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Schwimmen
Nach ARD-Doku zu Missbrauch im Sport: Der SV Würzburg 05 nimmt Stellung zur Rolle von Stefan Lurz und den Folgen
War die Beschäftigung des verurteilten Ex-Trainers beim SVW 05 moralisch vertretbar? Jetzt äußert sich der Verein erstmals - auch zu Prävention und Aufarbeitung.
Der SV Würzburg 05 äußert sich erstmals ausführlich zur Anstellung von Stefan Lurz. 
Foto: Thomas Obermeier | Der SV Würzburg 05 äußert sich erstmals ausführlich zur Anstellung von Stefan Lurz. 
Carolin Münzel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:32 Uhr

Am Freitag hat sich der SV Würzburg 05 auf Anfragen dieser Redaktion in einer schriftlichen Stellungnahme erstmals öffentlich in der Diskussion um den Schwimmverein und seinen Umgang mit dem Fall Stefan Lurz geäußert.

Losgetreten worden war die bundesweite Debatte durch eine ARD-Dokumentation des Journalisten Hajo Seppelt unter dem Titel: "Missbraucht – Sexualisierte Gewalt im deutschen Schwimmsport". Darin wurde dem Würzburger Verein vorgeworfen, Stefan Lurz als kaufmännischen Mitarbeiter beschäftigt zu haben, obwohl dieser Ende Januar 2022 wegen des sexuellen Missbrauchs Schutzbefohlener in zwei Fällen vom Amtsgericht Würzburg zu sechs Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt worden war.

Rechtlich gab es gegen seine Anstellung keine Einwände, doch mehrten sich die Stimmen, die dem SVW 05 mangelnden Opferschutz und moralisches Fehlverhalten vorwarfen. Nun bezog der Verein erstmals Stellung.

"Zunächst einmal möchten wir unser aufrichtiges Mitgefühl all jenen gegenüber ausdrücken, die im Sport körperlicher, seelischer oder sexueller Gewalt ausgesetzt waren", heißt es in dem Schreiben, das diese Redaktion am Freitag als Antwort auf detaillierte Fragen bekommen hat. Unterzeichnet ist es vom gesamten Vorstand des Klubs.

Zu diesem zählen Präsident Thomas Lurz, Vizepräsident Matthias Eidenmüller, Annette Kolb-Mäurer und Christoph Rosa sowie die Verwaltungsvorsitzende und Geschäftsstellenleiterin Stephanie Sefrin. In der E-Mail heißt es weiter, das Thema Prävention nehme nicht nur im Verband, sondern auch beim SV Würzburg 05 "einen wesentlich höheren Stellenwert als in den vergangenen Jahrzehnten ein". Die Strukturen seien "vor allem in den letzten Jahren verbessert und erweitert" worden.

Stephanie Sefrin ist seit 2014 Frauenbeauftragte beim SV Würzburg 05

Bereits 2014 habe der Verein das Amt der Frauenbeauftragten eingeführt, das derzeit von Sefrin wahrgenommen werde: "Sie ist jederzeit für unsere Athletinnen und Athleten erreichbar und vor allem bei zahlreichen Veranstaltungen präsent. Sie ist bestens geeignet, um Hemmschwellen abzubauen und als Vertrauensperson zu wirken", heißt es in der Stellungnahme. Der SV Würzburg 05 habe "erhebliche Anstrengungen unternommen, um Ehrenämter mit Frauen zu besetzen". Stephanie Sefrin und Annette Kolb-Mäurer sind seit diesem April Mitglieder des Vorstands.

Im Übrigen, so schreiben es die Verantwortlichen, orientiere sich der Schwimmverein am "Konzept zur Prävention sexualisierter Gewalt" des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), insbesondere bei den Punkten Eignung und Qualifizierung von Trainern und Übungsleitern. "Hierbei möchten wir erwähnen, dass ethische Grundlagen, insbesondere im Umgang mit jungen Sportlerinnen und Sportlern ein umfassender Bestandteil der Aus- und Fortbildung sind, an denen unsere Trainer und Übungsleiter regelmäßig teilnehmen."

