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Würzburg
Zehn Hektar sind gekauft: Würzburgs Uniklinik kann wachsen
Die Hängepartie ist zu Ende, der Kaufvertrag unterschrieben: Würzburgs Uniklinik kann sich nach Norden erweitern. Dort werden neue Kliniken gebaut – für eine Rekordsumme.
Zehn Hektar sind gekauft: Würzburgs Uniklinik kann wachsen
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 27.04.2023 08:56 Uhr

Mehr als zwei Jahre wurde zäh gerungen. Am Dienstag nun war man beim Notar, und groß ist die Erleichterung: Mit Unterzeichnung des Kaufvertrages ist der Weg für den Ausbau der Würzburger Uniklinik endgültig frei. Zehn Hektar Grund, derzeit noch landwirtschaftlich genutzt, kauft der Freistaat dafür von der Stiftung Juliussspital.

Im nördlichen Anschluss an das Klinikareal im Stadtteil Grombühl sollen eine neue Kopfklinik (378 Betten), ein Zentrum Frauen-Mutter-Kind (222 Betten) und eine Energiezentrale entstehen. Im Endausbau ist für das Projekt mehr als eine Milliarde Euro veranschlagt. Die Baupreise sind seit Beginn der Grundstücksverhandlungen bereits merklich gestiegen. Die Einigung hat aber immerhin eine gerichtliche Auseinandersetzung erspart, die den Ausbau weiter verzögert hätte.

Freistaat kauft Erweiterungsgelände für 10,9 Millionen Euro

Streitpunkt war die Bewertung der Verkaufsfläche und damit der Preis: Ackerland oder Bauerwartungsland? Am Ende steht ein Mischpreis, dem Vernehmen nach knapp 10,9 Millionen Euro. Offiziell genannt wurde die Summe nicht. Für einen Kompromiss hatte sich als Vermittlerin die frühere Landtagspräsidentin Barbara Stamm stark gemacht. Ihr kam, so sagt es der ärztliche Klinikdirektor Georg Ertl, eine "Schlüsselrolle" zu.  Einen vollen Aktenordner hatte Stamm zur Pressekonferenz mitgebracht ("nur ein Teil des ganzen Schriftverkehrs"), um zu zeigen, wie dick das zu bohrende Brett war.

Hat sich seit Jahren für den Ausbau der Uniklinik in Würzburg stark gemacht: Die frühere Landtagspräsidentin Barbara Stamm. Links Uni-Präsident Alfred Forchel, rechts der Ärztliche Klinik-Direktor Georg Ertl. 
Foto: Thomas Obermeier | Hat sich seit Jahren für den Ausbau der Uniklinik in Würzburg stark gemacht: Die frühere Landtagspräsidentin Barbara Stamm. Links Uni-Präsident Alfred Forchel, rechts der Ärztliche Klinik-Direktor Georg Ertl. 

Stamm vermittelte zwischen den Verhandlungspartnern und setzte sich zusammen mit anderen mainfränkischen Abgeordneten verschiedener Parteien in München für eine Finanzierung des Ausbaus ein. Wie sie vor Medienvertretern verriet, sei ihr schon 2010 in einem Brief an den Ministerpräsidenten "der Kragen geplatzt" ob der schlechten Zustände in Kopf- und Frauenklinik.

Ein zunächst geplanter Neubau der Kopfklinik im Bestand, also an gleicher Stelle, wurde verworfen. Zu viele Unwägbarkeiten und Hürden taten sich auf. Vor zwei Jahren dann der Befreiungsschlag: die Erweiterung der Uniklinik auf der grünen Wiese. Knapp 20 Hektar sollte der Freistaat dafür ankaufen. Nach vollmundiger Ankündigung trat man dann aber auf der Stelle.

