
200 Wasserrohrbrüche pro Jahr, die Klimatechnik vor dem Zusammenbruch, durch alte Fenster zieht es: Die Kopfklinik der Universität muss dringend saniert beziehungsweise neu gebaut werden. Pläne dafür sind gemacht, Mittel vom Freistaat zugesagt. Doch siehe da: Ausgerechnet auf Wunsch ihres Leiters wurde die Klinik nun in die Denkmalliste aufgenommen. Was also hat Vorrang: Denkmalschutz oder medizinische Versorgung?
Der Hickhack geht seit Monaten. Während die Uni-Spitze auf einen Neubau an gleicher Stelle setzt, will Klinikchef Professor Rudolf Hagen lieber den Bestand erhalten und sanieren. Warum, dazu möchte er sich gegenüber dieser Zeitung nicht äußern. Anders als gegenüber dem Landesamt für Denkmalpflege: Dort hat der Mediziner – er organisierte vor zehn Jahren die Sanierung einer großen HNO–Klinik in Stuttgart – die Aufnahme der Würzburger Kopfklinik in die Denkmalliste angeregt. Was in der Zwischenzeit geschehen ist. Zum Unmut der Uni-Leitung und zur Verwunderung der Stadt.
Bürgermeister Adolf Bauer über den Denkmalstatus
Sie wurde in einer Sitzung des Kulturausschusses über den taufrischen Denkmalstatus der Kopfklinik informiert. „Da sind wir doch überrascht“, meinte Bürgermeister Adolf Bauer trocken. Kaum einer scheint den Grombühler Krankenhauskomplex, gebaut zwischen 1964 und 1973, als bewahrenswertes Denkmal einzuordnen. Dass es zumindest Stadtheimatpfleger Hans Steidle tut, macht die Sache noch pikanter und verwobener.
In einer Stellungnahme würdigt Steidle: „Dieser Komplex stellte eine neue Stufe der in eine Klinikarchitektur umgesetzten interdisziplinären, medizinischen Kooperation und deren global erstmalige Realisierung dar. Die Würzburger integrale Kopfklinik wirkte konzeptionell und in der räumlichen Disposition vorbildhaft.“ Das Landesamt für Denkmalpflege teilt diese Einschätzung. Zitat aus dem Denkmaleintrag: Es handele sich um die „erste integrale Kopfklinik, in der die Spezialkliniken der Kopforgane synergetisch zur interdisziplinären Zusammenarbeit in Patientenversorgung, Forschung und Lehre nach dem medizinischen Konzept von Horst Ludwig Wullstein architektonisch in einer Anlage zusammengeführt sind.“
Dagegen bezweifelt das Staatliche Bauamt die Einmaligkeit und baukünstlerische Bedeutung der Kopfklinik. Und die Uni sah sich bestenfalls vor den Kopf gestoßen, ihre Pläne auf den Kopf gestellt. Professor Christoph Reiners, ärztlicher Direktor der Uni-Klinik, hält einen Neubau an gleicher Stelle für unausweichlich: „Wir brauchen ihn dringend. Die Bausubstanz ist komplett überaltert.“ Eine Sanierung sei laut Gutachtern nicht vernünftig. Wesentliche Teile würden dabei nicht erneuert. Auch sei eine Sanierung bei laufendem Betrieb den Patienten „kaum zuzumuten“.
Der Neubau soll Schätzungen zufolge den Freistaat über 100 Millionen Euro kosten – bei einer Bauzeit zwischen fünf und acht Jahren. Im aktuellen Doppelhaushalt wurden zunächst 1,5 Millionen Euro für die Planung bereitgestellt – plus Verpflichtungsermächtigungen: Für elf Millionen Euro dürfen bis 2012 Aufträge vergeben werden. Konkret geplant wird laut Reiners seit drei Monaten. Der Neubau soll in zwei Bauabschnitten und mehreren Baufeldern erfolgen, so dass der Betrieb wenig beeinträchtigt wird.
