Bei derRente stehen Frauen auch heute oft viel schlechter da als Männer. Frauen kümmern sich mehr als Männer um Kindererziehung und Pflege von Angehörigen, arbeiten darum oft Teilzeit – und zahlen entsprechend weniger in die Rentenkasse ein. Frauen leisten täglich 52 Prozent mehr an Fürsorgearbeit als Männer, so der aktuelle Gleichstellungsbericht der Bundesregierung. Während Männer überwiegend in Vollzeit beschäftigt sind, arbeitet jede zweite Frau in Teilzeit – viele davon in Minijobs. Zwei Drittel der 7,8 Millionen geringfügig Beschäftigten sind Frauen. Die gesetzliche Rente allein reicht oft nicht, um im Alter gut leben zu können. Christiane Straub, Kreisgeschäftsführerin bei Sozialverband VdK in Würzburg, und Judit Maertsch, Finanzexpertin beim Verbraucherservice Bayern, erklären, was Frauen selbst in Sachen Altersvorsorge tun können.
1. Überblick über die Finanzen verschaffen
Judit Maertsch: Wie viel Geld verdiene ich? Was kann ich sparen? Wie hoch wird meine Rente sein? Frauen sollten sich einen genauen Überblick über ihre Finanzen verschaffen – auch wenn sie verheiratet sind. Denn: Frauen bleiben häufig auf der Strecke. Das Altersvorsorgesystem bestraft Auszeiten für Familie und Pflege. Gerade wenn der Mann gut verdient, hat man gewisse Ansprüche. Überprüfen Sie, ob Sie auch im Fall einer Trennung gut abgesichert sind. Der Ehemann ist keine Altersvorsorge. Ab 40 lohnt es, sich die Renteninformation der Rentenversicherung gründlich zu prüfen und eine Kontenklärung zu beantragen. Überlegen Sie, ob die Summe reicht und wie viel Geld Sie im Alter benötigen, um Ihren Lebensstandard zu halten.
2. Richtig versichern
Maertsch: Sichern Sie sich und Ihre Familie ab. Sie und Ihre Lieben müssen auch dann noch essen, wohnen und leben, wenn Sie oder Ihr Partner plötzlich nicht mehr arbeiten können. Klassiker sind private Berufsunfähigkeits-, Risikolebens- oder Unfallversicherungen. Versicherungen gegen Berufsunfähigkeit sind günstiger desto jünger der Versicherungsnehmer sind. Achten Sie auf das Kleingedruckte! Wann genau springt die Versicherung ein? Wieviel Geld gibt es für welche Art der körperlichen Einschränkung? Unfallversicherungen sind oft in anderen Versicherungen oder Bankprodukten enthalten. Achten Sie darauf, dass in den Policen Ihres Partners als Begünstigte nicht "der im Versicherungsfall mit dem Versicherungsnehmer in gültiger Ehe lebende Partner“, sondern unwiderruflich Ihr Name steht.
3. In die Rentenkasse einzahlen
Maertsch: Auch wenn Sie einen Mini- oder Midijob machen, achten Sie darauf, dass Sie und Ihr Arbeitgeber Beiträge in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen. Bitte überprüfen Sie in jedem Arbeitsverhältnis, dass die maximal möglichen Rentenbeiträge für Sie gezahlt werden. Minijobber, die den Eigenbeitrag zahlen, können dadurch auch Anspruch auf eine Erwerbsminderungsrente erwerben. Verhandeln Sie auch regelmäßig ihren Lohn. Je höher Ihr Gehalt, umso besser wird Ihre Rente ausfallen.
4. Betriebliche Altersversorge nutzen
Maertsch: Gehen Sie zu Ihrem Chef und fragen, mit wie viel Geld sich das Unternehmen an Ihrer betrieblichen Altersvorsorge beteiligen kann. Btriebsrenten lohnen sich allerdings nur, wenn der Chef noch zusätzlich Geld mit obendrauf legt. Seit 20018 ist für neue Verträge Pflicht, dass der Chef 15 Prozent zum Beitrag dazu gibt. Verhandeln ist nicht verboten. Manche Chefs bezuschussen die Sparrate ihrer Mitarbeiter auch mit deutlich mehr als 15 Prozent. Einfach nachfragen.
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5. Vermögen aufbauen
Maertsch: Beginnen Sie so früh wie möglich mit der privaten Altersvorsorge. Je nachdem, ob Sie vor allem auf Sicherheit setzen oder ein bisschen risikobereiter sind, können Sie Ihr Geld in Fonds, Gold oder Immobilien anlegen. Es gibt viele Möglichkeiten. In jedem Fall sollten Sie aber prüfen, wie viel Risiko Sie vertragen – und wer an dem Geschäft alles mitverdient, zum Beispiel über Provisionen oder versteckte Kosten. Es lohnt sich oft schon, kleine Beträge wie 25 Euro im Monat in weltweit investierende günstige Aktienfonds zu sparen.
