Ein Jahr ist es her, dass ein Landwirt in Goßmannsdorf mit der Grubber sein Ackerland am Lehmgrubenweg bearbeitet und Luzerne gesät hat. Normalerweise nichts Verwerfliches. Naturschützer aber sagen, er habe damit eine wertvolle Orchideenwiese zerstört. Und das völlig bewusst. Denn die Wiese soll Bauland werden. „Geschützte Orchideenarten stehen dabei nur im Weg“, ärgern sich die Naturschützer.
Die Pläne des Stadtrates, in der Verlängerung des Goßmannsdorfer Lehmgrubenweges acht bis zwölf Bauplätze zu schaffen, ist den Ochsenfurter Grünen schon lange ein Dorn im Auge. Grenzt das Baugebiet doch unmittelbar an ein europäisches FFH-(Flora-Fauna-Habitat) Schutzgebiet. Und dann wachsen auf den magereren Wiesen noch seltene und geschützte Orchideenarten.
An den Rändern, also dort, wo der Landwirt mit seiner Grubber nicht hinkam, sind sie noch zu finden. Iris Eisenmann-Tappe, Ortsvorsitzende der Grünen Ochsenfurt, hat die Orchideen auch mit Geodaten kartiert.
Die zerstörten Orchideen sind das eine. In Rage versetzt die Grünen auch, dass mit der Änderung des Flächennutzungsplanes nunmehr Bauerwartungsland auch dort geschaffen wurde, wo es noch alte Streuobstbestände und historische Trockenmauern gibt.
Ökologisch wichtig sind Streuobstbestände für Vögel, Fledermäuse und Insekten, sagt die Grünen-Vorsitzende.
Christoph Trautner, Fraktionsvorsitzender von Bündnis90/Die Grünen im Kreistag bringt dieser Umgang mit der Natur in Rage. „Dieser Bürgermeister ist eine ökologische Katastrophe für Ochsenfurt“, schimpft Trautner, denn Peter Juks (UWG) würde das Land nur als Bauland sehen.
Und Iris Eisenmann-Tappe kann auch nicht nachvollziehen, wie Bürgermeister Juks argumentieren kann, mit der Änderung des Flächennutzungsplanes wäre es für die Natur besser als vorher, weil die wertvollsten Flächen verschont blieben. „Das mag zwar rechnerisch richtig sein“, hält Eisenmann-Tappe dagegen. „Aber faktisch ist es nicht ehrlich.
Denn da wo vorher unberührte Natur war, stehen nachher acht bis zwölf Häuser, dazu eine Straße und eine Wendeplatte.“ Dabei ist bislang nur beabsichtigt, die Wiese am Goßmannsdorfer Lehmgrubenweg zu bebauen.
Der Flächennutzungsplan wurde dafür geändert, einen Bebauungsplan gibt es noch nicht. Für die Ochsenfurter Grünen ist dies aber nur eine Frage der Zeit. Die Goßmannsdorfer Jugend braucht Bauplätze, argumentieren
Bürgermeister Juks und Stadtrat Paul Hofmann (UWG) immer wieder im Stadtrat. Freilich sehen das nicht alle so im Ort. „Bauplätze gibt es im Ort genug“, sagt eine Frau im Lehmgrubenweg. Ihr ist auch nicht klar, wie das mögliche Baugebiet am Hang erschlossen werden soll. „Das wird teuer und schwierig“, sagt die Goßmannsdorferin.
Iris Eisenmann-Tappe ist mit der kleinen Grünen-Gruppe mittlerweile weiter gezogen. Durch ein kleines Wäldchen geht es hinauf zum alten Goßmannsdorfer Steinbruch. Ein Idyll. Doch auch hier gibt es Eingriffe, die aus Sicht der Naturschützer „einen ökologischen Schaden hinterlassen haben“.
Lose herumliegende Muschelkalksteine wurden aus dem Steinbruch entfernt, um sie bei Baumaßnahmen der Stadt zu verwenden. Der Bauausschuss des Stadtrates hatte das so beschlossen. Harald Biedermann, ein Fledermaus-Freund, hält es für wahrscheinlich, dass die Tiere hier zwischen den Steinspalten ihren Lebensraum haben und durch den Eingriff nunmehr das Quartier der Fledermäuse zerstört wurde. „Alles war mit der Unteren Naturschutzbehörde beim Landratsamt abgestimmt“, erklärt Bauamtschefin Elisabeth Balk.
Ein Stück weiter am Hang bleibt die Gruppe an der Abbruchkante eines still gelegten Steinbruchs stehen. Der Goßmannsdorfer Paul Hofmann will diesen wieder in Betrieb nehmen und bemüht sich um eine Genehmigung. Die Grünen befürchten, dass der Steinbruch nach Süden erweitert werden soll und wieder wertvolle, in Deutschland seltene Magerrasenflächen, zerstört würden – und streng geschützte Pflanzen- und Tierarten weiteren Lebensraum verlieren. Beispielsweise würde die Bienen-Ragwurz hier wachsen, eine in Deutschland sehr seltene und streng geschützte Orchideenart.
Die Ortsvorsitzende der Grünen würde sich eine bessere Kommunikation mit der Unteren Naturschutzbehörde beim Landratsamt wünschen, damit bei solchen Vorhaben die Belange des Naturschutzes besser berücksichtigt werden. Auch was die Ausgleichsflächen angehe, würde der zerstörten Natur nicht immer angemessener Lebensraum als Gegenleistung zur Verfügung gestellt. „Für die hohen Ansprüche, die diese Pflanzen haben, gibt es keine Ausgleichsflächen“, sagt Iris Eisenmann-Tappe.
Weil se alle schön neue große Häuser mit viel " drum rum " drause hab wolle!!
Wählen werde ich sie als Partei aber nicht, und zwar wegen ihrer sozial- und vor allem gesellschaftspolitischen Vorstellungen, denen ich wenig bis nichts abgewinnen kann.
N.B.: Viele heute wieder renaturierte sog. Biotope -z.B. der alte Steinbruch ob. Kleinochsenfurt - waren vor wenigen Jahrzehnten noch Abbaugebiete mit allen ökologischen Nachteilen.