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Würzburg
"Möge die Macht mit Würzburg sein": Ministerpräsident Söder bestens gelaunt bei der Eröffnung des Mainfranken Theaters
Die Baufreigabe kam erst am Vortag um 16.08 Uhr: Am Samstag wurde mit einem Festakt und einer Schauspielpremiere das neue Kleine Haus in Betrieb genommen.
Die kühn geschwungene Treppe scheint jetzt schon eine Art Markenzeichen des neuen Mainfranken Theaters zu sein.
Foto: Patty Varasano | Die kühn geschwungene Treppe scheint jetzt schon eine Art Markenzeichen des neuen Mainfranken Theaters zu sein.
Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 08.12.2023 02:56 Uhr

Die kühn geschwungene Wendeltreppe vom ersten in den zweiten Stock ist vorerst nur über ein seitliches Treppenhaus erreichbar. Die untere Hälfte des repräsentativen Aufgangs in Form der beiden großzügigen Treppenläufe des Altbaus liegt noch hinter der Trennwand zwischen Großem und Kleinem Haus des Mainfranken Theaters. Das Kleine Haus, entworfen vom Architekten Jörg Friedrich, wurde nun endlich - mit dreieinhalb Jahren Verspätung - am Samstag in Betrieb genommen. Mit einem Festakt und einer Schauspielpremiere.

Die Gründe für Verspätung, für Kostensteigerungen und für Umbesetzungen bei den ausführenden Firmen sind bekannt - beim Festakt kam dennoch kaum ein Redner umhin, sie zumindest zu streifen. Allein schon, um die große Freude darüber zu erklären, dass es nun wirklich geklappt hat: Die neue Spielstätte mit der Schauspielbühne für 330 Gäste, dem Ballettsaal und zwei Probebühnen ist eröffnet. Intendant Markus Trabusch sollte später mit Hugo von Hoffmannsthal gar von einem "heiligen Tag" sprechen.

Eindlich, das neue Kleine Haus des Mainfranken Theaters ist eröffnet. Von links: Intendant Markus Trabusch, Ministerpräsident Markus Söder, Oberbürgermeister Christian Schuchardt.
Foto: Patty Varasano | Eindlich, das neue Kleine Haus des Mainfranken Theaters ist eröffnet. Von links: Intendant Markus Trabusch, Ministerpräsident Markus Söder, Oberbürgermeister Christian Schuchardt.

Tatsächlich war die Baufreigabe erst am Vortag um 16.08 Uhr gekommen, wie ein sichtlich erleichterter Sven Franke später erzählte. Franke ist als Chef des Schweinfurter Büros FMP oberster Planer des Projekts. Freitagabends bei einer Vorab-Vorstellung für Freunde und Förderer des Hauses hatte es noch einen falschen Feueralarm gegeben, aber am Premierentag selbst klappte alles wie am Schnürchen - von der sehr ausführlichen Begrüßung der Fest- und Ehrengäste, die Schauspielerin Daria Lik als kapriziöse Conférencière ("ein bisschen dauert's noch") zur Miniperformance nutzte, bis zum letzten Moment der Stille nach der letzten Szene auf der Bühne.

Spontaner, demonstrativer Beifall für Zentralratspräsident Josef Schuster

Lik hatte gebeten, erst zum Schluss der langen Gästeliste zu applaudieren, spontanen, demonstrativen Beifall für Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, gab es dennoch. Nach einer schrägen Hupenfanfare und zwischen den struppigen Bagatellen für Bläserquintett von György Ligeti dann die Reden, alle geprägt von herzlichen Dankesworten. An die Geldgeber, allen voran den Freistaat, die politischen Unterstützer, die Baufirmen und nicht zuletzt das technische und künstlerische Personal des Theaters selbst, das seit fünf Jahren unter erschwerten Bedingungen seine Arbeit macht.

Begrüßung als Miniperformance: Schauspielerin Daria Lik heißt die Gäste aus Kunst, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft willkommen.
Foto: Patty Varasano | Begrüßung als Miniperformance: Schauspielerin Daria Lik heißt die Gäste aus Kunst, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft willkommen.

Oberbürgermeister Christian Schuchardt würdigte das Theater als "Ort der Lebensfreude aber auch der Nachdenklichkeit" und freute sich, dass das Haus wieder da sei, "wo es hingehört - in der Mitte der Stadt". In Richtung von Ministerpräsident und Science-Fiction-Fan Markus Söder gestand er zu, das Projekt sei bislang "nicht gerade mit Warp-Geschwindigkeit" vorangekommen.

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Söder griff die Anspielung bester Laune auf und wünschte dem Haus mit "Star Trek" beziehungsweise "Star Wars": "Live long and prosper und möge die Macht mit Würzburg sein". Dies allerdings nicht ohne vorherige Frotzeleien: "Kleines Haus hört sich klein an, ist aber eine Rieseninvestition." 50 Millionen hat der Freistaat bereits in das Projekt investiert, viele weitere werden folgen (müssen). Söder nahm es betont gelassen: "Alle Neubauten werden naiv und gutgläubig angefangen und stellen sich immer als schwere Etappen heraus. Aber am Ende ist es gut!" 

Platz für 330 Gäste: Blick in den Zuschauerraum des Kleinen Hauses.
Foto: Patty Varasano | Platz für 330 Gäste: Blick in den Zuschauerraum des Kleinen Hauses.

Franken habe Bayern erst auf "kulturelle Flughöhe" gebracht, so der Franke Söder. Deshalb sei es gut, wenn mehr Geld aus München nach Norden abließe. Der Freistaat werde auch in Krisenzeiten nicht an der Kultur sparen, versprach der Ministerpräsident. Wenn das Mainfranken Theater mit Vollendung des Großen Hauses schließlich Staatstheater wird (ein Datum wurde an diesem Abend nicht genannt), werde Bayern 50 Prozent der Betriebskosten übernehmen (derzeit sind es 45 Prozent). Aber: "Es bleibt alles in der Hand von Würzburg. Der Freistaat zahlt nur und regiert nicht hinein."

