Dicke Stahlrohre ragen aus der tiefen Baugrube heraus, zahlreiche Handwerker und Bauarbeiter sind am werkeln und hohe Gerüste sowie Bewehrungseisen lassen schon erahnen, wo zukünftig Innenwände stehen werden: Die knapp 69 Millionen Euro teure und seit Sommer 2018 laufende Sanierung des Mainfranken Theaters nimmt sichtbar an Fahrt auf. Das 1966 eröffnete Mainfranken Theater Würzburg soll bis zur Saison 2022/23 umfassend saniert und um ein neues "Kleines Haus" mit rund 330 Plätzen erweitert werden. Im ersten Bauabschnitt wird der neue Vorbau mit der neuen zweiten Spielstätte errichtet werden. Diese soll als Übergangsbühne genutzt werden, wenn im zweiten Bauabschnitt das "Große Haus" saniert wird.
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Baugrube ist inzwischen vollständig ausgehoben
"Wir befinden uns jetzt in der ersten richtigen Bauphase", beschreibt Dirk Terwey, der Leitende Direktor des Theaters, den Fortschritt der Sanierungsarbeiten. "Alles was wir vorher hatten, waren bauvorbereitende Maßnahmen." Inzwischen ist die Baugrube vollständig ausgehoben und es konnte mit dem Rohbau des Anbaus, wo sich später unter anderem das neue "Kleine Haus" befinden soll, begonnen werden. Die Konstruktion des bestehenden großen Theaterfoyers wird hierbei nicht berührt, die neue Konstruktion wird komplett vor den Altbau gesetzt.
Bei einem Rundgang über die Baustelle zeigt Terwey eine Art Balkon mit Blick über die gesamte, knapp neun Meter tiefe Baugrube. An dieser Stelle etwa befand sich vor dem Umbau die Würfel-Skulptur auf dem Vorplatz des Mainfranken Theaters. Er nennt den Balkon seinen "Lieblingsort" auf der Baustelle, habe man dort doch einen "wunderbaren Blick" auf die Übergangssituation. Denn die dortigen Stahlkonstruktionen sind Teil einer Zwischenetappe, die vorab so nicht eingeplant war.
Bekanntlich steht das Theater dort, wo sich früher der erste Würzburger Hauptbahnhof, der Ludwigsbahnhof, befand. Dieser wurde beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 zerstört und seine Ruine bis Mitte der 60er-Jahre abgetragen, um Platz für das Theater zu machen. Allerdings sind einige Reste im Untergrund verblieben, die beim Ausheben der Baugrube überraschend zutage traten und entfernt werden mussten.
Der Bereich unter dem Bestandsgebäude werde zukünftig ein Lagerraum für Bühnentechnik. Die neuen beiden Probebühnen werden sich in dem noch freien Bereich im Untergeschoss des geplanten Kopfgebäudes befinden.
Und auch für die Erweiterung des Theaters in Richtung Parkhaus wurde mit Bohrpfählen bereits eine Baugrube vorbereitet. "Die kann man aber schon gar nicht mehr sehen, weil darüber bereits wieder asphaltiert wurde", erklärt Terwey. Durch diese Erweiterung sollen später Werkstätten und Proberäume vergrößert werden, um zusätzliche Arbeitsflächen im Haupthaus beziehungsweise auf den Probebühnen zu schaffen.
Auch im Inneren herrscht Großbaustelle
Draußen wie drinnen herrscht Großbaustelle: Das obere Foyer des Theatergebäudes gleicht aktuell einem großen Zwischenlager. An der einen Wand stehen Stühle und Tische der Theatergastronomie, der Boden ist ausgelegt mit Plastikfolien, an der Fensterfront Richtung Kardinal-Faulhaber Platz stehen letzte Gerüste vom Bau der Bauschutzwand. "Ab Oktober planen wir mit dem neuen Kopfgebäude das Obergeschoss von der Höhe her zu erreichen", sagt Projektleiter Johannes Stier. Hierfür müsse die Glasfassade des Bestandsgebäudes später demontiert werden. Als Sicherung wurde in den Theaterferien der Großteil der Schutzwand, eine Trockenbauverschalung, eingebaut. "Dann kann das neue Haus hoffentlich problemlos empor wachsen."
Doch bis Mitte September, zum Beginn der neuen Spielzeit, muss im Foyer wieder alles in Ordnung gebracht sein, denn das Große Haus soll dann wieder bespielt werden. "Keine Sorge, bis dahin wird dort wieder Leben herrschen", verspricht der Bauingenieur beim Rundgang über die Baustelle.
Die Trennwand im Foyer, die vorher nur im Erdgeschoss stand, hat sich nun bis nach oben durchgezogen. Außerdem wurde auch mit den vorbereitenden Baumaßnahmen auf der Seite zur Oeggstraße begonnen, dort wird später ein Tunnel das Bestandsgebäude mit dem Hauptgebäude verbinden.
Reibungslose Arbeiten auf der Baustelle- bis jetzt
Als unkompliziert beschreibt der Leitende Direktor die Bauarbeiten bis jetzt. Und auch bei den Kosten "sind wir weiterhin in unserem Rahmen", wie Terwey sagt. Die Kosten für die Sanierung des Mainfranken Theaters werden aktuell weiterhin mit 68,9 Millionen Euro kalkuliert. "Wir befinden uns momentan in einer Kostenentwicklung, die uns noch keine Sorgen machen muss." Nicht so wie im Augsburger Theater beispielsweise, dessen Modernisierung deutlich teurer als bislang geplant wird. 20 Millionen Euro mehr müssen dort für die Sanierung zusätzlich eingeplant werden. "Davon sind wir glücklicherweise weit entfernt", meint Terwey. Aber: "Reibungslos wird es nicht laufen, da bin ich mir sicher. Das ist im Baugeschäft doch immer so."
Ähnliches gilt es auch für den Zeitablauf. Zwar sollte die neue Spielstätte bereits im Herbst des kommenden Jahres eröffnet werden und "wegen des Ludwigsbahnhofs wird es jetzt doch Winter werden", aber trotz allem befinden sich die Bauarbeiten noch im Zeitrahmen. Eine offizielle Grundsteinlegung wird zum traditionellen Theaterfest "Auftakt" am 22. September im "relativ großen Rahmen" erfolgen. "Da freuen wir uns schon sehr darauf", meint Dirk Terwey. Bis dahin werde auch die Decke des neuen Untergeschosses fertig sein.
Mit Beginn der Spielzeit 2022/23 soll das runderneuerte und erweiterte Mainfranken Theater dann komplett fertiggestellt sein.