Showdown im Kreistag: An diesem Montag sucht Landrat Thomas Eberth (CSU) die Entscheidung. Im Konflikt mit der Vorständin des landkreiseigenen Kommunalunternehmens (KU) würde er Eva von Vietinghoff-Scheel, die seit April 2023 alleine an der Spitze des Unternehmens steht, am liebsten sofort abberufen. "Aber dafür habe ich keine Mehrheit im Kreistag", sagt Eberth.
Also zieht er aus seiner Sicht die nächste Möglichkeit: Die Vorstandsposition soll neu ausgeschrieben werden. "In der 26-jährigen Unternehmensgeschichte gab es das noch nie. Jetzt kann man mal den Versuch wagen", ist er überzeugt.
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Vorständin des Kommunalunternehmens
Ob er allerdings an diesem Montag dafür die Mehrheit der 70 Kreisrätinnen und Kreisräte hinter sich hat, ist fraglich. Es dürfte knapp werden, denn die Fraktionen von Bündnis90/Die Grünen, SPD und UWG/Freie Wähler stellen ihren interfraktionellen Antrag, Vietinghoffs Vertrag um weitere fünf Jahre bis Ende März 2030 zu verlängern, dagegen. Zusammen haben sie 36 Sitze im Kreistag.
Bereits im Dezember 2023 diskutierten die Kreisrätinnen und Kreisräte über eine vorzeitige Vertragsverlängerung für die Vorständin des KU. Die CSU-Fraktion wollte vor einer Wiederbestellung noch offene und umstrittene Fragen aus einer Sonderprüfung des Kommunalunternehmens durch das Kreisrechnungsprüfungsamt klären und schaffte es in einer nichtöffentlichen Debatte wohl auch, Kreistagsmitglieder anderer Fraktionen auf ihre Seite zu ziehen, so dass die Mehrheit für eine Wiederbestellung wackelte.
Einen Monat später hat die Staatsanwaltschaft Würzburg wegen des Verdachts der Untreue ein Ermittlungsverfahren gegen Vietinghoff-Scheel, ihren Vorgänger und jetzigen Vorstandsreferenten Alexander Schraml und eine weitere Führungskraft des Kommunalunternehmens eingeleitet.
Vietinghoff-Scheel wirft dem Landrat Mobbing vor
"Das Vertrauensverhältnis wird dadurch weiterhin erheblich gestört", schreibt Michael Dröse, der die Stabsstelle Landrat leitet, in die öffentliche Sitzungsvorlage. "In den letzten Monaten war eine Zusammenarbeit zwischen Vorständin und Landrat schwierig, sehr angespannt und auf keiner vertrauensvollen Basis mehr möglich", heißt es im Text.
Offensichtliche Spannungen zwischen Eberth und Vietinghoff-Scheel gibt es immer wieder. Zuletzt kam es im Kreisausschuss am 15. April zu einem Scharmützel. Das Gremium diskutierte über eine Änderung der Unternehmenssatzung für das KU. Die Vorständin beklagte, dass sie keine Sitzungsunterlagen erhalten habe.
Auch als am vergangenen Donnerstag in Iphofen Kreisrätinnen und Kreisräte der Landkreise Würzburg und Kitzingen erstmals über eine mögliche Zusammenarbeit oder Fusion der Main-Klinik Ochsenfurt und der Klinik Kitzinger Land sprachen, sei sie in die Vorbereitungen der Sitzung nicht eingebunden gewesen, sagt Vietinghoff-Scheel. Die Main-Klinik gehört zum Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg. "Wenn die Vorständin außen vor bleibt, fällt das von der Definition her unter Mobbing", sagt sie offen im Gespräch mit dieser Redaktion.
Grüne, SPD und Freie Wähler stehen hinter Vietinghoff-Scheel
"Das ist der Vorwurf, der zum Vertrauensbruch geführt hat", sagt Eberth. "Wir sind jetzt so weit, dass ich mit ihr nicht alleine reden kann." Die bis dahin regelmäßigen Gespräche zwischen ihm und Vietinghoff-Scheel finden seitdem nicht mehr statt.
Die 44-jährige Juristin möchte weiterhin für das Kommunalunternehmen verantwortlich sein. Im Sinne des Unternehmens sei sie bereit, weiterhin professionell zu arbeiten, und stehe auch einer für Juni geplanten Mediation zwischen ihr und dem Landrat positiv gegenüber. "Ich wäre ja bei allem dabei, wenn der Landrat nur das Gespräch suchen würde", sagt sie. Sie habe den Eindruck, dass es längst nicht mehr um das Unternehmen und um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen würde.