6. Staatlich geförderte Vorsorge nutzen
Maertsch: Die Riesterrente ist eine Vorsorgeform fürs Alter, die der Staat bezuschusst. Bis zu vier Prozent des Bruttogehalts können Angestellte jährlich einzahlen. Der Staat gibt 175 Euro dazu und für jedes Kind das nach 2008 geboren ist, noch einmal 300 Euro im Jahr. Abhängig von der Zulagenhöhe und Ihrem Einkommen können Sie auch schon mit kleinen monatlichen Beiträgen Ihr finanzielles Polster für Ihren Ruhestand aufbauen. Aber Achtung: Auch hier das Kleingedruckte lesen, manche Verträge haben sehr hohe Kosten.
7. Kontenklärung bei der Rentenversicherung machen
Straub: Jeder Angestellte ist zwar automatisch bei der Deutschen Rentenversicherung gelistet, aber jeder ist auch selbst dafür verantwortlich, dass die hinterlegten Informationen vollständig sind. Doe Rentenversicherung ruft etwa alle sechs Jahre ab dem 43. Lebensjahr zu einer Klärung des Rentenkontos auf und das sollte man auch tun. Die Klärung des Rentenkontos bringt Vorteile mit sich: Man kann direkt alle wichtigen Nachweise einreichen. Ansonsten muss man das beim Renteneintritt nachholen, wobei häufig alte Dokumente nicht mehr aufzufinden sind. Sie sparen sich also Zeit und Ärger zu Beginn Ihrer Rente. Außerdem weiß man dann, welche Rente man zu erwarten hat.
8. Mütterrente in Anspruch nehmen
Straub: Zwar muss für die Mütterrente kein extra Antrag gestellt werden, die Kindererziehungszeiten müssen aber auf jeden Fall im Rentenkonto erfasst sein, damit die Mütterrente ausgezahlt werden kann. Zeiten der Kindererziehung werden nicht automatisch erfasst, sondern müssen beim Rentenversicherungsträger beantragt werden. Mit der Mütterrente erwirbt man Rentenansprüche in Form von Entgeltpunkten. Ein Entgeltpunkt entspricht aktuell 33,05 Euro. Für Kinder, die vor 1992 geboren wurden, erhält man seit 1.1.2019 2,5 Entgeltpunkte pro Kind. Für Kinder, die ab dem 1.1.1992 geboren wurden, gibt es drei Entgeltpunkte pro Kind, das entspricht ungefähr einem Rentenanspruch von 99,15 Euro im Monat.
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9. Wer pflegt wird entschädigt
Straub: Berufstätige und auch nicht Berufstätige, die den Partner oder die Eltern pflegen, können die eigenen Rentenansprüche durch dieses Engagement steigern. Sie profitieren davon, dass die Pflegekasse des Gepflegten die Rentenbeiträge für den Pflegenden überweisen muss. Die Höhe der Beiträge richtet sich nach dem Pflegegrad des Betroffenen – so muss dieser mindestens in Pflegegrad zwei eingestuft sein – , sowie danach, wie viele Stunden pro Woche gepflegt wird – also mindestens zehn Stunden pro Woche in häuslicher Umgebung. Die Pflegestunden müssen zudem auf mindestens zwei Tage in der Woche verteilt sein. Der Pflegende darf nur für höchstens 30 Stunden die Woche erwerbstätig sein. Durch diese Beiträge erreichen pflegende Angehörige für ein Jahr Unterstützung einen zusätzlichen Rentenanspruch von bis zu 30 Euro Monatsrente. Übrigens: Selbst wer bereits in Frührente ist und nebenbei pflegt, kann so seine Rente noch steigern. Der Antrag läuft über die Pflegeversicherung.
Straub: Glaubt man einer neuen Studie, dann überlassen deutsche Männer Hausarbeit und Kindererziehung nach wie vor am liebsten ihren Frauen. Meist üben zwar beide Elternteile einen Beruf aus, aber zwei Drittel der Einkommen kassieren die Männer. Die Folge: Frauen haben wesentlich weniger Gehalt und weniger Rente. Daher rate ich den Frauen, ihren Männern mehr Hausarbeit und Kindererziehung zu überlassen - und dafür lieber mehr zu arbeiten. Denn nur so werden sie im Alter eine bessere Rente haben.
Anmerkung der Redaktion: In die erste Fassung des Textes hatte sich ein Fehler eingeschlichen. Und zwar hat sich durch die Rentenerhöhung am 1. Juli 2019 auch der Wert der Entgeltpunkte von 32,03 auf 33,05 Euro erhöht. Die Fehler sind jetzt korrigiert.
Schön und gut. Aber was ist, wenn der Mann der Hauptverdiener ist und die Frau - warum auch immer - nur deutlich weniger verdienen kann? Dann verzichtet die Familie auf dringend benötigtes Einkommen, nur damit der Punkt 10 erfüllt ist? Bitte Augenmaß behalten und nicht so einen Blödsinn schreiben.
Denn jeder klar denkende Mensch wird nach dem Geld schauen.
Und wo die Frau deutlich mehr verdient, dort wird der Mann eher die Erziehungsarbeit und Hausarbeit übernehmen und wo andersherum da eben andersherum.