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Landkreis Würzburg
Machtkampf im Würzburger Kreistag: Landrat Eberth hat kein Vertrauen mehr in die Vorständin des Kommunalunternehmens
Die Zukunft von Eva von Vietinghoff-Scheel steht auf dem Spiel, weil Landrat Eberth eine Neuausschreibung der Vorstandsposition im Kommunalunternehmen plant.
Am Montag kommt es im Kreistag zum Showdown zwischen Landrat Thomas Eberth und der Vorständin des Kommunalunternehmens  Eva vonVietinghoff-Scheel.
Foto: Rene Ruprecht, Andreas Jungbauer; Collage: Daniel Biscan | Am Montag kommt es im Kreistag zum Showdown zwischen Landrat Thomas Eberth und der Vorständin des Kommunalunternehmens Eva vonVietinghoff-Scheel.
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 02.05.2024 02:45 Uhr

Showdown im Kreistag: An diesem Montag sucht Landrat Thomas Eberth (CSU) die Entscheidung. Im Konflikt mit der Vorständin des landkreiseigenen Kommunalunternehmens (KU) würde er Eva von Vietinghoff-Scheel, die seit April 2023 alleine an der Spitze des Unternehmens steht, am liebsten sofort abberufen. "Aber dafür habe ich keine Mehrheit im Kreistag", sagt Eberth.

Also zieht er aus seiner Sicht die nächste Möglichkeit: Die Vorstandsposition soll neu ausgeschrieben werden. "In der 26-jährigen Unternehmensgeschichte gab es das noch nie. Jetzt kann man mal den Versuch wagen", ist er überzeugt. 

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Vorständin des Kommunalunternehmens

Ob er allerdings an diesem Montag dafür die Mehrheit der 70 Kreisrätinnen und Kreisräte hinter sich hat, ist fraglich. Es dürfte knapp werden, denn die Fraktionen von Bündnis90/Die Grünen, SPD und UWG/Freie Wähler stellen ihren interfraktionellen Antrag, Vietinghoffs Vertrag um weitere fünf Jahre bis Ende März 2030 zu verlängern, dagegen. Zusammen haben sie 36 Sitze im Kreistag.

Bereits im Dezember 2023 diskutierten die Kreisrätinnen und Kreisräte über eine vorzeitige Vertragsverlängerung für die Vorständin des KU. Die CSU-Fraktion wollte vor einer Wiederbestellung noch offene und umstrittene Fragen aus einer Sonderprüfung des Kommunalunternehmens durch das Kreisrechnungsprüfungsamt klären und schaffte es in einer nichtöffentlichen Debatte wohl auch, Kreistagsmitglieder anderer Fraktionen auf ihre Seite zu ziehen, so dass die Mehrheit für eine Wiederbestellung wackelte. 

Einen Monat später hat die Staatsanwaltschaft Würzburg wegen des Verdachts der Untreue ein Ermittlungsverfahren gegen Vietinghoff-Scheel, ihren Vorgänger und jetzigen Vorstandsreferenten Alexander Schraml und eine weitere Führungskraft des Kommunalunternehmens eingeleitet. 

Vietinghoff-Scheel wirft dem Landrat Mobbing vor

"Das Vertrauensverhältnis wird dadurch weiterhin erheblich gestört", schreibt Michael Dröse, der die Stabsstelle Landrat leitet, in die öffentliche Sitzungsvorlage. "In den letzten Monaten war eine Zusammenarbeit zwischen Vorständin und Landrat schwierig, sehr angespannt und auf keiner vertrauensvollen Basis mehr möglich", heißt es im Text.

Offensichtliche Spannungen zwischen Eberth und Vietinghoff-Scheel gibt es immer wieder. Zuletzt kam es im Kreisausschuss am 15. April zu einem Scharmützel. Das Gremium diskutierte über eine Änderung der Unternehmenssatzung für das KU. Die Vorständin beklagte, dass sie keine  Sitzungsunterlagen erhalten habe.    

