Würzburgs Uniklinik wird Richtung Norden erweitert. Vor zwei Jahren hatte der Freistaat das Gelände für den Ausbau gekauft. Für über eine Milliarde Euro entstehen dort neue Kliniken. Die ersten konkreten Pläne liegen nun vor. Über eine langwierige Vorgeschichte und wie es nun weitergeht.
Warum ist der Klinik-Neubau überhaupt nötig?
Die Würzburger Kopfklinik stammt aus den 1960er Jahren und ist schon länger sanierungsbedürftig. Zunächst sollte sie am gleichen Standort neu gebaut werden – eine Aufgabe, an der man sich die Zähne ausbiss. Schließlich hätte dies eine Dauerbaustelle mit laufendem Klinikbetrieb und viel Baulärm im bewohnten Stadtteil Grombühl bedeutet. Auch Denkmalschützer meldeten Bedenken an.
Nicht zuletzt auf Betreiben der Würzburger CSU-Landtagsabgeordneten Barbara Stamm und Oliver Jörg gelang 2017 der Befreiuungsschlag: Statt eines Neubaus innerhalb des Bestands sollen die Kopfkliniken nun auf einem Acker im Norden, direkt im Anschluss an das Uniklinikum, gebaut werden. Dazu kommt ein neues Zentrum Frauen-Mutter-Kind, denn auch die Frauenklinik ist ein Sanierungsfall.
Doch die Verhandlungen des Freistaats mit dem Würzburger Juliusspital als Grundstückseigner zogen sich in die Länge. Erst nach zwei Jahren wurde man sich einig und der Vertrag im Oktober 2019 unterschrieben. Angekauft wurde mit rund zehn Hektar allerdings nur die Hälfte der ursprünglich beabsichtigten Fläche.
Wie viel kostet die Erweiterung der Uniklinik?
Es geht um gigantische Summen: Allein im ersten Bauabschnitt sind 450 Millionen Euro für die Kopfkliniken und 285 Millionen Euro für das Zentrum Frauen-Mutter-Kind veranschlagt. Dazu kommen Kosten für die Energiezentrale sowie die gesamte ober- und unterirdische Erschließung. Am Ende wird die Erweiterung über eine Milliarde Euro kosten. Weil Bauen nicht billiger wird, wurden Preissteigerungen einkalkuliert.
Volkmar Halbleib, Haushaltspolitiker und SPD-Landtagsabgeordneter aus Ochsenfurt (Lkr. Würzburg), forderte wiederholt, dass der Freistaat die benötigten Gelder für die Realisierung auch bereitstellen müsse. Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU), qua Amt Aufsichtsratsvorsitzender des Uniklinikums, steht zum Ausbau. Das Klinikum sei "einer der führenden Standorte in medizinischer Forschung und Krankenversorgung und genießt auch international eine herausragende Reputation".
Joachim Fuchs, Leiter des Staatlichen Bauamts in Würzburg, ist zuversichtlich, dass nicht nur geplant, sondern auch gebaut wird: "Da habe ich Vertrauen in den Freistaat. Die Corona-Krise hat gezeigt, wie wichtig dieses Universitätsklinikum ist."
Wer ist Sieger des Planungswettbewerb?
Die Entscheidung in dem zweiphasigen Planungswettbewerb traf ein 21-köpfiges Preisgericht unter Vorsitz des renommierten Stuttgarter Klinikplaners und Architekten Markus Hammes. Juroren waren unter anderen Sibler, Spitzen aus den Ministerien und Vertreter der Stadt Würzburg. Schließlich geht es nicht zuletzt auch um das Stadtbild, den Klinik-Stadtteil Grombühl und die Verkehrsanbindungen.
Zwölf Hektar im nördlichen Anschluss an das bestehende Klinikgelände wurden im Wettbewerb überplant, in der zweiten Phase waren von anfangs 15 noch sieben Büros im Rennen. Nach zweitägiger Sitzung entschied sich die Jury einstimmig für den Entwurf des Berliner Büros Hascher und Jehle. "Städtebaulich überzeugend, zugleich hochfunktional und einladend" – so beschreibt ihn Bayerns Bauministerin Kerstin Schreyer (CSU). Man plane "im Norden Bayerns ein Klinikum der höchsten Versorgungsstufe, das den Anforderungen an modernste Universitätsmedizin gerecht werden und das weit über die Grenzen Unterfrankens ausstrahlen wird". Auch ein zweiter und dritter Platz wurden vergeben.
