
Es sollen sogar ein paar Tränen geflossen sein, hört man. Freudentränen. Am Mittwoch konnte die Ballettcompagnie des Mainfranken Theaters zum ersten Mal in ihrem neuen Ballettsaal im Neubau am Faulhaber-Platz trainieren. Auch das Schauspielensemble hat die Probenarbeit auf der Bühne des Kleinen Hauses aufgenommen.
Nach jahrelangem Ausharren in Ausweichquartieren, anfangs im Mozart-Areal und zuletzt in einer Turnhalle in Versbach, hat die Tanztruppe nun endlich ihre feste Bleibe gefunden. "Heute ist ein bedeutender Tag für uns", sagt eine strahlende Ballettchefin Dominique Dumais beim Presserundgang durch die neuen Räume. "Das ist jetzt unser Zuhause. Hier entsteht unsere Arbeit."
Dieses neue Zuhause wirkt nicht nur im Kontrast zu einer Schulturnhalle eindrucksvoll. Obwohl der Laie das wichtigste Element des zwölf mal 14 Meter großen Raums vermutlich nicht auf den ersten Blick erkennt: Ein Tanzboden der Marke Harlequin, von genau der richtigen Elastizität und Griffigkeit, wie sie Tänzerinnen und Tänzer für die viele Wiederholungen ihrer Figuren und Sprünge beim Training brauchen. "Das hier ist das Modernste, was es gibt", sagt Dumais.
Bis eines Tages auch das Große Haus bezugsfertig ist, wird in der Blauen Halle weitergespielt
Neben der obligatorischen Spiegelwand gibt es zwei Fensterwände: Eine wird eines Tages die Sicht ins Große Foyer freigeben, die andere geht auf die Stadt hinaus und erlaubt im Gegenzug Passanten, Blicke auf die Tänzerinnen und Tänzer beim Training zu werfen. "Das wird besonders abends eindrucksvoll", verspricht Dirk Terwey, geschäftsführender Direktor des Mainfranken Theaters. "Jahrelang war hier eine Lücke, eine Leerstelle, jetzt machen wir endlich das Licht an und zeigen: Wir sind wieder da, im Herzen der Stadt."

Bis eines Tages auch das Große Haus bezugsfertig ist, wird freilich in der Blauen Halle in der Dürrbachau weitergespielt: Musiktheater und eben auch Ballett, dort übrigens ohne speziellen Boden. Das Schauspielensemble allerdings probt schon auf seiner neuen Bühne im Kleinen Haus, dem Theatersaal mit 330 Plätzen im Neubau. Der wird dann am 2. Dezember mit zwei Stücken des Erfolgsautors Roland Schimmelpfennig ("Der Riss durch die Welt" und "Der Kreis um die Sonne") auch für die Öffentlichkeit eröffnet.
Einstweilen geht es auch darum, das neue Haus nach und nach in Besitz zu nehmen
Es inszeniert Intendant Markus Trabusch. Die Bühne für die Eröffnungspremiere ist kein Guckkasten, sondern eine offene Fläche, die die erhebliche Größe des Raums gut erfahrbar macht. Und dessen Technik: "Wir wollten bewusst die Obermaschinerie zeigen", sagt Trabusch und deutet hinauf zur Decke, von der an langen Kabeln drei längliche Objekte mit geschwungenen Kanten hängen.
Es sind Surfbretter, sprechende Symbole für einen hippen, sorglosen Lebensstil in Wohlstand und Komfort. Kippt man diese allerdings entlang ihrer Längsachse, regnet es blutrote Bälle auf Schauspielerinnen und Schauspieler - just an der Stelle, an der im Text von einem "Fluss aus Blut" die Rede ist.
Der erste Kippversuch funktioniert, aber der Regisseur ist noch nicht ganz zufrieden: "Die Bälle müssen noch ein bisschen anders fallen", sagt Trabusch. "Aber es ist erst die dritte Bühnenprobe, bis zur Premiere wird sich ohnehin noch viel verändern."
Einstweilen geht es auch darum, das neue Haus nach und nach in Besitz zu nehmen. Zu testen, was schon funktioniert und was noch nicht. So ist zwar die Obermaschinerie offensichtlich einsatzbereit, aber noch nicht der Ton auf der Hinterbühne. Oder nicht mehr, denn vor ein paar Tagen ging er noch, sagt Trabusch. Es dauert deshalb ein paar Sekunden, um Schauspielerin Laura Storz für ihren Einsatz auf die Bühne zu rufen. "Das hört die nicht", heißt es trocken aus dem Team. "Das sind Geschichten, die man herausfindet, wenn man so ein Haus in Betrieb nimmt", sagt Trabusch.