Neue Aktion des Fördervereins: "Schenkt dem Theater ne Million!"

Der Musikforscher Ulrich Konrad sprach für den Theater- und Orchesterförderverein: "Wir erleben ein Ereignis, an das manche zu glauben schon aufhören wollten." Ausgehend vom Phänomen Theaterbrand, das über die Jahrhunderte quasi zwangsläufig für Erneuerung gesorgt habe, sagte er: "In unserem Land brennen Theater nicht mehr ab, sie werden vielmehr über viele Jahre heruntergewirtschaftet."

Kaiserquartett: Im Variationssatz des berühmten Werks von Joseph Haydn befreit sich das Hymnen-Thema laut Intendant Markus Trabusch musikalisch von der Vereinnahmung durch Macht und Politik. 
Foto: Patty Varasano | Kaiserquartett: Im Variationssatz des berühmten Werks von Joseph Haydn befreit sich das Hymnen-Thema laut Intendant Markus Trabusch musikalisch von der Vereinnahmung durch Macht und Politik. 

Das Theater müsse im übertragenen Sinne "Brandstätte" sein. Dazu werde der Förderverein weiterhin "Kohle beschaffen", sagte Konrad, überreichte einen Scheck über 100.000 Euro und kündigte eine neue Spendenaktion an, die zur Eröffnung des Großen Hauses vollendet sein soll: "Schenkt dem Theater ne Million!"

Zum Schluss die beiden Chefs des Hauses. Geschäftsführender Direktor Dirk Terwey berichtete von "so manchem Monat, der spaßfrei war", und fasste Dank und Anerkennung für Engagement und Akribie des Bauteams in einem Bild zusammen: Er habe dieser Tage Sven Franke angetroffen, wie dieser mit einem in Olivenöl getränkten Schwämmchen eigenhändig Verschmutzungen im neuen Parkett beseitigte.

Dank und Anerkennung für Engagement und Akribie des Bauteams: geschäftsführender Direktor Dirk Terwey am Rednerpult.
Foto: Patty Varasano | Dank und Anerkennung für Engagement und Akribie des Bauteams: geschäftsführender Direktor Dirk Terwey am Rednerpult.

Intendant Markus Trabusch listete all die Erwartungen auf, die heute an ein Theater gestellt werden, von der Öffnung in die Gesellschaft bis zur Klimaneutralität. "Das alles gerne, aber Kunst entsteht damit nicht." Kunst sei ein fragiles Wesen, das nur in Freiheit gedeihe. Auch er fasste sein Anliegen in einem - musikalischen - Bild zusammen: Zuletzt erklang der Variationssatz aus Haydns "Kaiserquartett", das der deutschen Nationalhymne die Melodie lieferte. In diesen Variationen befreie sich das berühmte Thema von jeglicher Vereinnahmung durch Macht und Politik, so Trabusch.

Anmerkung: In einer früheren Version dieses Beitrags war die Beschreibung des Treppenaufgangs missverständlich formuliert. Wir haben die Passage entsprechend angepasst.

 
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Kommentare
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  • Rudolf Thomas
    Es erschließt sich beim Lesen der Kommentare nicht, wie man das Bürgergeld (darüber wird im Bundestag entschieden) und die Festung (Kulturgut ) mit dem sanierten Theater vergleichen kann? Alles kostet Geld, auch Äpfel und Birnen. Die vergleicht man nicht miteinander. Entscheidend wird sein, ob das Theater die Investitionen über die kommenden Jahre durch Leistung rechtfertigen kann? Geld allein ist kein Erfolgsgarant. Wir Menschen sind es, die ein gutes Stadttheater beleben können. Denn Live kann kein Kino und kein TV-Programm bieten.
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  • Eugen Endres
    Genau deswegen ist es ja wichtig, dass auch ein angemessener Preis aufgerufen wird. Wenn sie ein Konzert eines nahmhaften Künstlers besuchen sind sie auch 80€+x los.
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  • Eugen Endres
    Die 100 Mio sind dich nur ein Muckenschiss. Nach momentanem Stand fliessen nach Fertigstellung jährlich mind. 25Mio (50%Stadt/50%Land) Steuergelder an Betriebskostenzuschuss. Mehr ist natürlich immer möglich.,-) 2024 fast 13Mio von der Stadt alleine. Da relativiert sich so ne Spende vom Fördrverein schon. Was gefragt ist, sind höhere Eintrittsgelder. Mindestens verdoppeln, zur Kostendeckung müsste man wohl verfünffachen.

    https://www.mainfrankentheater.de/blog/mainfranken-theater-auf-dem-weg-zum-staatstheater/
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  • Reinhard Opel
    die Straßen und Schulen verrotten immer mehr, in Kitas und Krankenhäuser fehlt das Geld. und die Prominenz feiert die 100 Millionen fürs Theater, und jetzt folgen dann gleich 300 Millionen für die Festung. ich kann nur ungläubig den Kopf schütteln.
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  • Martin Deeg
    Zampano Söder hat ja eine "Lösung": den Ärmsten das "Bürgergeld" kürzen....
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  • Reinhard Opel
    hallo Herr Deeg, und wie heute in der MP berichtet, dürfen Schüler ihre Beförderungskosten von Kolitzheim nach Gerolzhofen auch selbst bezahlen. bei vielenn Kleinigkeiten gespart, kann man was Großes anschaffen (Theater und Festung)
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