Was sind die nächsten Schritte und wann wird mit dem Bau begonnen?
Im Januar will das Staatliche Bauamt den Auftrag an einen Generalplaner vergeben. Dann wird eine sogenannte Projektunterlage für den Haushaltsausschuss des Landtags gefertigt: Sobald es von dort grünes Licht gibt und eine Investitionssumme beschlossen ist, geht's an die Werkplanung.
Parallel muss die Stadt Würzburg einen Bebauungsplan aufstellen und Baurecht schaffen. Die Bagger könnten nach Einschätzung des stellvertretenden Bauamt-Chefs Jan Knippel im Jahr 2025 rollen. Veranschlagt ist für den ersten Bauabschnitt eine Bauzeit von fünf Jahren und eine Inbetriebnahme von einem Jahr – wenn alles weitgehend reibungslos verläuft. Eine ähnliche Zeitspanne ist für den zweiten Bauabschnitt zu erwarten. Wann er in Angriff genommen wird, steht aktuell noch nicht fest. Er soll sich aber anschließen bzw. mit dem ersten Abschnitt verbinden.
Was ist mit der Verkehrsanbindung?
Das Uniklinikum in direkter Nachbarschaft zum eng bewohnten Stadtteil Grombühl – das hat schon in der Vergangenheit heikle Verkehrsfragen aufgeworfen. Gefordert ist hier die Stadt Würzburg, doch mögliche neue Erschließungen des Klinikums wurden bis dato verworfen. So sollen auch die Neubauten im Norden – schon während der Bauzeit – laut Staatlichem Bauamt vor allem über die bestehende Schwarzenberg-Trasse angebunden werden, zum Teil auch über die Oberdürrbacher Straße.
Im Siegerentwurf für die neuen Kliniken sind in einer Tiefgarage 1483 Parkplätze im ersten und weitere 1100 im zweiten Bauabschnitt vorgesehen. Die Planer schlagen vor, dafür das bestehende, Ende 2015 eröffnete Parkhaus mit 524 Plätzen zurückzubauen, um eine bessere Verbindung zwischen neuen und bestehenden Kliniken zu schaffen. Dies sei aber nicht zwingend erforderlich.
Was ist mit der Verlängerung der Straßenbahn?
Ein fester Bestandteil der Entwicklung ist die verlängerte Straßenbahn: Seit 15 Jahren geplant, soll die Grombühler Linie um 1,3 Kilometer bis zu einer Wendeschleife vor der künftigen Kopfklinik verlängert werden. Dort hätte das Uniklinikum eine Haltestelle, eine zweite vor den Zentren für Operative und Innere Medizin (ZOM/ZIM).
Der neue Ärztliche Klinikdirektor Prof. Jens Maschmann hält die Straßenbahn als ÖPNV-Anbindung für "elementar wichtig". Es brauche eine enge zeitliche und räumliche Abstimmung mit den Klinik-Neubauten, damit Personal, Patientinnen und Patienten sowie Besucherinnen und Besucher "möglichst frühzeitig davon profitieren". Wegen weiterer Verzögerungen soll die verlängerte Trasse nach letzter Auskunft der Stadt Würzburg frühestens 2026 fertig sein.
Eine Ausstellung der drei Preisträger mit Plänen, Ansichten und dem Siegermodell ist voraussichtlich noch bis 5. November im Uniklinikum zu sehen: Foyer des Rudolf-Virchow-Zentrums, Haus D15, Montag bis Freitag 9-17 Uhr. Den Link zur digitalen Ausstellung aller Wettbewerbsarbeiten gibt es über die Seite des Staatlichen Bauamts: www.stbawue.bayern.de.
Gut finde ich auch, dass man dann endlich mit der Straßenbahn zu den wichtigsten Bereichen der Klinik fahren kann. Das ist bislang für alle Patienten und Besucherinnen eine echte Herausforderung.
Diese Formulierung wurde möglicherweise gewählt, weil Besucherinnen Patienten besuchen.
Patientinnen von Besuchern besucht werden. Kinder von Erwachsenen. Erwachsene von Kindern.
Tiere sind nicht erlaubt.
Corona schreibt andere Regeln.