
Vor allem an älteren Rotbuchen im Würzburger Stadtwald sieht man jetzt Schäden: Sie verlieren Blätter, ihre Kronen werden dürr. "Das sind Alarmzeichen. Sie zeigen, dass die Feinwurzeln der Bäume absterben", sagt Forstingenieur Peter Naumann. Der Projektleiter beim Würzburger Bergwaldprojekt ist häufig im Wald und beobachtet in vielen Regionen die Auswirkungen von Trockenheit und hohen Temperaturen.
"Eine Zeit lang können die Bäume auf Wasserreserven in den tiefen Bodenschichten zurück greifen", erklärt Naumann. Aber da in Würzburg und der Region Niederschlag nicht nur im Sommer, sondern in den vergangenen zehn Jahren auch im Winter fehlte, sinkt der Grundwasserspiegel und in rund zwei Meter Tiefe, wo die Wurzeln der großen Bäume eigentlich am meisten Wasser aufnehmen, ist es trocken. 60 Prozent der Bäume im Stadtwald sind Buchen, die mit Wassermangel und Hitze schlechter klar kommen als zum Beispiel Eichen.

Doch im Vergleich zu den trockenen Wäldern Sachsens und Brandenburgs, wo Waldbrände wüten, steht der Wald um Würzburg gut da: Statt hoher Fichten- und Kieferbeständen, wie es sie im Osten gibt, ist der Laubwaldanteil im Stadtwald hoch. Außerdem wird er seit den 80er Jahren naturnah bewirtschaftet. Das heißt, dass hier verschiedene Generationen heimischer Baumarten, wie Traubeneichen, Buchen, Winterlinden, Elsbeeren oder Speierling wachsen und alt werden dürfen. "Solche Wälder sind kühler, lassen weniger Wind durch und speichern mehr Wasser", erklärt Naumann. Fichten- oder Kiefer-Monokulturen sind dagegen anfälliger für Insektenbefall, Trocken- und Sturmschäden - und brennen schnell.
Der Würzburger Stadtwald steht ganz gut da
Aber auch der rund 1000 Hektar große Stadtwald mit einem Bestand von rund 500.000 großen Bäumen hat in den vergangenen Jahren rund zwei Prozent davon verloren. Viele davon, weil sie durch Hitze- und Trockenschäden geschwächt waren und sich nicht gegen Krankheiten wehren konnten. Heuer rechnet das Umweltreferat in dem Teil des Waldes zwischen Waldfriedhof, A3 und Steinbachtal sogar zehn Prozent Verlust. Denn in diesem Bereich wachsen die Bäume auf Muschelkalk, der besonders wenig Wasser speichern kann.
"Das Auftreten tierischer Schädlinge wie den schillernden Buchenprachtkäfer kann man derzeit an Einzelbäumen zum Beispiel im Steinbachtal beobachten", sagt Umweltreferent und Bürgermeister Martin Heilig. Befallene Buchen zeigen dunkle Flecken. Gleichzeitig würde besonders bei der Buche durch die Trockenheit vermehrt zu Grünastabbrüchen kommen, das sind Äste die - obwohl noch belaubt - plötzlich auseinanderbrechen. Schwerpunkt der Baumschäden im Stadtwald sind laut Heilig der Bereich um den Waldfriedhof und das Hintere Steinbachtal.

Gleichzeitig wird der Waldumbau zu mehr Trockentoleranz schwieriger: So wurden in den vergangenen Jahren zwar tausende Setzlinge klimatoleranter Arten wie zum Beispiel Tannen oder Elsbeeren gepflanzt. Doch die 30.000 jungen Bäumchen bräuchten mehr Wasser, um anzuwachsen. "Rund 20 bis 25 Prozent dieser Neuanpflanzungen sind stark geschädigt", nennt Heilig den aktuellen Stand. Denn gegossen werden die Bäumchen im Wald nicht. Allerdings funktioniert die sogenannte "natürliche Verjüngung" laut Heilig besser: Der aus den Samen von Bestandsbäumen herangewachsene Nachwuchs würde bislang keine Trockenschäden zeigen.
Etwa 6000 Bäume gingen nach dem heißen Sommer 2019 im Stadtwald kaputt, 2020 waren es zwischen 2000 bis 3000. Wie viele heuer dazu kommen, hängt auch vom Wetter der nächsten Wochen ab. "Wenn es im August kühler und gleichzeitig einige Wochen lang beständig regnen würde, könnte das dem Wald noch helfen", sagt Forstingenieur Naumann.