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Würzburg
Neue Leitung: Eine Frau an der Spitze des Landkreis-Kommunalunternehmens
Eine Juristin macht Karriere im Landkreis Würzburg: Eva von Vietinghoff leitet ab April das Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg - und wird eine mächtige Frau.
Alexander Schraml und Eva von Vietinghoff-Scheel führen ab April 2020 gemeinsam das Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg.
Foto: Kommunalunternehmen | Alexander Schraml und Eva von Vietinghoff-Scheel führen ab April 2020 gemeinsam das Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg.
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 19.10.2020 10:32 Uhr

Eva von Vietinghoff-Scheel ist seit Jahren im Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg tätig. Jetzt macht die Juristin Karriere. Zum 1. April 2020 soll sie an der Seite von Alexander Schraml als weiterer und gleichberechtigter Vorstand die Landkreis-Holding leiten. Sie ist damit zuständig für Müll und Wasser, ein bisschen Abwasser ist auch dabei, für die Main-Klinik in Ochsenfurt, für die landkreiseigenen Altenheime und für den öffentlichen Personennahverkehr. Viele sagen, der Chef des Kommunalunternehmens habe mehr Macht als der Landrat. Wie sieht Eva von Vietinghoff-Scheel ihre neue Aufgabe? Und was sagt eigentlich Alexander Schraml dazu?

Frage: Woher kommt denn eigentlich das 'von' in Ihrem Namen?

Eva von Vietinghoff-Scheel: Das ist ein ganz alter Titel, der zu einem ehemaligem Ritteradel gehört. 

Legen Sie Wert auf diese drei Buchstaben?

von Vietinghoff-Scheel: Überhaupt nicht. Es gehört eben zu meinem Namen dazu. Das 'von Vietinghoff' hat sich bei mir so eingebürgert. Das 'Scheel' lasse ich persönlich gerne weg, obwohl es auch dazu gehört. Den Doppelnamen habe ich seit meiner Geburt. Er ist nicht angeheiratet. Ansonsten lege ich auf meine adelige Herkunft keinen Wert.

Im April 2020 werden Sie an der Seite von Alexander Schraml die mächtigste Frau im Landkreis. Oder? 

von Vietinghoff-Scheel: Gemeine Frage. So sehe ich das überhaupt nicht. Aber ich freue mich natürlich, dann an der Spitze des Kommunalunternehmens sein zu dürfen und in dieser Position auch meinen Einfluss geltend machen zu dürfen. 

Wenn Sie sich nicht als die mächtigste Frau im Landkreis sehen, dann . . . 

von Vietinghoff-Scheel: sehe ich mich als Chefin des Kommunalunternehmens und damit auch als Chefin von über 1000 Mitarbeitern, für die ich verantwortlich bin - und ich zusehen muss, dass es ihnen immer gut geht. 

Als Juristin mit Prädikatsexamen hätten Sie doch auch Notarin werden können oder eine Karriere in der Justiz machen können. Warum haben Sie sich für das Kommunalunternehmen entschieden?

von Vietinghoff-Scheel: Ich war am Anfang meiner Karriere fünf Monate in Frankfurt in einer großen Kanzlei, obwohl ich niemals Anwältin werden wollte. Und es war genau so, wie ich es mir vorgestellt habe. Parallel hatte ich auch weitere Bewerbungen laufen. Ich hätte tatsächlich auch Richterin werden können. Aber in Rosenheim - und damit weg von meinem Mann. Schließlich bekam ich ein Angebot, in der Verwaltung zu arbeiten. Und ich hatte einfach Lust, mit Menschen zu arbeiten. Insoweit bin ich beim Kommunalunternehmen jetzt bestens aufgehoben. 

Eva von Vietinghoff-Scheel
Foto: Kommunalunternehmen | Eva von Vietinghoff-Scheel
Sie haben Familie. Ist Ihre neue Führungsposition damit vereinbar?

von Vietinghoff-Scheel: Ja. Das ist sehr gut eingetaktet und geht im Zweifel auch mal zu meinen Lasten, weil die Zeit nur für mich leidet. Aber das ist kein Leiden. Ich bin sehr gut organisiert, habe die Nachmittage frei für meine Kinder und arbeite viel abends von zuhause aus. Und bin darüber eigentlich ganz froh, weil ich da auch mal meine Ruhe habe. 

Müll, Wasser, Altenheime, der ÖPNV, die Main-Klinik: Das Kommunalunternehmen ist in den vergangenen 21 Jahren ganz schön gewachsen. Gibt es noch Luft nach oben?

von Vietinghoff-Scheel: Immer. Wir wollen eine Pflegeschule gründen, ambulant betreute Wohngemeinschaften werden entstehen. Es muss immer weiter gehen. 

Wäre Wohnungsbau ein neues Feld für das Kommunalunternehmen?

von Vietinghoff-Scheel: Das finde ich sehr spannend. Erst einmal müssten die Zuständigkeiten abgeklärt werden. Aber warum nicht? 

