Hier der Wunsch nach neuen Bauplätzen, dort der nach Vermeidung von Flächenfraß: Diese beiden Ziele stehen sich im ländlichen Raum ziemlich unvereinbar gegenüber. Der Ochsenfurter Stadtrat versucht dennoch seit etwa zwei Jahren, einen Mittelweg zu finden und sowohl in einem überschaubaren Rahmen Neubaugebiete in der Stadt und in den Stadtteilen auszuweisen, als auch die Innenentwicklung voranzutreiben. Bürgermeister Peter Juks gibt einen Überblick über die laufenden und in nächster Zeit angestrebten Projekte.
„Ich bin überzeugt davon, dass neue Bauplätze gebraucht werden, damit die Jugend am Ort bleiben kann“, sagt Juks im Gespräch mit dieser Redaktion. Erfreulicherweise sähen die Stadtratsmitglieder das ganz ähnlich. Und deshalb sei die Stadt nun dabei, Baugebiete auszuweisen. 1996 sei dies zuletzt geschehen, wenn man von kleineren Projekten wie dem Häckerweg in Kleinochsenfurt einmal absehe.
Die Flächen müssen der Stadt gehören
Wichtigste Voraussetzung ist für Juks, dass bei all diesen Baugebieten die Stadt Eigentümerin der Flächen ist. Sonst passiere das, was derzeit in Hopferstadt zu beobachten sei: Viele Bauplätze stünden zur Verfügung, trotzdem geschehe dort nichts, weil die Eigentümer zu nichts gezwungen werden können. Bei städtischen Flächen hingegen könne die Stadt festlegen, dass innerhalb einer bestimmten Frist dort auch tatsächlich gebaut werden muss.
Am weitesten gediehen ist das Baugebiet in Erlach südlich der Sommerhäuser Straße. Im April soll der Stadtrat bereits den Quadratmeterpreis festlegen. Anfang Mai hofft Juks dann die Aufträge für den Tiefbau vergeben zu können, so dass die Arbeiten im Herbst abgeschlossen wären und Anfang Oktober bereits der erste Baukran stehen könnte. Neun Bauplätze mit je etwa 600 Quadratmetern Grundstücksfläche stehen dort zur Verfügung.
Die Vergabe erfolgt nach einem Punktesystem
Die Stadt möchte diese Bauplätze nach einem zuvor beschlossenen Punktesystem vergeben, das vor allem junge Familien und Bauwerber aus dem Ort bevorzugen soll. Ob dieses Punktesystem auch bei den anderen Baugebieten Anwendung finden soll, steht noch nicht fest. Der Bürgermeister hält das aber für wünschenswert.
Auch in Hopferstadt hat die Stadt die benötigten Flächen bereits in ihr Eigentum überführt. Im Frühjahr soll im Bauausschuss über den Bebauungsplan diskutiert werden. Wie die Straße durch das mit etwa 25 Bauplätzen etwas größere Gebiet südlich der Geißlinger Straße verlaufen könnte, wurde bereits erörtert. Geplant ist außerdem, die Einfahrt in das neue Baugebiet so zu gestalten, dass landwirtschaftliche Fahrzeuge eine separate Zufahrt nutzen können und allzu schnelles Durchfahren der Geißlinger Straße erschwert wird. Peter Juks hofft, dass der Bebauungsplan im Herbst fertig sein wird. Im Frühjahr 2019 soll der Tiefbau erfolgen, so dass ab Sommer oder Herbst 2019 in Hopferstadt gebaut werden könnte.
Diskussionen um die Orchideenwiese
Komplizierter ist die Situation in Goßmannsdorf. Dort gibt es zwei neue Baugebiete; am Wiesenweg und an der Lehmgrube, die unter dem Stichwort „Orchideenwiese“ bereits für Diskussionen sorgte. Am Wiesenweg stecke, so Juks, der Teufel im Detail. Denn durch dieses Gebiet verläuft die sogenannte HQ-100-Linie, die hochwassergefährdete Gebiete abgrenzt. Derzeit läuft das wasserrechtliche Genehmigungsverfahren. Was beim Bau neuer Häuser an Kubatur verdrängt wird, muss anderswo als Ausgleich geschaffen werden.
