Es rumort seit einiger Zeit an der Spitze der Landkreis-Feuerwehr. Auf der einen Seite steht der oberste Feuerwehrmann Michael Reitzenstein, Chef von 112 Feuerwehren und der Werkfeuerwehr Südzucker. Auf der anderen Seite die bisherigen Stellvertreter: Winfried Weidner, Heiko Drexel, Christian Neeser und Mathias Olbrich. Alle vier haben in einem Brief an Landrat Thomas Eberth (CSU) Reitzensteins Führungsverhalten kritisiert und beklagten sich über eine fehlende durchgehende Kommunikation in der Feuerwehr.
Winfried Weidner war 21 Jahre lang Kreisbrandinspektor
Die Auseinandersetzung führte so weit, dass Neeser und Olbrich als Kreisbrandinspektoren (KBI) zurückgetreten sind. Weidner und Drexel blieben erst einmal, ihre Abberufung stand aber im Raum. Schließlich ist auch der Kreisbrandrat Anfang April zurückgetreten, stellte sich aber im Juni zur Wiederwahl, die er mit knapp 59 Prozent für sich entscheiden konnte. Seit 1. August ist Reitzentstein offiziell wieder im Amt und kann damit, so sieht es das Feuerwehrgesetz vor, alle Führungspositionen neu besetzen.
Und das hat er auch getan. Weidner, der 21 Jahre für den Inspektionsbereich West verantwortlich war, und Drexel, der im Dezember 2014 zum Kreisbrandinspektor für den Bereich Mitte berufen wurde, sind nicht mehr dabei. Landrat Thomas Eberth spricht von einem "kompletten Neuanfang" und hofft, dass sich damit der "Führungsstreit legt". Dabei betont er, dass es vor allem für Weidner, der im April 2022 aus Altersgründen sowieso ausgeschieden wäre, besonders tragisch ist. "Wir haben uns nicht gegen jemanden entschieden, sondern bewusst für eine neue Chance", so Eberth.
Der Landkreis Würzburg bleibt weiterhin in vier Inspektionsbereiche aufgeteilt
Weidner akzeptiert die Entscheidung, hätte sich aber einen "schöneren Übergang und würdevolleren Abschied" gewünscht, schreibt er an die Kommandanten seines Bereichs. Auch wäre ihm an einem gemeinsamen Austausch über die zukünftige Planung gelegen, statt an einem "Kaltstart". Drexel wollte keine Stellungnahme abgeben.
Vor Journalisten versicherte Eberth, dass der Landkreis Würzburg weiterhin in vier Inspektionsbereiche aufgeteilt bleibt. So deutlich wurde dies bisher nicht gesagt. Es gab nämlich auch "Denkmodelle" des Kreisbrandrats, die Struktur von vier auf drei Bereiche zu verkleinern, um einen KBI herauszulösen, damit dieser ausschließlich zentrale Aufgaben übernehmen kann.
Für den Bereich Mitte – von der westlichen Kreisgrenze bei Kirchheim bis zur östlichen bei Frickenhausen – wird künftig Karsten Ott für 29 Feuerwehren und die Werkfeuerwehr Südzucker zuständig sein. In Nord/Ost, von Thüngersheim bis Eisenheim und Hausen bis Lindelbach, übernimmt Markus Fleder und betreut ebenfalls 29 Feuerwehren.
Neuer Kreisbrandinspektor im Süden wird Markus Dürr. In seinen Bereich fallen 28 freiwillige Wehren, die sich über den Ochsenfurter Gau, sowie über das Taubertal von Aub bis Tauberrettersheim verteilen. Weidners Nachfolger im Westen wird René Herbert. Sein Bereich umfasst 26 Feuerwehren und erstreckt sich von Leinach im Norden bis Kleinrinderfeld im Süden und von Holzkirchen im Westen bis Höchberg im Osten des Landkreises.