Auch als am vergangenen Donnerstag in Iphofen Kreisrätinnen und Kreisräte der Landkreise Würzburg und Kitzingen erstmals über eine mögliche Zusammenarbeit oder Fusion der Main-Klinik Ochsenfurt und der Klinik Kitzinger Land sprachen, sei sie in die Vorbereitungen der Sitzung nicht eingebunden gewesen, sagt Vietinghoff-Scheel. Die Main-Klinik gehört zum Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg. "Wenn die Vorständin außen vor bleibt, fällt das von der Definition her unter Mobbing", sagt sie offen im Gespräch mit dieser Redaktion. 

Grüne, SPD und Freie Wähler stehen hinter Vietinghoff-Scheel

"Das ist der Vorwurf, der zum Vertrauensbruch geführt hat", sagt Eberth. "Wir sind jetzt so weit, dass ich mit ihr nicht alleine reden kann." Die bis dahin regelmäßigen Gespräche zwischen ihm und Vietinghoff-Scheel finden seitdem nicht mehr statt. 

Die 44-jährige Juristin möchte weiterhin für das Kommunalunternehmen verantwortlich sein. Im Sinne des Unternehmens sei sie bereit, weiterhin professionell zu arbeiten, und stehe auch einer für Juni geplanten Mediation zwischen ihr und dem Landrat positiv gegenüber. "Ich wäre ja bei allem dabei, wenn der Landrat nur das Gespräch suchen würde", sagt sie. Sie habe den Eindruck, dass es längst nicht mehr um das Unternehmen und um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen würde.  

Die Fraktionsvorsitzenden von Bündnis90/Die Grünen stehen hinter der Vorständin. "An den Untreue-Vorwürfen ist nichts dran. Es gilt die Unschuldsvermutung. Wir wollen weiter mit ihr zusammenarbeiten, weil sie eine gute Arbeit macht", sagt Sven Winzenhörlein. "Sie ist eine ausgezeichnete Vorständin", meint auch stellvertretende Landrätin Karen Heußner. 

CSU möchte einen Neuanfang ohne Alexander Schraml

"Es geht um das Wohl des Kommunalunternehmens –und hier macht sie einen guten Job", sagt Stefan Wolfshörndl, Fraktionsvorsitzender der SPD im Kreistag. "Die SPD-Fraktion steht geschlossen hinter der Vorständin." Auch die UWG und FW-Fraktion sei mehrheitlich dafür, dass der Vertrag mit Vietinghoff-Scheel verlängert werde, allerdings gebe es auch zwei Fraktionsmitglieder, die das anders sehen, sagt Fraktionschef Hans Fiederling.

Björn Jungbauer, Chef der 27-köpfigen CSU-Fraktion, sagt dagegen: "Wir wünschen uns ein offenes und transparentes Verfahren, das dem neuen Vorstand oder der Vorständin Rückendeckung geben kann. Außerdem seien einige rechtliche Fragen noch nicht geklärt." Für den Neuanfang sei es wichtig, sich von Alexander Schraml, der noch als Vorstandsreferent für das Unternehmen tätig ist, zu trennen, fordert Jungbauer. Das setzt auch Landrat Eberth voraus.

Eine Neuausschreibung der Vorstandsfunktion wollen auch die Kreistagsmitglieder von ÖDP und FDP, die jeweils zwei Sitze im Kreistag haben.

Schramls Nachfolgerin wurde 2019 noch von allen Fraktionen getragen

Schraml war von 2005 bis 31.März 2023 als Vorstand an der Spitze des Kommunalunternehmens. Im November 2019 hat er den Kreistagsfraktionen die mit Landrat Eberhard Nuß vereinbarte Übergabe an seine Nachfolgerin vorgestellt. "Alle waren damals damit einverstanden, dass Frau von Vietinghoff und ich das Unternehmen bis zum 31. März 2023 zunächst gemeinsam führen und sie danach alleine an der Spitze steht", sagt Schraml. "Auch Kreisrat Thomas Eberth, der damals schon als Landratskandidat feststand, war damit einverstanden."