Juks schwebt vor, östlich der HQ-100-Linie Garagen auf Stelzen zu errichten. Diese sollen an Altortbewohner vergeben werden, die keine Gelegenheit haben, auf ihren kleinen Grundstücken Autos unterzubringen. Auf dieser Seite sollen außerdem sechs bis sieben Bauplätze entstehen, sowie weitere 20 westlich der HQ-100-Linie. Über diese Grundstücke verhandle die Stadt derzeit mit den Eigentümern, sagt Juks. Ebenso wie in Hopferstadt, soll auch am Wiesenweg 2018 der Plan fertig sein und die Erschließung 2019 erfolgen. Dabei soll die Gelegenheit genutzt werden, auch die Erschließung für die Stützpunkte des technischen Hilfswerks THW und der Feuerwehr sowie die ehemalige Schule zu verbessern, in der eine Kinderkrippe entstehen wird.
Eigentümer sind bereit zum Verkauf
An der Lehmgrube wurde inzwischen der Flächennutzungsplan marginal geändert. Auf einer ökologisch besonders sensiblen Fläche am Waldrand sei die geplante Wohnbebauung zurückgenommen und diese dafür an der Hangkante ergänzt worden, sagt der Bürgermeister. Noch gehören der Stadt die dortigen Flächen nicht, bei den Eigentümern bestehe aber die Bereitschaft zum Verkauf, so Juks. Etwa zehn neue Bauplätze sind an der Lehmgrube geplant.
Er erwartet bei diesem Neubaugebiet „ein gewisses Maß an politischer Diskussion“ und kann daher zum Zeitrahmen noch wenig sagen. Der Entwurf des Bebauungsplans soll aber noch in diesem Jahr in den Stadtrat kommen. Vorher muss auch geklärt werden, wie die Wasserversorgung bewerkstelligt werden kann.
Archäologische Untersuchungen am Dümmersberg
Etwa drei bis fünf Jahre werden ins Land gehen, ehe am Oberen Dümmersberg der erste Baukran steht.
2017 wurden dort die ökologischen Gegebenheiten untersucht. Juks zufolge hätten sich dabei keine unüberwindbaren Schwierigkeiten – etwa in Gestalt von Feldhamstern – ergeben. Für die geplante Entlastungsstraße zwischen dem Abzweig Südtangente-Hohestadt und der Abbiegung nach Hopferstadt haben 2017 Verkehrszählungen stattgefunden. Die Planung der Straßentrasse, für die ein eigener Bebauungsplan benötigt wird, soll in diesem Jahr erfolgen. Im Frühjahr sollen noch archäologische Untersuchungen auf dem Dümmersberg durchgeführt werden.
Etwas mehr als die Hälfte der Flächen auf den insgesamt 20 Hektar gehören der Stadt bereits. Wegen der restlichen Flächen laufen die Verhandlungen. Wie viele Bauplätze daraus einmal werden sollen, steht noch nicht fest. Juks strebt eine heterogene Mischung aus Bewohnern an, die sowohl in Einzel- als auch in Reihenhäusern oder Wohnblocks leben könnten. Der nächste Schritt soll die Findung der Bauabschnitte sein. Auch muss eine Lösung für die Entwässerung des neuen Baugebietes gefunden werden. Möglich wäre der Abfluss über die Klinge, deren Entwässerung ohnehin erneuert werden muss.
Darstadt und Zeubelried in der Warteschleife
Am Unteren Dümmersberg, für den vor mehreren Jahren eine Planung erstellt worden war, tut sich hingegen derzeit nur wenig. Die Stadt, der dort noch keine Flächen gehören, habe aber eine neue Planung erstellen lassen, sagt Juks. Diese soll als nächstes im Bauausschuss behandelt werden. Darstadt und Zeubelried hat der Bürgermeister ebenfalls auf dem Schirm. „Da bin ich im Kopf dran“, sagt er. Konkrete Planungen gibt es für diese Stadtteile aber noch nicht.
Leider is Wi'hausen kein Einzel-, sondern der Regelfall!