
Zuerst einmal die gute Nachricht: Die Deutschen leben länger und die Lebenserwartung steigt nach Prognosen des Statistischen Bundesamts weiter an. Das gilt nicht nur für neugeborene Jungen und Mädchen, sondern auch für ältere Menschen. So haben Männer, die heute 65 Jahre alt sind, durchschnittlich noch knapp 18 Lebensjahre vor sich. 65-jährige Frauen leben durchschnittlich sogar noch 21 Jahre.
Was erst einmal erfreulich ist, hat für die Rentenversicherung erhebliche Konsequenzen. Wenn die Menschen immer älter werden, erhalten sie dementsprechend länger Rente. Und das kostet zusätzliche Milliarden. Gleichzeitig stagniert die Zahl der Kinder, die eine Frau im Durchschnitt bekommt, bei 1,59. Das heißt, immer weniger Menschen im arbeitsfähigen Alter müssen für immer mehr Ruheständler die Altersrente erwirtschaften.
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Angst vor Altersarmut

Die Bundesregierung versucht seit einigen Jahren, dem entgegenzuwirken. Sie hat das Rentenniveau immer weiter gesenkt. Erhielten Durchschnittsverdiener früher noch 60 Prozent ihres Gehalts als Rente, sind es heute nur noch 48 Prozent. Doch gerade Menschen mit geringerem Gehalt oder gar mit Mindestlohn können dann nicht mehr von ihrer Rente leben, sie müssen mit Grundsicherung aufstocken.
Was diese Debatte bei vielen Menschen bewirkt, ist Angst vor Altersarmut. Fast vier von fünf Deutschen sorgen sich nach einer repräsentativen Umfrage der OECD um ihre finanzielle Situation im Alter. Langfristig sehen 76 Prozent der rund 1000 Befragten zwischen 18 und 70 Jahren ihre Rente als eine Hauptsorge, heißt es in dem Bericht. Fast die Hälfte der Deutschen (45 Prozent) wäre laut Umfrage sogar bereit, für eine höhere Rente zusätzlich zwei Prozent ihres Einkommens als Steuer- oder Beitragszahlung zu leisten.
Doch ist diese Angst begründet? "Derzeit beziehen nur drei Prozent der Rentner Grundsicherung im Alter", sagt Jürgen Zips, Direktor der Deutschen Rentenversicherung Nordbayern. Doch er gibt zu: "In Zukunft werden mehr Menschen armutgefährdet sein." Schuld daran sei unter anderem der Niedriglohnsektor, der in den 1990er Jahren eingeführt wurde. "Wer sein ganzes Leben lang nicht viel verdient hat, wird auch im Alter keine hohe Rente haben", sagt Zips.
Werden wir dann länger als bis 67 Jahre arbeiten müssen? "Klar, vor allem diejenigen, welche nicht vorgesorgt haben", sagt Hans Fehr, Wirtschaftswissenschaftler . "Wer es sich leisten kann, der wird wie heute in den Ruhestand wechseln. Wer es sich nicht leisten kann, muss eben bis 70 arbeiten", sagt Fehr. Allerdings sei ein heute 40-jähriger in 30 Jahren auch viel fitter als ein heute 70-jähriger.
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Drei-Säulen-Modell der Alterssicherung ist gescheitert
"Das Drei-Säulenmodell der Alterssicherung aus gesetzlicher Rentenversicherung, betrieblicher Altersvorsorge und privater Vorsorge ist gescheitert", sagt Carsten Vetter, Bezirksgeschäftsführer des Sozialverbands VdK in Würzburg. Selbst wer monatlich 3000 Euro brutto 35 Jahre lang verdient, bekommt letztendlich nur 1080 Euro brutto – also 970 Euro netto Rente. "Da sind wir schon nah am Sozialhilfeniveau. Und 35 Jahre erreichen viele Frauen, die Kinder haben, nicht", sagt Vetter. Er fordert daher eine grundlegende Reform der gesetzlichen Rentenversicherung.
"Die dafür nötige Rentendebatte muss unbedingt auch mit Blick auf junge Familien geführt werden, die durch die Erziehung von Kindern einen großen sozialen Beitrag leisten", sagt Ulrich Hoffmann, Präsident des Familienbunds der Katholiken. Sie müssten durch die Einführung von Kinderfreibeträgen in der Renten-, aber auch in der Kranken- und Pflegeversicherung entlastet werden, so Hoffmann.
Welche Stellschrauben können noch gedreht werden, damit die Rente finanzierbar bleibt? "Was nicht auf Dauer funktioniert, ist die doppelte Haltelinie", meint Wirtschaftswissenschaftler Fehr. Man könne nicht gleichzeitig die Beiträge und das Rentenniveau einfrieren, und mehr Steuerfinanzierung mache das System auf Dauer kaputt. "Ich denke, man wird höhere Beiträge akzeptieren müssen", sagt Fehr.
Das Rentenniveau stellt die Relation zwischen der Höhe der Standardrente (45 Jahre Beitragszahlung auf Basis eines Durchschnittsverdienstes) und dem Entgelt eines Durchschnittsverdieners dar.
Im Jahr 2000 betrug das Rentenniveau noch 52,9 Prozent, im Jahr 2016 lag es bei 48,1 Prozent.
Die Finanzierung der Rentenversicherung erfolgt im sogenannten Umlageverfahren, das heißt die laufenden Ausgaben werden zum allergrößten Teil aus den laufenden Beitragseinnahmen und einem Bundeszuschuss finanziert. In den kommenden Jahren wird sich die Anzahl der Rentenbezieher im Verhältnis zu der Zahl der Beitragszahler weiter erhöhen. Um vor diesem Hintergrund die Finanzierung der Renten auch langfristig sicherzustellen, wurden in den vergangenen Jahren verschiedene Reformen vorgenommen. Unter anderem wurde die Formel zur jährlichen Anpassung der Renten um einen Nachhaltigkeitsfaktor und einen Beitragssatzfaktor ergänzt. Steigt seither die Zahl der Rentner schneller als die Zahl der Beitragszahler, dämpft der Nachhaltigkeitsfaktor den Anstieg der Renten. Zusätzlich wird die Anpassung der Renten über den Beitragssatzfaktor gedämpft, wenn die Rentenversicherungsbeiträge steigen.
Wie weit das Rentenniveau in Zukunft tatsächlich sinken wird, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Unter anderem spielen die Arbeitsmarktlage und die Entwicklung im Altersaufbau der Bevölkerung eine entscheidende Rolle. Mit dem Rentenpakt I wurde für das Rentenniveau eine neue Haltelinie bis 2025 eingeführt: Das Rentenniveau darf zur Stabilisierung der Leistungsfähigkeit in der allgemeinen Rentenversicherung nicht unter 48 Prozent sinken. Verhindert wird dies durch eine Niveauschutzklausel in der Rentenanpassungsformel.
nicht nur der otto-normal-rentner lebt immer länger, nein auch pensionäre leben immer länger, das problem dabei ist, nur die längere lebensdauer der rentner geht zulasten der steuerzahler und jüngeren generationen, die pensionen zahlt ja der staat.
so lange diejenigen, die von der rente nicht betroffenen sind, über die höhe der rente und die lebensarbeitszeit entscheiden, wird sich nichts ändern, bzw. noch schlechter werden.
ich dachte der smilie reicht.