Die Anstellung von Stefan Lurz wurde vom Verein klar kommuniziert

Auf die Frage, ob es klug und moralisch richtig gewesen sei, Stefan Lurz nach der Verurteilung als Sexualstraftäter als kaufmännischen Mitarbeiter anzustellen, antwortete der Verein nicht. Auch auf die konkrete Frage, ob man andere Personen mit vergleichbarem Hintergrund eine Beschäftigung angeboten hätte, ging der Verein nicht ein.

"Natürlich werden wir die Geschehnisse nochmals intern aufarbeiten."
Der Vorstand des SV Würzburg 05 zum Fall Stefan Lurz

Dass die Anstellung von Stefan Lurz aber klar kommuniziert worden war, machte Ehrenpräsident und Rechtsanwalt Reinhart Stumpf, der Lurz im jüngsten Fall verteidigt hatte, im Gespräch mit dieser Redaktion am Freitag deutlich. Unmittelbar nach der Delegiertenversammlung im April dieses Jahres war in einem Schreiben, das auch an diese Redaktion ging, über die Anstellung des ehemaligen Trainers als kaufmännischer Angestellter informiert worden. Bereits einige Wochen zuvor, so Stumpf, habe man die Entscheidung dem Ehrenrat mitgeteilt, zu dem die Abteilungsleiter des Vereins, Ehrenmitglieder und der Vorstand gehören.

"Natürlich werden wir die Geschehnisse nochmals intern aufarbeiten", heißt es weiter in der Stellungnahme. "Unter anderem ist angedacht, eine Arbeitsgruppe zu installieren, die dieses Thema aufgreift, um unter anderem das vom Verband vorgegebene Konzept noch besser an die Strukturen des Schwimmvereins anzupassen."

Ehrenpräsident Reinhart Stumpf bezieht Stellung zu den Vorwürfen aus dem Jahr 2010

Im Gespräch äußerte sich Ehrenpräsident Reinhart Stumpf auch zum Umgang des Vereins mit den ersten Vorwürfen gegen Stefan Lurz im Jahr 2010. Die Staatsanwaltschaft Würzburg hatte 2011 das Ermittlungsverfahren gegen den Schwimmtrainer wegen sexuellen Missbrauchs und Vergewaltigung einer minderjährigen Athletin eingestellt. "Ich habe damals alle Eltern angeschrieben, ob ich Stefan Lurz trotzdem suspendieren soll, oder ob er ihre Kinder weiter trainieren kann. Und alle haben zugestimmt, dass er weiter trainieren kann", sagt Stumpf, damals amtierender Präsident des SV Würzburg 05.

Initiative des Vereins "Athleten Deutschland" und neue Anlaufstelle begrüßt

Er begrüße, wie auch der aktuelle Vorstand des SVW 05, die Initiative des Vereins "Athleten Deutschland", der nicht nur eine unabhängiges "Save Sport"-Zentrum fordert, sondern unter dem Namen "Anlauf gegen Gewalt" im Mai eine erste Anlaufstelle eingerichtet hat, an die sich betroffene Athletinnen und Athleten wenden können.

"Wir schließen uns der Forderung unseres Verbandes an, dass diese Beratungsstelle auch die notwendige finanzielle Ausstattung durch die öffentliche Hand erfährt, um die Verbände und Vereine in ihrer Präventionsarbeit zu unterstützen", heißt es in dem Schreiben des Vorstands. Und abschließend: "Der Verein wird intern sämtliche Schritte unternehmen, die erforderlich sind, dass die Athletinnen und Athleten sich künftig wieder auf den Sport fokussieren können."