 
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Kommentare
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  • Hermann Spitznagel
    Ich frage mich , was der Herr Schraml immer noch im KU zu suchen hat.
    In der Wirtschaft räumt der Alte heute sein Büro und morgen übernimmt der/die Neue.
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  • Thomas Diener
    Der Landrat H. Eberth verhält sich für eine Führungsperson eigentlich sehr unprofessionell.
    Dieses Machogehabe besonders in den Parteien entspricht nicht mehr den Führungsstil
    in der heutigen Zeit. Es wird dabei nur Verlierer geben und wenn ich mir die aktuelle
    Erfolgsbilanz des jetzigen Landrates anschauen = Diplomatisch gesagt :
    " Da ist noch viel Luft nach oben ! " .
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  • Ralf Eberhardt
    Hier mein Kommentar vom 21.12.23 (Thema "kein neuer Vertrag): "Mir drängt sich der Verdacht auf, dass eine eher männergeprägte CSU mit einer engagierten Frau ein "Problem" hat. Wenn es nur um sachliche Themen ginge, wäre es ein leichtes, diese in Offenheit und öffentlicher Weise zu behandeln. UND: wenn man nach vielen Jahren von Frau Vietinghoff-Scheel in leitenden und verantwortungsvollen Positionen - auch im Landratsamt - nicht weiß, woran man bei ihr ist, dann stimmt doch was nicht. Fazit: hier wird aus parteipolitischen Gründen ein Problem inszeniert. Meine Meinung!" Vielleicht sollte ich mich als Wahrsager betätigen.
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  • Hermann Spitznagel
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Sabine Schulz
    Die Stelle des Landrats wird in zwei Jahren neu ausgeschrieben. Aber vermutlich schafft man es wieder nicht, die Kräfte zu bündeln.
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  • Kerstin Celina
    Ich habe großen Respekt vor der Leistung von Eva Vietinghof-Scheel, die dieses Unternehmen zum Wohle des Landkreises sorgsam und umsichtig seit Jahren leitet. Unser seit vielen Jahren funktionierendes KU ist weit über den Landkreis hinaus bekannt. Wenn ein Landkreis sich entscheidet, Verantwortung an ein KU abzugeben, dann steht und fällt der Erfolg mit der Lei(s)tung des Personals. Und die erbringt Frau Vietinghof-Scheel immer zu hundert Prozent und immer zum Wohl des Landkreises. Dafür gebührt ihr Respekt und Anerkennung.
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  • Bernd Spengler
    Der einzige, der bisher „neu auszuschreiben“ wäre, ist ein politisch ungeschickt und in Personalführung überfordert wirkender Landrat. Ihm bleibt nur der Rücktritt, denn er hat die Vorständin beschädigt - und das KU.
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  • Hiltrud Erhard
    Wäre es nicht sinnvoll, wenn alle Beteiligten erst einmal die Füße etwas still halten würden und nicht voreingenommen durch die Gegend schießen sondern intern die Fakten zu klären?