"Wir sind unserem Stiftungsvermögen verpflichtet und brauchten einen adäquaten Wertausgleich."
Oberpflegamtsdirektor Walter Herberth, Stiftung Juliusspital

Über viele Monate wurde gefeilscht. Man stritt um ein Vorkaufsrecht samt Bodenpreisen aus den 90er Jahren. Die Stiftung Juliusspital hatte dieses Recht einst der Uniklinik für ihren Ausbau eingeräumt. Oberpflegamtsdirektor Walther Herberth unterstrich vor der Presse, dass man die Erweiterung niemals blockieren wollte, "schon gar nicht aus irgendwelchen Wettbewerbsgedanken", weil das Juliusspital selbst Klinikbetreiber ist (Klinikum Würzburg Mitte). "Aber wir sind unserem Stiftungsvermögen verpflichtet und brauchten einen adäquaten Wertausgleich." Schließlich gehen zehn Hektar  landwirtschaftliche Fläche verloren, "unsere Landwirte verdrücken heute ein paar Tränen", so Herberth. 

Grundstücksankauf unter Dach und Fach: Zufrieden nach dem Notartermin waren (von links) Walter Herberth (Juliusspital), Jan Knippel (Staatliches Bauamt), Georg Ertl (Uniklinik), Katrin Hartmann (Immobilien Freistaat Bayern), Matthias Frosch (Medizin-Dekan), OB Christian Schuchardt und Sabine Wehrmann (Uni Würzburg).
Foto: Thomas Obermeier | Grundstücksankauf unter Dach und Fach: Zufrieden nach dem Notartermin waren (von links) Walter Herberth (Juliusspital), Jan Knippel (Staatliches Bauamt), Georg Ertl (Uniklinik), Katrin Hartmann (Immobilien Freistaat ...

Nutzen können sie die Äcker bis zum Spatenstich für die neuen Kliniken. Und der soll nach Zeitplan des Staatlichen Bauamts erst in fünf Jahren sein. So lange benötige man für eine "hochkomplexe Planung" beginnend mit einem Wettbewerb bis zur Vergabe der Aufträge, erklärte Jan Knippel, im Bauamt zuständig für die Universität. Er will mit der Planung loslegen, wartet nun auf den konkreten Auftrag aus dem Ministerium. 

Klinikdirektor Georg Ertl hofft auf zügige Realisierung

Über eine halbe Milliarde Euro soll – bei einer Bauzeit von weiteren fünf Jahren – in einem ersten Abschnitt verbaut werden, der zweite Abschnitt kostet kaum weniger. Viel Geld für den Freistaat. Uni-Klinikdirektor Ertl hofft, dass die Planung schnell vorangeht, der Bau konsequent finanziert wird und keine 15 bis 20 Jahre vergehen, bis die neuen Kliniken stehen. Stamm versprach, sich weiter dafür einzusetzen und erinnerte an die jüngste Regierungserklärung von Ministerpräsident Markus Söder. Darin hatte er auch auf marode bauliche Zustände an den Universitäten hingewiesen und Abhilfe durch ein Milliardenprogramm angekündigt.

Wie wichtig eine moderne Infrastruktur ist, betonte Uni-Präsident Alfred Forchel: "Es geht nicht nur um Quantität, sondern um die Qualität." Das gilt für Klinikchef Ertl mit Blick auf die Versorgung der Patienten aus ganz Mainfranken, aber auch im Wettbewerb um Personal. Mit rund 6800 Beschäftigten ist das Uniklinikum der größte Arbeitgeber in Würzburg. 

Das Schrägluftbild zeigt die Lage des Erweiterungsgeländes (Pfeil) oberhalb des Uniklinik-Parkplatzes. Im Vordergrund ist das Doppelzentrum für Operative und Innere Medizin mit seinen vier Bettenhäusern zu erkennen.
Foto: Berthold Diem / Uniklinikum Würzburg | Das Schrägluftbild zeigt die Lage des Erweiterungsgeländes (Pfeil) oberhalb des Uniklinik-Parkplatzes. Im Vordergrund ist das Doppelzentrum für Operative und Innere Medizin mit seinen vier Bettenhäusern zu erkennen.