Vergangene Woche scheinen in einem Gespräch zwischen Denkmalpflege, Uni, Regierung und Bauamt in Bamberg die Fronten abgebaut worden zu sein. Wie CSU-Politiker Bernd Sibler, Vorsitzender des Landesdenkmalrates, auf Anfrage berichtete, zeichnet sich ein Kompromiss ab. Danach bliebe die Kopfklinik auf der Denkmalliste. Abriss und Neubau soll dies aber nicht blockieren. „Das ist eine gute Nachricht.“ Es gelte Güter abzuwägen: Aus Siblers Sicht ist hier die medizinische Versorgung wichtiger als der Denkmalschutz.
Auch Generalkonservator Egon Greipl (Landesamt für Denkmalpflege) sieht die Beteiligten nach dem Treffen „auf einem guten und einvernehmlichen Weg“. Es werde keine Verzögerungen geben. Trotz Denkmalstatus seien bauliche Veränderungen möglich: „Das ist ja eine Klinik und kein Museum.“ Erleichtert zeigt sich der Würzburger Landtagsabgeordnete Oliver Jörg (CSU) – seit längerem bemüht, den Konflikt zu entschärfen. „Eine Klinik, die für medizinische Grundversorgung sowie für Wissenschaft und Fortschritt steht“, sagt er, „muss sich weiterentwickeln können.“ Deshalb habe er „kein Verständnis für ein Denkmalkorsett“.
Kopfklinikum Würzburg
In der Kopfklinik sind folgende Einrichtungen untergebracht, sie arbeiten interdisziplinär zusammen:
• Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten, plastische und ästhetische Operationen
• Augenklinik
• Klinik für Strahlentherapie
• Neurologische Klinik
• Neurochirurgische Klinik
• Abteilung für Neuroradiologie (Institut für Röntgendiagnostik)
Von einer weltoffenen, modernen und aufgeklärten Welt weit entfernt.
Da passt die Aussage des Chefs: Ich will erhalten, aber mich nicht äußern. Das passt wie die Faust aufs Auge (um nicht zu sagen auf die Nase;) )für die gesamte Abteilung.
Heerscharen meist renommierter Architekten und Planer diverser Behörden sind beschäftigt....und nach 30Jahren stehen in der Regel abriss empfohlene Ruinen da...
Wird saniert....bleiben große Mängel über-anderes Beispiel die"alte Hautklinik" Oberlichte nicht zu öffnen an den FEnstern,Zimmer nicht klimatisiert,Bewegungsmelder im Bad geht nach kurzer Zeit dauernd aus...UNGLAUBLICH
Kaum zu glauben,dass für diesen Pfusch erster Güte und Bausünden auch noch hoch dotierte Beamte am Planen waren und für diese Katastrophen,die sie planerisch mit verursacht hatten... auch noch bezahlt wurden...
"Bist Du recht dumm,hast Du ein altes Haus und baust es um"...möglich,dass der hoch geschätzte Herr Prof.Hagen noch nie umgebaut hatte oder noch nie mit dem Denkmalschutz zu tun hatte-ein Alptraum sondersgleichen..wenn man ähnlich lautende Berichtterstattungen in Erinnerung hat
Wirklich ein Schreckenserlebnis für den Rest des Lebens. Ausnehmen möchte ich ausdrücklich die medizinische Versorgung. Die Uniklinik hat nun wirklich viele alte Gebäude. Wie man auf die Idee kommen kann, diesen "Kasten" unter Denkmalschutz zu stellen und dafür Unsummen an Steuergeldern zu verschleudern, ist mir unerklärlich. Gründe finden sich freilich immer. Vorrangig sollte in einem Krankenhaus immer die Patientenversorgung sein. Diese Priorität sollte wohl unstrittig sein. Vielleicht hat der Klinikchef zu wenig Arbeit - oder er kümmert sich nicht um die eigentlichen Probleme? Das sollte man ihm vielleicht einmal ans Herz legen. Bevor er weiterhin seine teure Arbeitszeit für "Träume vom Denkmalschutz" verschwendet.