zurück
WÜRZBURG
Freistaat kauft 22 Hektar für Uniklinik
Das sind die Bauvorhaben des Uniklinikums im neuen Bereich Nord. Foto: Dziamski/Universitätsklinikum Würzburg
Foto: Thomas Obermeier | Das sind die Bauvorhaben des Uniklinikums im neuen Bereich Nord. Foto: Dziamski/Universitätsklinikum Würzburg
Ernst Lauterbach
 |  aktualisiert: 27.04.2023 05:11 Uhr

Der Dienstag war ein freudiger Tag für Georg Ertl, den Ärztlichen Direktor des Universitätsklinikums Würzburg (UKW). Ein Tag, der auch für den Standort und die Region von großer Bedeutung sei, wie Ertl am Vormittag bei einer Pressekonferenz sagte. Er verkündete dabei eine komplette „Änderung der Strategie des UKW, wie wir uns baulich weiter entwickeln wollen“.

Der Hintergrund der Freude: Der Freistaat kauft für das UKW eine 22 Hektar große Fläche derzeitigen Ackerlandes des Juliusspitals nördlich des Zentrums für Innere Medizin (ZIM) und des Zentrums für operative Medizin (ZOM). Dort werden, anders als bislang geplant, eine neue Kopfklinik als Ersatz für die aus den 1960er Jahren stammende Klinik sowie das Frauen-Mutter-Kind-Zentrum des UKW entstehen. Die Planer erhoffen sich dadurch neue Synergien.

Beide Kliniken sollten ursprünglich innerhalb des Bestands des UKW entlang der Josef-Schneider-Straße in Grombühl gebaut werden: Das Frauen-Mutter-Kind-Zentrum sollte auf dem Gelände des Luitpoldkrankenhauses östlich der Straße errichtet werden. Die Kopfklinik sollte an ihrem derzeitigen Standort Zug um Zug abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden.

Platz- und Geldprobleme

Doch tauchten im Verlauf der Planungen durch die gleichzeitig geplante Ansiedlung neuer Einrichtungen, wie beispielsweise des neuen Helmholtz-Instituts, auf der einen Seite Platzprobleme auf. Durch schwer umsetzbare bauliche Vorgaben der neuen Kopfklinik standen auf der anderen Seite finanzielle Probleme im Weg, berichtete Peter Mack, Bereichsleiter Universitätsbau beim staatlichen Bauamt Würzburg. Zudem sei nur ein Beitrag des Architektenwettbewerbs städtebaulich vertretbar gewesen. „Durch die Hanglage der Kopfklinik wurde da aber viel in die Untergeschosse gepackt“, so Mack am Dienstag. „Das hat uns eingeholt, als es um die Kosten ging.“

„Wir saßen in einer Falle, es ist einfach zu eng dort“, sagte Ertl. Dann aber hätten Landtagspräsidentin Barbara Stamm und der Würzburger CSU-Landtagsabgeordnete Oliver Jörg, zugleich stellvertretender Vorsitzender des Wissenschaftsauschusses des Landtags, den „Knoten durchschlagen“. Beide hätten sich in München „mit einer großen Kraftanstrengung“ dafür eingesetzt, dass die Pläne in eine zukunftsweisende Richtung geändert werden konnten, ohne dass es dabei zu zeitlichen Verzögerungen der Planungen kommen werde. „Es geht auch mit den neuen Plänen zügig weiter“, bestätigte Stamm.

Bedarf für betreutes Wohnen

Die Pläne sehen so aus: Der Freistaat kauft für das UKW die 22 Hektar zwischen Klinikgelände und Rotkreuzhof. Die Stiftung Juliusspital erhält im Gegenzug die ehemalige Poliklinik in der Würzburger Innenstadt. Für diesen Standort gebe es schon viele Ideen, sagte Walter Herberth, Oberpflegamtsdirektor des Juliusspitals. So gebe es zum Beispiel Bedarf für betreutes Wohnen im direkt benachbarten Seniorenheim der Stiftung.

Auf dem neuen Gelände des UKW sollen nun zunächst das Frauen-Mutter-Kind-Zentrum mit 22 500 Quadratmetern Nutzfläche, die Kopfklinik mit 29 000 Quadratmetern und eine neue Energiezentrale für die Kliniken entstehen. Die Bauanträge für den ersten Bauabschnitt könnten laut Peter Mack noch in diesem Jahr gestellt werden, dann folgen Architektenwettbewerb und Bauleitplanung.