Oberbürgermeister Christian Schuchardt verwies auf den nun beginnenden Bau der Straßenbahnverlängerung durch das Klinikareal bis zur neuen Wendeschleife am Erweiterungsgelände. Seit den 90er Jahren liefen hier die Planungen, die 1,3 Kilometer lange Trasse kostet laut OB mittlerweile 38,5 Millionen Euro, der Freistaat übernehme hier gut die Hälfte. Die ÖPNV-Erschließung aller Unikliniken schaffe eine gute Anbindung und auch eine Verkehrsentlastung im Stadtteil Grombühl.

Alte Kliniken könnten für Medizin-Studierende genutzt werden

Statt der anfänglich diskutierten fast 20 Hektar hat der Freistaat aus Kostengründen "nur" zehn Hektar für den Klinikausbau erworben. Das reicht für die aktuellen Pläne. Sollte die Uniklinik künftig noch weiter wachsen, hat das Juliusspital in neuen Verhandlungen nun freie Hand: Uni und Freistaat haben – als Teil der Vereinbarung – auf die übrigen Vorkaufsrechte verzichtet. 

Und was passiert nach Realisierung der Neubauten mit den alten Kliniken? Hier hat Prof. Matthias Frosch als Dekan der medizinischen Fakultät schon Bedarf für Lehre und Medizinerausbildung angemeldet. Für Details sei es aber noch zu früh.

 
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  • P. L.
    Ach, kein Wettbewerb zwischen den Kliniken? Die Uni-Klinik hat bald sämtliche Kreiskrankenhäuser zwischen Dörzbach und Haßfurt platt gemacht. Und jetzt soll Juliusspital das nächste Opfer werden. Gigantismus by Freistaat Bayern!
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  • S. G.
    5 Jahr für die Planung. In der Hälfte der Zeit ist es in anderen Ländern möglich riesige Flughäfen zu bauen. Deutschland schafft sich ab........
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  • F. K.
    Wenn Sie stattdessen lieber in solchen Ländern (China, Türkei, etc.) leben wollen, viel Spaß... Dort werden eben einfach mal tausende Menschen entschädigungslos zwangsumgesiedelt und historische Kulturgüter dem Erdboden gleichgemacht.

    Auch wenn sich fünf Jahre lang anhören: Hier geht es immerhin um ein Milliardenprojekt, das mal mindestens ein halbes Jahrhundert halten soll (so wie die Noch-Kopfklinik). Und wenn man im Vorhinein alles durchdenkt und richtig macht, u.a. auch die sicher zu erwartenden Einwendungen von Nachbarn etc. sauber abarbeitet, wird man dadurch ansonsten zu erwartende Gerichtsverfahren abkürzen oder sogar ganz vermeiden.

    Ich hab’s lieber länger, aber gründlich als schnellschnell und gepfuscht.
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  • K. K.
    die *gelbe Markierung für die Straba "suggeriert (Foto 1) ..... eine

    breite Zufahrt (auch) zu den bisherigen Kliniken und bestehenden Parkmöglichkeiten.
    Wer von unten (Zinklesweg oder Josef-Schneider-Str. ) kommt, kann sich das im Augenblick - Geländebedingt - überhaupt nicht vorstellen. Wenn der *OB die Meinung hat, " die Straba mit ihren Personentransport würde *erheblich den Verkehr in Grombühl entlasten, dann " irrt " er. Die Pkw-Nutzer kommen von weit her und aus ganz Nordbayern und dem sg. Speckgürtel von WÜ. Sie müssten also irgendwo im Stadtgebiet zusteigen und dort ihre Pkw abstellen. Wo ist das in der Masse möglich ?

    Die ersten Planungen sollten daher sein: "wie kommt man hin, ohne die bisherigen Zufahrten=Grombühl, noch mehr zu belasten. Es muss was Grosses her, denn die neue
    sgn. *Behelfszufahrt über den "Schwarzenberg kann für die > Neubauten < keine Lösung sein. Es kann nur *hintenrum gehen - jetzt wo man weiss wo die Grenzen sind. Bis an die Stadtgrenze nach Rimpar.
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