    Ich verstehe nicht wie die "Opposition" ohne offensichtliches substanzielles Hintergrundwissen sich nicht öffnet und das sachliche Gespräch sucht!
    Das ist das eine!
    Zum anderen ist es unverständlich, wenn Dinge außerhalb der geschuldeten Leistung öffentlich lanciert werden, die nichtöffentlich sein sollten! Personalangelegenheiten sind bis zum Beschluss nicht öffentlich!
    Oder denkt die Opposition: Gott sei dank , haben wir jetzt ein Thema, was griffig genug ist um medienwirksam zu agieren.
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  • Hans Vogel
    Wieso denken Sie, dass die Opposition die Öffentlichkeit sucht? Wer denken Sie hat die Presse bereits Mitte Dezember über die Untersuchung der Staatsanwaltschaft informiert, offensichtlich lange bevor die Opposition oder gar die jetzt Beschuldigten informiert wurden? Hiervon hatte nur eine Person einen Vorteil..
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  • Georg Ries
    Hallo Frau Erhard,
    wen sehen Sie im Kreistag als "Opposition", eine "Regierungskoalition" kann ich nicht erkennen....
    VG
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  • Martin Deeg
    Sobald einseitig die Staatsanwaltschaft hinzugezogen bzw. instrumentalisiert wird, ist die andere Konfliktpartei immer in der Defensive.
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  • Renate Demling
    Liebe Frau Erhard, wenn Sie Ihre Parteibrille abnehmen würden könnte man Ihre Kommentare vielleicht ernst nehmen. Ggf. halten Sie sich ein wenig zurück. Man muss nicht zu allem eine "Meinung" haben. Grüße
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  • Hiltrud Erhard
    OmG! Ihre parteitaktischen Spielchen sind so durchschaubar und sie denken doch allen ernstes, hier geht es um meine Parteibrille. Ist es nicht umgekehrt?
    Sie stellen keine Fragen.
    Sie stellen nicht die richtigen Fragen in der Sache und lassen sich instrumentalisieren.
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  • Georg Ries
    Eine Frage wurde nie beantwortet. Anscheinend auch von der Presse / Herrn Fritz nie gestellt. Weshalb wurde der Vorstandsposten nicht öffentlich ausgeschrieben? Was qualifiziert Frau Vietinghoff-Scheel diese herausragende Position ohne Ausschreibung zu übergeben? Welche Funktionen hat sie bekleidet, die diese Personalie rechtfertigten? Oder war das Ganze ein politischer Kuhhandel?
    Bei einem derart belasteten Verhältnis diese Dame jetzt durchzudrücken, das würde in der freien Wirtschaft nie passieren. Über die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft verliert man auch kein Wort. Herr Fritz?
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  • Thomas Fritz
    Sehr geehrter Herr Ries, über die Ermittlungen der Staatsanwalt hat die Redaktion ausführlich berichtet und die Hintergründe erklärt. Auch in diesem Artikel wird darauf Bezug genommen.
    Viele Grüße
    Thomas Fritz, Redakteur
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  • Georg Ries
    Sehr geehrter Herr Fritz,
    Ihren Bericht vom 26.01. habe ich gelesen. Gab es seither Aktualisierungen? Was sagt die STA aktuell zum Stand der Ermittlungen? Über ein Update würde ich mich freuen
    Viele Grüße
    Georg Ries
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  • Martin Deeg
    Prognose: das Verfahren wird sang- und klanglos eingestellt, da es an jeglichem Strafgehalt fehlt….

    Evtl. versucht man aber auch - aus Gründen - die Methode: jetzt erst recht! Und ein Gericht stellt dann eben fest: kein Strafgehalt.
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  • Thomas Fritz
    Ein Update gab es erst vor zwei Wochen. Die Ermittlungen dauern weiterhin an und die entsprechenden Disziplinarverfahren bei der Landesanwaltschaft laufen. Nachzulesen hier: https://mainpost.de/regional/wuerzburg/wuerzburgs-landrat-eberth-im-kreuzfeuer-es-geht-um-vertrauensbruch-und-ein-geheimgespraech-mit-der-staatsanwaltschaft-art-11450903
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  • Hiltrud Erhard
    Ok! Und was sagt das jetzt aus? Welche Schlüsse lässt dies zu?
    Wenn das Ganze so eindeutig wäre, würde das Verfahren dann noch andauern oder weiterverfolgt werden?
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  • Georg Ries
    Besten Dank Herr Fritz, das hatte ich gar nicht so richtig wahrgenommen. Im Hinblick auf diese Ermittlungen, mittlerweile auch der Landesanwaltschaft, scheint es fragwürdig, jetzt den Vertrag mit der Vorständin durchzudrücken!
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