Die Fraktionsvorsitzenden von Bündnis90/Die Grünen stehen hinter der Vorständin. "An den Untreue-Vorwürfen ist nichts dran. Es gilt die Unschuldsvermutung. Wir wollen weiter mit ihr zusammenarbeiten, weil sie eine gute Arbeit macht", sagt Sven Winzenhörlein. "Sie ist eine ausgezeichnete Vorständin", meint auch stellvertretende Landrätin Karen Heußner.
CSU möchte einen Neuanfang ohne Alexander Schraml
"Es geht um das Wohl des Kommunalunternehmens –und hier macht sie einen guten Job", sagt Stefan Wolfshörndl, Fraktionsvorsitzender der SPD im Kreistag. "Die SPD-Fraktion steht geschlossen hinter der Vorständin." Auch die UWG und FW-Fraktion sei mehrheitlich dafür, dass der Vertrag mit Vietinghoff-Scheel verlängert werde, allerdings gebe es auch zwei Fraktionsmitglieder, die das anders sehen, sagt Fraktionschef Hans Fiederling.
Björn Jungbauer, Chef der 27-köpfigen CSU-Fraktion, sagt dagegen: "Wir wünschen uns ein offenes und transparentes Verfahren, das dem neuen Vorstand oder der Vorständin Rückendeckung geben kann. Außerdem seien einige rechtliche Fragen noch nicht geklärt." Für den Neuanfang sei es wichtig, sich von Alexander Schraml, der noch als Vorstandsreferent für das Unternehmen tätig ist, zu trennen, fordert Jungbauer. Das setzt auch Landrat Eberth voraus.
Eine Neuausschreibung der Vorstandsfunktion wollen auch die Kreistagsmitglieder von ÖDP und FDP, die jeweils zwei Sitze im Kreistag haben.
Schramls Nachfolgerin wurde 2019 noch von allen Fraktionen getragen
Schraml war von 2005 bis 31.März 2023 als Vorstand an der Spitze des Kommunalunternehmens. Im November 2019 hat er den Kreistagsfraktionen die mit Landrat Eberhard Nuß vereinbarte Übergabe an seine Nachfolgerin vorgestellt. "Alle waren damals damit einverstanden, dass Frau von Vietinghoff und ich das Unternehmen bis zum 31. März 2023 zunächst gemeinsam führen und sie danach alleine an der Spitze steht", sagt Schraml. "Auch Kreisrat Thomas Eberth, der damals schon als Landratskandidat feststand, war damit einverstanden."
In der Wirtschaft räumt der Alte heute sein Büro und morgen übernimmt der/die Neue.
Dieses Machogehabe besonders in den Parteien entspricht nicht mehr den Führungsstil
in der heutigen Zeit. Es wird dabei nur Verlierer geben und wenn ich mir die aktuelle
Erfolgsbilanz des jetzigen Landrates anschauen = Diplomatisch gesagt :
" Da ist noch viel Luft nach oben ! " .
Ich verstehe nicht wie die "Opposition" ohne offensichtliches substanzielles Hintergrundwissen sich nicht öffnet und das sachliche Gespräch sucht!
Das ist das eine!
Zum anderen ist es unverständlich, wenn Dinge außerhalb der geschuldeten Leistung öffentlich lanciert werden, die nichtöffentlich sein sollten! Personalangelegenheiten sind bis zum Beschluss nicht öffentlich!
Oder denkt die Opposition: Gott sei dank , haben wir jetzt ein Thema, was griffig genug ist um medienwirksam zu agieren.
wen sehen Sie im Kreistag als "Opposition", eine "Regierungskoalition" kann ich nicht erkennen....
VG
Sie stellen keine Fragen.
Sie stellen nicht die richtigen Fragen in der Sache und lassen sich instrumentalisieren.
Bei einem derart belasteten Verhältnis diese Dame jetzt durchzudrücken, das würde in der freien Wirtschaft nie passieren. Über die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft verliert man auch kein Wort. Herr Fritz?
Viele Grüße
Thomas Fritz, Redakteur
Ihren Bericht vom 26.01. habe ich gelesen. Gab es seither Aktualisierungen? Was sagt die STA aktuell zum Stand der Ermittlungen? Über ein Update würde ich mich freuen
Viele Grüße
Georg Ries
Evtl. versucht man aber auch - aus Gründen - die Methode: jetzt erst recht! Und ein Gericht stellt dann eben fest: kein Strafgehalt.
Wenn das Ganze so eindeutig wäre, würde das Verfahren dann noch andauern oder weiterverfolgt werden?