Die Drehbühne ist noch da. Eine große Scheibe, bedeckt mit Paletten und allerhand anderen Baustellenmaterialien. Daneben, wie vergessen, ein verstaubter Orgelspieltisch, letztes Zeugnis, dass hier einst andere Klänge zu hören waren als der Krach von Presslufthammer und Kreissäge. Der Bühnenraum des Mainfranken Theaters ist eine gigantische schwarze Box, ausgeweidet bis auf die Umläufe, die sich über mehrere Stockwerke die Wände hochwinden.
Seit Sommer 2018 wird das Theater saniert. Nach jahrelangen Verzögerungen steht nun endlich das Kleine Haus vor der Fertigstellung: Der neue Kopfbau, der auf den Kardinal-Faulhaber-Platz hinausragt, wird am 2. Dezember mit der Aufführung von zwei Theaterstücken von Roland Schimmelpfennig eröffnet. Neben dem Kleinen Saal mit 330 Plätzen beherbergt er eine Probebühne und den Ballettsaal, demnächst wollen Schauspielensemble und Ballettcompagnie hier den Probebetrieb aufnehmen.
Der sogenannte Bestandsbau, also alles, was dahinter vom alten Theater noch übrig ist, ist allerdings weit entfernt von einer Eröffnung. Wann die stattfinden und was das Projekt schließlich kosten wird, dazu soll es frühestens Anfang 2024 neue Auskünfte geben.
Doch wie sieht es in diesem Bestandsbau aus? Was passiert dort gerade? Was sind die Herausforderungen? Zeit für einen Baustellenrundgang mit Sven Franke und Carola Falkenmayer vom Schweinfurter Büro FMP, das nach dem Ausstieg des inzwischen insolventen Planungsbüros PFP aus Hamburg Anfang des Jahres das Projekt übernommen hatte, und mit Dirk Terwey, dem Geschäftsführenden Direktor des Theaters.
"Ans Dach müssen wir nochmal ran", sagt Sven Franke beim Blick in die tiefe Dunkelheit über dem Bühnenhaus und reißt damit das nächste große Etappenziel an: "Hülle dicht!" Hülle dicht, bedeutet, dass das Gebäude nach allen Seiten abgeschlossen ist. Erst dann können die Elektro- und Trockenbauarbeiten beginnen.
Auf der Suche nach einem neuen Planungsbüro für die technische Ausstattung
Beim Rundgang durch die bis auf das nackte Mauerwerk zurückgebauten Räume zeigt sich: Der Weg dürfte noch weit sein. An vielen Stellen fliegen die Tauben ein und aus. Ihren Dreck wird eine Spezialfirma entfernen müssen. Außerdem steht im Frühjahr noch eine Betonsanierung an der Fassade zur Ludwigstraße an.
Eine weitere Baustelle, diesmal im übertragenen Sinne: Die Stadt als Bauherr habe sich Ende Juli 2023 von den Planungsbüros für die Technische Ausrüstung (TA), also für Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektrotechnik, trennen müssen, so Dirk Terwey. "Die Zusammenarbeit war hier von Beginn an schwierig. Zudem entsprach die Qualität der erbrachten Leistungen nicht den vertraglichen Anforderungen und unseren Ansprüchen." Damit habe endgültig das Vertrauen für eine weitere Zusammenarbeit gefehlt. Derzeit laufe ein europaweites Vergabeverfahren, um dann hoffentlich im Dezember 2023 ein neues TA-Fachplanungsbüro beauftragen zu können.
Sven Franke und Carola Falkenmayer wirken dennoch gelassen. Konzentriert, aber gelassen. So gelangt eine der "Sisyphus-Arbeiten" (Terwey) allmählich an ihr Ende: Carola Falkenmayer prüft und dokumentiert, ob alles, was bisher gebaut wurde, genau dem entspricht, was im Entwurf stand und so genehmigt wurde. Mit dem Kopfbau ist sie fast durch, jetzt geht es im Bestandsgebäude weiter.
Die Vorgaben sind vielfältig: "Jede Brandschutztür muss einzeln zugelassen werden", sagt Falkenmayer. "Das wird ab jetzt, wenn wir selbst bauen, leichter. Dann können wir die Dokumentation gleich mitmachen", sagt Franke. Wann immer ein Betonteil gegossen wird, müsse ein Vertreter der Landesgewerbeanstalt (LGA) anwesend sein: "Es wird genau überprüft, ob die Maße dem Plan entsprechen und die Moniereisen an der richtigen Stelle sitzen." Moniereisen - auch: Armierungseisen - sind die Stahlstäbe, die in den Beton eingegossen werden.
Der Orchesterproberaum wird als Kubus ins Hauptgebäude eingehängt
Nächstes Nahziel: Der Orchesterprobenraum, der hinter dem Bühnenhaus aufs Dach gesetzt wird, soll bis Ende Oktober im Rohbau fertig sein. Der Saal hängt quasi im Gebäude: Ein Betonkubus, der nur über einige wenige elastische Lager mit dem Rest verbunden ist. Das soll die Übertragung von Schwingungen minimieren und erlauben, dass hier geprobt wird, während unten auf der Bühne Vorstellung ist.
Vom Dach in den Keller: In der Tiefgarage wird demnächst ein neuer Boden gegossen. Die Stützen sind verstärkt worden, um das Gewicht des zusätzlichen Stockwerks zu tragen, das auf den Verwaltungstrakt gesetzt wird. Das Projekt ist extrem komplex - die Aufgaben reichen von der "Verdunstungsrinne", in die später das Wasser fließen wird, das die Autos in die Garage mitbringen, bis zur Frage, wie alte und neue Materialien - also altes und neues Mauerwerk, alter und neuer Beton, alter und neuer Stahl - zusammenwirken.
"Wir sind in diesem Fall nicht die Gestalter", sagt Sven Franke, "wir sind Bautechniker und Juristen." Und Verwalter: Allein fünf Kollegen seien derzeit nur damit beschäftigt, Rechnungen zu prüfen.
Hätte man den Dr..k einfach abgerissen und neu gebaut...
Aber irgendwelche Architekten wollen sich halt verewigen, das haben sie auch geschafft:
Eine ewige Baustelle, aber ist ja nur Steuergeld...
Aber heutzutage braucht man jeden Firlefanz.
Nichts gegen moderne Technik, aber wenn's nicht das eigene Geld kostet wird übertrieben.
Wieso nicht zweckmäßig, wieso wird es bei der öffentlichen Hand immer teurer...
Mal mit 40 Millionen im Stadtrat eingeabracht und jetzt bei über 100 Millionen????
Logo, das liegt auch an Corona, Krieg und Inflation das bestreite ich gar nicht.
Aber wieso geht es bei öffentlichen Bauten mit Kosten und der Dauer immer durch die Decke???
Weil es keinen interessiert! Nicht mein Geld und keiner muss seinen Kopf hinhalten.
Vielleicht doch besser jetzt einen klaren Cut : den rückwärtigen Teil abbrechen und funktional optimal neu bauen ?
Hans Sartoris