„Wir haben viele Ideen und viele Mittel“

Beginn des ersten Bauabschnitts könnte bereits Ende 2021 sein, so Mack. Mit der Fertigstellung des ersten Bauabschnittes rechnet er für das Jahr 2026. Je nach Mittelbereitstellung - Mack geht von einem Finanzbedarf von 700 bis 750 Millionen Euro aus - könnte parallel mit dem zweiten Bauabschnitt begonnen werden, der 2030/31 fertig gestellt werden würde. Auf die frei werdenden Flächen an der Josef-Schneider-Straße spekuliert bereits Universitätspräsident Alfred Forchel. „Wir haben viele Ideen und viele Mittel, bislang fehlte der Platz“, sagte er.

Erschlossen werden sollen die beiden Kliniken mit rund 35 000 Patienten im Jahr durch die bereits laufende Verlängerung der Straßenbahnline 1 und 5, sagte Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt. Was eine Erschließung durch den bereits diskutierten Ausbau der Straße „Am Steinlein“ von der Versbacher Straße her betreffe, könne eine Lösung hier nur gemeinsam mit den Bürgern gefunden werden, mahnte Oliver Jörg. „Das ist ein Thema für sich“. Zwischen der Stadt und der Klinikleitung gibt es die Vereinbarung, dass der Zinklesweg nach Fertigstellung der Straßenbahnverlängerung geschlossen werden soll. Als „Ersatz“ war zunächst ein Ausbau der Straße „Am Steinlein“ erwogen worden. Dagegen aber war schon beim ersten Bekanntwerden der Pläne Widerstand der betroffenen Anwohner laut geworden. Sie befürchteten zusätzlichen Durchgangsverkehr nicht nur zum Universitätsklinikum, sondern auch in Richtung Oberdürrbach und den westlichen Landkreis.

Eine reine Verlagerung der Kliniken

Auch wenn durch eine reine Verlagerung der Kliniken ja nicht mehr Verkehr fließen werde, sagt Ertl,  könnte in direkter Nähe auch ein weiteres Parkhaus entstehen. Denn in ganz weiter Ferne sieht Ertl auf dem Gelände einen Medizincampus mit weiteren Einrichtungen des UKW, zum Beispiel der Hautklinik, Schwesternschulen, Verwaltungsgebäuden oder Gebäuden für Forschung und Lehre. Und auch die Psychiatrie am Margarete-Höppel-Platz sei ja „schwer in die Jahre gekommen“.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Ernst Lauterbach
Alfred Forchel
Barbara Stamm
Bayerischer Landtag
Christian Schuchardt
Geldprobleme
Krankenhäuser und Kliniken
Oliver Jörg
Ultrakurzwelle
Universitätskliniken
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • P. L.
    Bisher ist das nur die gute Nachricht für die Bauplanung, daß insb. die Kopfklinik nicht unter laufendem Betrieb abgerissen wird. 100m neben dem OP klopft ein Bagger fröhlich Fundamente aus dem Boden. Kunstfehler, what shall´s - also vom Tisch. Damit könnte man auch den Standort Röntgenring komplett freischaufeln um dort die FH besser unter zu bringen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. P.
    Unsere Mobilität macht`s möglich, dass die vielen Krankenhäuser auf dem Land geschlossen sind. Man wird in so großen Zentren nur überredet-alle medizinischen Geräte werden doppelt und dreifach genutzt. Man ist nur noch eine Nummer. Alles digital alles in einer Hand, und die akademische Führungsriege verdient ein Vermögen und das umstrukturierte Personal ist überfordert. Wir dürfen das Land nicht vernachlässigen. mMn.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • S. K.
    ... und am Besten die Straba gleich noch weiter verlängern, denn die Planungen dauern ja auch immer Jahrzente bis zur Umsetzung. zwinkern
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • A. S.
    Gute Nachrichten und das ganz zufällig kurz vor der Wahl.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • V. C.
    Das sind sehr gute Nachrichten für unsere Stadt. Bekanntermaßen ist ein Campussystem immer besser als ein Pavillonsystem.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • B. L.
    Was genau so wichtig wie die Klinik ist, sind die Parkmöglichkeiten fürs Auto.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • E. W.
    Schade dass manche gleich wieder Kritik an einer solch tollen Nachricht für den Krankenhausstandort Würzburg haben. In der Stadt wohnen wollen, aber auch gleichzeitig die Vorteile des Landlebens, wie Ruhe, haben wollen. Diese Lösung wird während der Umsetzung auch die Anwohner entlasten und ist langfristig die günstigere und für die Versorgung der Patienten beste Lösung. Frau Stamm und Herrn Jörg sollte unser Dank und Lob für ihren Einsatz gehören.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. K.
    am beständigsten sind: Veränderungen

    na da bin ich ja mal gespannt, welche Strassenerschliessung den Planern einfällt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten