Architektonisch eindrucksvoll und funktional zukunftsweisend soll es sein, das neue Mainfranken Theater, das in den nächsten vier Jahren in der Hülle des alten entstehen soll. Und es soll dafür sorgen, dass auch in den kommenden Jahrzehnten Theateraufführungen und Konzerte in einem Mehrspartenbetrieb künstlerisch und wirtschaftlich möglich sind. Und das vielleicht nicht nur als von der Stadt Würzburg betriebene Bühne für die Region, sondern möglicherweise sogar als ein bayerisches Staatstheater, wie es Ministerpräsident Markus Söder vor ein paar Tagen in Aussicht stellte. Doch das ist noch Zukunftsmusik.
Stadtrat entscheidet einstimmig
Im Hier und Jetzt steht aktuell die Generalsanierung des Dreispartenhauses auf dem Spielplan und mit der hatte sich am Mittwoch der Werkausschuss und am Donnerstag der Stadtrat zu beschäftigten. Im Ausschuss gab es für die Entwurfsplanung eine Gegenstimme, das Plenum befürwortete sie einstimmig. Daran änderte auch die Tatsache nichts,dass die Sanierungskosten im Vergleich zur Vorentwurfsplanung noch einmal um knapp vier Millionen Euro angewachsen sind.
In der Vorentwurfsplanung, der eine Kostenschätzung zugrunde lag, sollte das Sanierungspaket noch für 65 Millionen Euro zu haben sein. In der Entwurfsplanung, die jetzt vorgelegt wurde, stehen 68,9 Millionen Euro. Das hat seinen Grund: Denn bei jedem Planungsschritt wurden die einzelnen Bausteine des komplexen Sanierungsprogramms mehr und mehr präzisiert. Damit wurden auch die Kostenberechnungen zunehmend exakter. Man sei jetzt bei einer „belastbaren Kostenberechnung für das Projekt“ angekommen, sagt dazu Dirk Terwey, der geschäftsführende Direktor des Theaters. Parallel zu den Kostensteigerungen hat die Theaterleitung im Zusammenwirken mit einem Lenkungskreis, dem auch Stadtratsmitglieder angehören, aber auch die Kosten für andere Positionen gesenkt, indem beispielsweise darauf verzichtet wurde, alle Gebäudeteile mit Naturstein zu verkleiden.
Vorarbeiten ab nächster Woche
Schon jetzt sind im Theater die ersten Handwerker zugange, um vorbereitende Arbeiten vorzunehmen. Ab nächste Woche rücken dann die Bagger an, um den Atrium-Vorbau abzureißen und vor dem Gebäude eine große Baugrube auszuheben. In dieser wird dann eine Bohrstahlwand gesetzt, die als Untergrund-Abstützung für den neuen Vorbau dient. Das alles muss zügig vor sich gehen, denn Mitte September beginnt die neue Theater-Spielzeit und dann muss das Gebäude für die Besucher wieder zugänglich und die Funktionseinrichtungen (Kasse, Garderobe) müssen verlegt und betriebsbereit sein. In den beiden nächsten Spielzeiten 2018/19 und 2019/20 können das Große Haus und die Kammerspiele wie gewohnt genutzt werden.
Foyer über drei Ebenen
Architekt Ulf Sturm vom Hamburger Architekturbüro pfp, der als Objektplaner die Sanierung leitet, ließ die Stadtratsmitglieder anhand von Visualisierungen schon einmal ins künftige Theatergebäude schauen. Blickfang ist dabei das völlig neue Foyer auf drei Ebenen. Eine große geschwungene Treppe erschließt die verschiedenen Bereiche vom Erdgeschoss mit Eingangsbereich, Kassen, Theaterbistro und Mitarbeiterversorgung, über die erste Etage mit Bar, Garderoben und Ballettsaal bis zur neuen zweiten Spielstätte im neuen gläsernen Kopfgebäude.
Orchestergraben wird größer
Das neue Große Haus unterscheidet sich visuell zunächst nur wenig vom bisherigen, in ihm werden aber, so erklärte Intendant Markus Trabusch, „Akustikfallen beseitigt“. Neues Mobiliar biete „etwas mehr Platz“, sagte er, musste aber Hoffnungen auf spürbar mehr Beinfreiheit zunichte machen. Da der betonierte Untergrund des Zuschauerraums „nur saniert und nicht erneuert wird“, könnten die Stühle nicht grundsätzlich neu angeordnet werden. Eine Kompletterneuerung hätte „hohe Mehrkosten“ verursacht, sagte der Intendant. Weil der Orchestergraben vergrößert werden soll, wird die bisherige erste Sitzreihe entfallen.
Die neue zweite Spielstätte auf der oberen Ebene soll laut Tarbusch vorwiegend für Ballett und Schauspiel, aber auch kleinere Musiktheater-Aufführungen genutzt werden. Dort gibt es rund 300 Zuschauerplätze. Dieser Saal soll während der Sanierung des Großen Hauses (2020 bis 2022) als Übergangsspielstätte genutzt werden.
Nur teilweise Natursteinfassaden
Auch bei der Gestaltung der Außenfassaden wurde darauf geachtet, die Kosten nicht explodieren zu lassen. Lediglich das Hauptgebäude mit den Theatersälen wird eine Natursteinverkleidung bekommen, alle anderen Gebäudeteile erhalten eine Putzfassade. Durch den Verzicht auf eine komplette Natursteinfassade konnten 630 000 Euro eingespart werden.
Dass die Sanierungskosten ein weiteres Mal angestiegen sind, begründete Dirk Terwey damit, dass neue Funktionalitäten erst zu einem relativ späten Zeitpunkt ins Sanierungsprogramm aufgenommen werden konnten. Als Beispiele nannte er erhöhte Kosten für die Schadstoffsanierung (360 000 Euro), Mehraufwand bei der Betonsanierung (260 000 Euro), Zusatzkosten für die Technik im neuen Kopfbau (1,3 Millionen Euro) oder durch Ausschreibungsergebnisse bedingte Kostensteigerungen bei der Baugrube vor dem Theater (1,16 Millionen).
Nächster Schritt: Baugenehmigung
Sowohl im Ausschuss als auch im Stadtrat gab es mehrere Fragen zu Planungsdetails, aber grundsätzlich in Frage gestellt wurde die Entwurfsplanung nicht mehr. Nach dem Ja zu den Plänen kann das Mainfranken Theater nun die Baugenehmigung für das Gesamtprojekt bei der Stadt Würzburg beantragen und die Förderanträge bei der Regierung von Unterfranken stellen.