frühjahr in der Weißenburgerstraße pflanzen und die "Stockholmer Bauweise" ausprobieren. Auch andere Städte in Deutschland oder Österreich experimentieren aktuell mit der schwedischen Methode.  

Stadtwald: Weniger Bäume vertrocknet als 2019 

2020 gab es im Stadtwald kein flächiges Absterben. Während 2019 dort rund 6000 Bäume vertrocknet sind, waren es heuer "nur" 2000 bis 3000. An Trockenheit und Borkenkäfer sind heuer vor allem Kiefern, Lärchen und Fichten kaputt gegangen. 

 
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