 
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  • R. S.
    Die Moralapostel haben wieder mal die Deutungshoheit. Leider.
    Jeder konnte wissen dass Lurz in der Geschäftsstelle angestellt war. Erst durch eine bundesweite Veröffentlichung und Skandalisierung setzte auch eine Entrüstungswelle ein. Interessiert es jemanden ob Lurz sich seit seinem Vergehen etwas zuschulden hat kommen lassen? Ist der nötige Abstand zu Jugendlichen in seiner Position gewahrt. Gab es ansatzweise Anzeichen eines Rückfalls? Interessiert anscheinend niemanden. Resozialisierung , was war das nochmal?
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  • H. W.
    Es geht hier sicherlich nicht um Moralaposteltum.
    Leider war der SVW 05 bisher eben nicht so transparent dass man erfahren könnte ob ein Herr Lurz hier unmittelbar nach seiner Verurteilung wieder eine Anstellung gefunden hat.
    Aber es ist schön dass Sie sich Gedanken über Hern Lurz Wohlbefinden machen und ob seine Resozialisierung gelingt.
    Zeigen Sie sich seinen Opfern gegenüber genauso emphatisch?
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  • H. W.
    „Zwei Fragen bleiben vom Vorstand unbeantwortet“. Transparentes Krisenmanagement sieht anders aus.
    Permanent rechtfertigt sich der SVW 05 damit, Stefan Lurz lediglich als kaufmännischen Angestellten nach seiner Verurteilung beschäftigt zu haben, dies in Absprache mit der Staatsanwaltschaft.
    Hatte diese auch Kenntnis davon,dass Lurz sich permanent in der Schwimmhalle aufhielt? Werden so Bewährungsauflagen erfüllt, indem der Verurteilte an seine Wirkungsstätte zurückkehrt?
    @Dr. Stumpf:
    Sie sind Vater einer erwachsenen Tochter. Hätten Sie auch Briefe an Eltern geschrieben wenn Ihre Tochter als Schwimmerin missbraucht worden wäre?
    Durch Ihr aktuelles Verhalten disqualifizieren Sie sich leider selbst. Auch Ihr Ausruf in der ARD Dokumentation an die Reporter “Habt Ihr nichts wichtigeres zu tun“ zeugt von wenig Einsicht, geschweige denn Souveränität.
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  • G. B.
    Welche Eltern hätten denn schreiben sollen, dass Lurz nicht mehr Trainer sein soll.....man kann sich vorstellen, wie diese dann hingestellt worden wären......
    Genau das ist ja das Problem einer Klüngel-Organisation, dass abweichende Meinungen oder Menschen an den Rand gedrängt werden bzw. Druck ausgesetzt werden.
    Insofern hat der Verein auch heute noch überhaupt nichts verstanden.
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  • S. J.
    „Bereits 2014 habe der Verein das Amt der Frauenbeauftragten eingeführt, das derzeit von Sefrin wahrgenommen werde„. Weiter oben wird Frau Sefrin als Geschäftsstellenleiterin vorgestellt. Das ist dann wohl die selbe Geschäftsstelle, in der zuletzt auch Stefan Lurz angestellt und auch räumlich vor Ort war!? Sicher der erste Anlaufpunkt für eine Jugendliche in Nöten!?
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  • H. E.
    Heuchlerei und Pseudobetroffenheit der Kommentare!
    Es stellt sich doch die Frage, warum die Mainpost bewusst oder unbewusst die Stellungnahmen seit 2011 verschwiegen hat?
    Warum die heuchlerische Kampagne?
    Ganz schlimmer Journalismus!!
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  • R. Z.
    Natürlich haben wir auch schon 2011 über den Fall berichtet, einen entsprechenden Link zu einem Artikel von 2011 finden Sie an der entsprechenden Stelle im Text.