Noch bis Ende März 2023 wird Ihnen Alexander Schraml zur Seite stehen. Dann geht er in Ruhestand.

Alexander Schraml: Nein, ich höre als Vorstand auf. Aber mit 59 Jahren gehe ich noch nicht in Ruhestand. Aber das Unternehmen hat dann mal jemanden anderes verdient. Das meine ich sehr ernst, nicht kokettierend. 

Was haben Sie denn von Herrn Schraml gelernt, Frau von Vietinghoff?

von Vietinghoff-Scheel: Ganz, ganz viel. Wieviel Zeit haben Sie denn? 

Dann nennen Sie doch mal drei Eigenschaften, die Ihnen spontan einfallen.

von Vietinghoff-Scheel: Wo wir uns prima ergänzen, ist die Führung der Mitarbeiter, die sehr wertschätzend ist - da lernen wir gegenseitig auch noch immer weiter voneinander. Was ich gelernt habe, ist strategisches Denken. Da lerne ich auch noch dazu und als Vorstand des KUs brauche ich das auch. Und diese Zielstrebigkeit, dieser Wille etwas zu machen. 

Wo sehen Sie das Kommunalunternehmen im Jahr 2033, also zehn Jahre nach der Ära Schraml?

von Vietinghoff-Scheel: Bis dahin haben wir mit Uettingen acht Pflegeheime, vielleicht kommt noch eines dazu. Wir werden dann auch eine Handvoll von gut funktionierenden Wohngemeinschaften haben, die ambulant betreut werden. Wahrscheinlich sind wir dann mitten in der Sanierung der Main-Klinik. Bis dahin ist vielleicht auch die Mainschleifenbahn reaktiviert. Ich bin auch zuversichtlich, was die Hausärzteversorgung auf dem Land angeht, um die wir uns kümmern wollen. Eventuell haben wir dann auch Wohnungen für unsere Mitarbeiter in der Pflege gebaut.  

Mit Ihnen kommt erstmals eine Frau an die Spitze des Kommunalunternehmens, jetzt fehlt eigentlich nur noch eine Landrätin, oder?

von Vietinghoff-Scheel: Ich freue mich über jeden, der gewählt wird.  

Eva von Vietinghoff-Scheel
Eva von Vietinghoff -Scheel wurde 1980 in Leonberg (Baden-Württemberg) geboren. Sie lebt mit ihrer Familie in Karbach im Landkreis Main-Spessart. In Würzburg und Schweinfurt hat sie Rechtswissenschaften studiert und nach einer kurzen Zeit als Rechtsanwältin in Frankfurt am Main wechselte sie in die öffentliche Verwaltung. Zunächst ans Staatliche Bauamt in Würzburg, danach übernahm sie die Leitung des Bauamtes am Landratsamt Würzburg. Seit Mai 2016 ist Eva von Vietinghoff Justiziarin beim Kommunalunternehmen. 
 
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Kommentare
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  • heinz.rack
    Das Kommunalunternehmen hatte bei seiner Gründung mit den Herren Riedmeyer und Dr. Schramel zwei Vorstände .
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  • happy2606@gmx.de
    Wurde Herr Schraml jemals gefragt, wie sich seine Position mit der Familie vereinbaren lässt?
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  • stb-richard.mueller@t-online.de
    Überflüssiger und rein spekulativer Kommentar von attheendoftheday. Für den Glückwunsch, der eine Selbstverständlichkeit sein sollte, gibt es ein gefällt mir und für den spekulativen Kommentar 18. Leider das momentane Spiegelbild unserer Gesellschaft. Wir sollten froh sein, dass es noch Menschen gibt, die Verantwortung übernehmen und sie dabei unterstützen. Sehr sinnvoll ist, dass durch eine Doppelspitze ein geregelter Übergang möglich ist und sich die Nachfolgerin einarbeiten kann. Herrn Schraml und Frau von Vietinghoff-Scheel wünsche ich eine gute und erfolgreiche Zusammenarbeit zum Wohle des ganzen Kommunalunternehmens.
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  • georg-ries@web.de
    War diese Stelle ausgeschrieben? Wenn nicht, ist das ziemlich daneben!! Keinerlei Erfahrung in der Führung eines Großunternehmens! Da gäbs sicher Bewerber mit entsprechender Erahrung!

    Außerdem fehlt im Lebenslauf der Frau vonVietinghoff ihr Gastspiel bei der Gemeinde Veitshöchheim, da war sie doch auch mal beschäftigt.
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  • waldemar.01
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • Beate.Winkler.Wuerzburg@t-online.de
    Herzlichen Glückwunsch liebe Eva von Vietinghoff!
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  • attheendoftheday
    Für das Gehalt des zweiten Vorstandes müssen dann 6 arbeitende im Kommunalunternehmen gehen.
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