"Wir haben uns für diese Feuerwehrmänner entschieden, weil sie für einen Neuanfang stehen", erklärte Eberth die Personalauswahl. Fleder kommt aus Rimpar und war bisher Kreisbrandmeister. Ebenso Markus Dürr (Eichelsee), Herbert aus Erlabrunn und Ott, der aus Reichenberg stammt. Die Kommandanten hätten dieser Besetzung zugestimmt, so Reitzenstein. Herbert und Ott sind hauptberuflich bei der Staatlichen Feuerwehrschule in Würzburg tätig, wie auch einige der künftigen Kreisbrandmeister. Wie viele Führungskräfte insgesamt hauptberuflich bei der Feuerwehrschule tätig sind, will Reitzenstein nicht sagen.
Altgediente Feuerwehrleute sorgen sich um den freiwilligen Ansatz der Feuerwehren
Altgediente Feuerwehrleute befürchten nämlich eine zunehmende Professionalisierung der ehrenamtlichen Wehren und sorgen sich, dass sie dabei nicht mehr mithalten können. Auch der freiwillige Ansatz könnte verloren gehen. Und sie fragen sich, ob im Fall der Fälle alle Führungskräfte, die ihren hauptberuflichen Dienst bei der Feuerwehrschule ausüben, freigestellt werden.
Landrat Eberth reagiert verärgert auf die Professionalisierungs-Kritik: "Wie blöd wäre ich denn, wenn ich als BRK-Kreisvorsitzender keinen Arzt der Uni-Klinik im Rettungswagen mitfahren ließe." Und auf Nachfrage dieser Redaktion erklärt der Leiter der Staatlichen Feuerwehrschule in Würzburg, Roland Demke: "Das ehrenamtliche System der Freiwilligen Feuerwehren in Bayern kann nur funktionieren, wenn Arbeitgeber ihre Mitarbeiter, wenn erforderlich, für die notwendigen Dienste in diesem wichtigen Ehrenamt freistellen."
Dabei gebe es keine Ermessensspielräume für Arbeitgeber oder einen Behördenleiter. Er sei "stolz", dass beinahe jeder Mitarbeiter in seiner Freizeit eine ehrenamtliche Funktion bei einer Freiwilligen Feuerwehr ausübe. Und so würden auch viele Erfahrungen gesammelt werden können, die "im Umkehrschluss für alle Schüler von Vorteil sind, weil sie von Praktikern und nicht nur von praxisfremden Theoretikern ausgebildet werden".
Reitzenstein und seine Stellvertreter kümmern sich künftig um zentrale Aufgaben
Reitzenstein bringt nicht nur neues Personal in die Feuerwehrführung, er bricht auch die Organisationsstruktur auf, die vor fast 50 Jahren eingeführt worden ist. So sollen künftig die Inspektionen nur ihren Bereich betreuen und nicht noch zusätzlich zentrale Aufgaben erledigen müssen. Stattdessen werden diese jetzt dem Kreisbrandrat zugeordnet. Dazu gehören: Technik (Atemschutzpool, Digitalfunk, Fahrzeugausstattung), Ausbildung, Einsatz (Alarm- und Einsatzplanung), Stabsaufgaben (Ausschreibungen, Personalverwaltung) und Öffentlichkeitsarbeit.
Ein extra KBI, der sich ausschließlich um diese zentralen Aufgaben kümmert, wie es im Vorfeld durchaus umstritten diskutiert wurde, sei damit nicht mehr nötig, so Reitzenstein. Die zusätzlichen Aufgaben will er sich mit seinen Stellvertretern teilen. An diesem Samstag wollen Reitzenstein und Eberth mit einem externen Coach in einer Klausurtagung die Führungsaufgaben für die nächsten Jahre ausarbeiten. Ziel ist es, bis September alle notwendigen Positionen besetzt zu haben.
Weil zu einem Streit immer zwei gehören, gesteht auch der Kreisbrandrat Fehler ein? "Gemeinsam mit dem Landrat habe ich die Probleme und Vorwürfe aufgearbeitet", sagt er. "Ich habe ihm im Vorfeld der Wahl deutlich gesagt, was ich erwarte", fügt Eberth hinzu.
Wenn man dann noch liest dass es Leute gibt die eine Professionalisierung schlecht finden kann es einem schon Angst und bange werden.
Allen die zu ihrem Ehrenamt in der Feuerwehr stehen und nicht nur Postenhascherei betreiben,kann man nur
viel Erfolg und ein glückliches Händchen bei der Ausübung dieses für die Allgemeinheit wichtigen Dienstes wünschen.