    Mit freundlichen Grüßen

    Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management
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  • I. M.
    Kaum zu glauben: da schreibt der Vorstand glatt, die vereinsinternen Strukturen zur Prävention hätten sich in den letzten Jahren verbessert. Wie kann es dann sein, dass Herr Lurz nach den Vorgängen von 2010 noch überhaupt eine Tätigkeit in dem Verein hat ausüben dürfen? Nicht sehr glaubhaft. Und für die Zukunft wird dann das Konzept des Verbandes an die Strukturen des Vereins angepasst. Wäre andersherum vermutlich sinnhafter. Ernst gemeinte Aufarbeitung sieht irgendwie anders aus.
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  • M. S.
    Zitat: "Auf die Frage, ob es klug und moralisch richtig gewesen sei, Stefan Lurz nach der Verurteilung als Sexualstraftäter als kaufmännischen Mitarbeiter anzustellen, antwortete der Verein nicht. Auch auf die konkrete Frage, ob man andere Personen mit vergleichbarem Hintergrund eine Beschäftigung angeboten hätte, ging der Verein nicht ein."

    Dieser Verein hat sein Gesicht doch schon lange verloren so wie mit dieser Sache in den letzten Jahren umgegangen wurde - nicht erst jetzt. Scheinbar sehen die Verantwortlichen nun ihre Felle davonschwimmen wo der Verlust von Geldern drotz bzw. des Stützpunktstatus.

    Die aktuellen Statements zur Sachen vom Vereinsseite bzw. von Leonie Beck setzen der ganzen Sache noch die Krone auf!

    Wer um alles in der Welt kann da noch Mitglied im Verein sein oder seine Kinder dorthin schicken?
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  • J. L.
    Ich finde es spannend mit welcher Chuzpe Sie die persönlicher Bewertung der Situation durch eine direkt „betroffene“ Person vom Tisch fegen. Beck wurde von Lurz trainiert und kommt anscheinend zu einer anderen Bewertung. Was genau befähigt Sie dazu das ganze inhaltlich besser zu Bewerten? Sie waren dabei? Sind betroffen?

    Ich sehe vor allem einen aufgebrachten sensations- und mordlüsternen Mob, der sich mit Knüppeln und lauten Rufen um das öffentliche Spekakel gebracht sieht und den bereits verurteilten Delinquenten doch noch hängen sehen möchte.

    Für mich deutlich zu eindimensional. Aber natürlich populistisch u. in unserer aktuellen Zeit die Vorverurteilung u. vorschnelle Meinungsbildung etabliert nur logisch.

    Ich wurde jedenfalls stutzig, welchen Support u. Unterstützung er auch von aktiven u. ehemaligen Schwimmerinnen erhält. Auf jeden Fall sollte man einem Menschen nach seiner Verurteilung auch wieder Teilhabe ermöglichen – so zumindest sieht unsere Gesellschaft das vor.
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  • S. J.
    Niemand will jemanden hängen sehen. Und schon gar nicht geht es um Vorverurteilungen. Hier wurde bereits jemand verurteilt, und zwar von Rechts wegen! Die Reaktionen des Vereins selbst und von prominenten Mitgliedern des Vereins der letzten Tagen machen aber sehr stark den Eindruck, den Sie hier auch selbst andeuten. Nämlich, dass bis zuletzt überhaupt keine Einsicht in irgendeine Art von Schuld an keiner Stelle war, trotz rechtskräftiger Verurteilung. Zwischen den Zeilen hört es sich fast so an, dass viele zu denken scheinen, hier ist jemand zu unrecht verurteilt worden.
    Man hat also in erster Linie versucht, den Täter wieder zu integrieren. Um die Opfer und den Versuch, so etwas in Zukunft mit aller Kraft vermeiden zu wollen, scheint es dabei ja nie wirklich gegangen zu sein. Daher wirkt der plötzliche Schwenk in der Kommunikation des Verein auch nicht sehr glaubwürdig.
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  • I. M.
    Kann man in der Mediathek nachholen: https://www.ardmediathek.de/video/sportschau/missbraucht-sexualisierte-gewalt-im-deutschen-schwimmsport/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3Nwb3J0c2NoYXUvYzg4NDRkYTUtOTJlOC00ZDA5LTk2YWUtNjU1YWRlZTdlNGUz
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  • K. F.
    schade, habe die sendung aus terminlichen gründen ganz verpasst, aber anscheinend zeigt sie schon ihre wirkung.
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